Graves
[graːv], französisches Weinbaugebiet im Bordelais, westlich und südlich von Bordeaux; 1994 wurden (bei 3 400 ha bestockter Rebfläche) 140 000 hl Wein erzeugt, zu rd. 60 % Rotwein (v. a. aus Cabernet- und Merlottrauben); die Weißweine (trocken oder lieblich) werden v. a. aus Sauvignon- und Sémillontrauben bereitet. Seit 1987 bildet das Kerngebiet im Norden unmittelbar bei Bordeaux die eigene Appellation contrôlée Pessac-Léognan, hier liegt auch das einzige bereits 1855 klassifizierte Weingut in Graves: Haut-Brion.
Graves
[greɪvz],
1) [greɪvz ], Michael amerikanischer Architekt und Designer, * Indianapolis (Indiana) 9. 7. 1934; eröffnete 1964 sein erstes Architekturbüro, ab 1967 konnte er erste Bauten realisieren. Graves gehört zu den Vätern einer postmodernen Architektur; er greift Elemente der Renaissance und der klassischen Traditionen auf, die er mit modernen Materialien und Raumkonzeptionen, besonders im Dekor auch mit trivialen Motiven vom Ende des 20. Jahrhunderts kombiniert. Die Anordnung von Bauten im Raum greift z. B. römischer Villenbau oder stadtplanerische Konzepte von C.-N. Ledoux auf. Tradierte Bauformen wie Turm, Zentralbau oder Arkaden erhalten einen spielerischen Charakter. Wert legt Graves auf die farblich differenzierte Außengestaltung seiner Gebäude, wobei er die Farben der Umgebung aufgreift. Sein Innendesign ist schulebildend.
Werke: Public Services Building, Portland, Oregon (1980-82); Humana Building, Louisville, Ky. (1982-86); Riverbank Music Center, Cincinnati, Ohio (1983); Sotheby's Tower, New York (1985); Umbau des Whitney Museum of Art, New York (1985-89); Zentrale der Disney-Corporation, Burbank, Calif. (1985-91); Hotel New York im Vergnügungspark Euro Disney bei Paris (1988); die beiden Hotels Swan und Dolphin an einem künstlichen See in Disneyland in Orlando, Fla. (1986-88); Zentralbibliothek in Denver, Colorado (1991-95); Erweiterungsbau für das Michael C. Carlos Museum der Universität, Atlanta, Georgia (1993).
M. G. - buildings and projects 1990-1994, hg. v. K. V. Nichols u. a. (New York 1995).
2) Robert, eigentlich R. von Rạnke Graves, englischer Schriftsteller, * Wimbledon (heute zu London) 26. 7. 1895, ✝ Deyá (auf Mallorca) 7. 12. 1985; begann mit formschöner experimenteller Lyrik. Bekannt wurde er mit historischen Romanen, v. a. mit »I, Claudius« und »Claudius the god and his wife Messalina« (beide 1934; deutsch unter dem Titel »Ich, Claudius, Kaiser und Gott«), die zuweilen ironisierend und psychologisch deutend ein mit Anspielungen auf die Gegenwart durchsetztes geschichtliches Geschehen rekonstruieren; verfasste auch autobiographische Werke, u. a. »Good-bye to all that« (1929; deutsch »Strich drunter«), Biographien, Kurzgeschichten, Kinderliteratur sowie Schriften zur Literatur und Mythologie.
Weitere Werke: Romane: Antigua, penny, puce (1936; deutsch Rostbraun gezähnt); Count Belisarius (1938; deutsch Belisar von Byzanz, auch unter dem Titel Belisar, der Ruhmreiche); King Jesus (1946; deutsch König Jesus); Seven days in New Crete (1949; deutsch Sieben Tage Milch und Honig); Homer's daughter (1955; deutsch Nausikaa und ihre Freier).
Lyrik: Collected poems 1914-1947 (1948); The penny fiddle (1960, Kindergedichte); Poems 1968-70 (1970); New collected poems (1977).
Kurzgeschichten: Collected short stories (1964).
Abhandlungen: The Greek myths, 2 Bände (1955; deutsch Griechische Mythologie); The Hebrew myths (1964; deutsch Die Hebräische Mythologie).
Briefe: In broken images. Selected letters of R. Graves, 1914-1946, herausgegeben von P. O'Prey (1982); Between moon and moon. Selected letters of R. Graves, 1946-1972, herausgegeben von demselben (1984).
D. Day: Swifter than reason. The poetry and criticism of R. G. (Chapel Hill, N. C., 1963);
K. Snipes: R. G. (New York 1979);
R. P. Graves: R. G. (London 1986);
M. Seymour-Smith: R. G. His life and work (Saint Albans 1987);
D. N. G. Carter: R. G. The lasting poetic achievement (Basingstoke 1989).
Universal-Lexikon. 2012.