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Bordeaux
Bor|deaux 〈[bɔrdo:]〉
I 〈m.; -, - [ -do:s]〉 Rotwein aus der Umgebung der frz. Stadt Bordeaux; Sy Bordeauxwein
II 〈n.; -; unz.〉 = Bordeauxrot

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bor|deaux [bɔr'do: ] <indekl. Adj.>:
bordeauxrot.

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I
Bordeaux
 
[bɔr'do], Hauptstadt der Region Aquitanien und des Départements Gironde, wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt Südwestfrankreichs, am linken Ufer der Garonne, 98 km vor ihrer Mündung in den Atlantischen Ozean, 210 300 Einwohner (Agglomeration mehr als 696 000 Einwohner). Die Garonne wird seit 1967 von einer fast 1 600 m langen und rd. 53 m hohen Hängebrücke bei Lormont überspannt.
 
Bordeaux ist Sitz eines Erzbischofs, hat Universität (seit 1441, 1970 in drei Universitäten geteilt), Handelshochschule sowie Observatorium; Schifffahrts-, Kunst-, Kunstgewerbe- und historisches Museum, Theater. Alljährlich wird der »Mai musical international« mit Opern-, Konzert- und Filmvorführungen veranstaltet. Internationale Messe, Handelszentrum des Bordelais, des größten französischen Weinbaugebietes (Bordeauxweine).
 
Wirtschaft:
 
Wichtigste Industriezweige sind chemische und petrochemische Industrie, Kfz- und Flugzeugindustrie, Schiffbau, Maschinen- und Apparatebau, Möbel- sowie Nahrungs- und Genussmittelindustrie.
 
Verkehr:
 
Der Hafen steht mit rd. 9 Mio. t Umschlag an 7. Stelle in Frankreich; Erdölvorhäfen mit Raffinerien in Ambès, Pauillac, Le Verdon-sur-Mer; Einfuhr: Erdöl, Minerale, tropische Erzeugnisse (v. a. Hölzer); Ausfuhr: Erdölprodukte, Grubenhölzer, Kfz, Wein (größter Weinexporthafen der Erde). Bordeaux hat außerdem einen bedeutenden Fischereihafen; der Flughafen liegt im Westen der Stadt.
 
Stadtbild:
 
Die Stadt ist in ihrer heutigen Form v. a. im 18. Jahrhundert entstanden: großzügige Straßen, Plätze (Place de la Bourse, 1733 begonnen von J. Gabriel) und Bauwerke (Grand-Théâtre, 1773-80; Hôtel de Ville, 18. Jahrhundert) haben damals die Stadt zu einer der schönsten Frankreichs gemacht. Aus römischer Zeit sind Reste eines Amphitheaters (Palais Gallien) erhalten. Die Altstadt ist gekennzeichnet durch die Kirchen Saint-André (Mitte 12.-15. Jahrhundert, mit Figurenportal des 13. Jahrhunderts, daneben der frei stehende spätgotische Glockenturm [1440-66] »Tour Pey-Berland«), Saint-Seurin (12.-14. Jahrhundert; Fassade 19. Jahrhundert), Saint-Michel (spätgotisch, 14.-16. Jahrhundert) mit frei stehendem Glockenturm (1470-92) und Sainte-Croix (12./13. Jahrhundert). Von der Befestigung blieben erhalten die Porte de Cailhau (1493-95), jetzt Museum, und die Porte de la Grosse-Cloche mit 41 m hohem Turm (12.-15. Jahrhundert).
 
Geschichte:
 
Bordeaux, das gallorömische Burdịgala, wurde etwa im 3. Jahrhundert v. Chr. gegründet und war als Hauptort der keltischen Bituriges Vivisci (Bituriger) ein wichtiger Hafen und Handelsplatz. 56 v. Chr. von den Römern erobert, wurde Bordeaux im 2. Jahrhundert n. Chr. Hauptstadt der römischen Provinz Aquitania, später (um 300) der Provinz Aquitania II. Bereits die Römer betrieben hier Weinbau. Seit dem 4. Jahrhundert ist Bordeaux Bistum (später Erzbistum). 418 kam Bordeaux an die Westgoten, 507 an die Franken; die Grafschaft Bordeaux gehörte seit dem 7. Jahrhundert zum Herzogtum Aquitanien, im 10./11. Jahrhundert zum Herzogtum Gascogne, seit 1058 wieder zu Aquitanien; mit diesem war es Teil des Angevinischen Reiches und unterstand damit seit 1154 der englischen Krone. Die Handelsstadt hatte in dieser Zeit bedeutenden Weinexport nach England. 1451/53 wurde Bordeaux von den Franzosen zurückerobert und wurde dann Umschlagplatz für den Kolonialhandel (Asien, Nordamerika); 1712 Gründung einer Akademie der Wissenschaften und Künste; seine Bedeutung ging jedoch zurück durch den Verlust der französischen Kolonien in Nordamerika (1763) und besonders im 19. Jahrhundert durch die Kontinentalsperre, den Bau des Suezkanals und die Orientierung Frankreichs auf den afrikanischen Kontinent, wodurch Marseille als Hafenstadt bevorzugt wurde.
 
Literatur:
 
Histoire de B., hg. v. C. Higounet, 8 Bde. (Bordeaux 1962-74);
 
Histoire de B., hg. v. C. Higounet:(Toulouse 1980);
 
Croissance de l'espace urbain bordelais (Den Haag 1973).
 
II
Bordeaux
 
[bɔr'do], Henry, französischer Schriftsteller, * Thonon-les-Bains (Département Haute-Savoie) 29. 1. 1870, ✝ Paris 29. 3. 1963; beschrieb in vielen, ursprünglich gegen É. Zolas Naturalismus gerichteten Romanen die Welt der katholischen, konservativen Provinzfamilie des 19. Jahrhunderts. Außerdem verfasste er Kriegsbücher (u. a. »La chanson de Vaux-Douaumont«, 2 Bände, 1916-17), literarkritische Studien, Memoiren und Dramen.
 
Weitere Werke: Romane: Les Roquevillard (1906; deutsch Die Roquevillards); Les yeux qui s'ouvrent (1908; deutsch Die Geschichte einer Ehe); La maison (1913; deutsch Der Irrweg der Freiheit); Valombré (1928; deutsch Der Prozeß der Monica Descleaux); La brébis égarée (1953; deutsch Die Magd); Le flambeau renversé (1961).

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1Bor|deaux: Stadt in Frankreich.
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2Bor|deaux, der; - [bɔr'do:(s)], (Sorten:) - [bɔr'do:s]: Bordeauxwein.

Universal-Lexikon. 2012.