Groener,
Wilhelm, General und Politiker, * Ludwigsburg 22. 11. 1867, ✝ Bornstedt (heute zu Potsdam) 3. 5. 1939; trat 1884 in die württembergische Armee ein; war ab 1899 als Offizier im Großen Generalstab, in dem er 1912 die Leitung der Eisenbahnabteilung übernahm. Als Chef des Feldeisenbahnwesens (1914-16) hatte er einen Hauptanteil an der raschen Mobilisierung zu Beginn des Ersten Weltkriegs. 1916 wurde er Generalleutnant und Chef des neu geschaffenen Kriegsamtes, das eine Steigerung der Rüstung und Kriegswirtschaft bewirken sollte. Sein Eintreten für Arbeiterschutzbestimmungen, seine Stellungnahmen gegen Kriegsgewinne sowie seine Bemühungen, das Vaterländische Hilfsdienstgesetz sachlich und sozialpolitisch neutral anzuwenden, brachten Groener innenpolitisch in Schwierigkeiten, besonders jedoch in Gegensatz zu General E. Ludendorff. 1917 wurde Groener aus dem Kriegsamt abberufen und erhielt Frontkommandos. Als Erster Generalquartiermeister (1918-19) leitete er den Rückmarsch und die Demobilisierung des deutschen Heeres. Im November 1918 verbündete sich Groener mit den sozialdemokratischen Volksbeauftragten, besonders mit F. Ebert, zur Abwehr eines revolutionären Umsturzes in Deutschland (Ebert-Groener-Pakt). Innerhalb des Offizierskorps konnte er starke Widerstände gegen die Unterzeichnung des Versailler Vertrags überwinden. 1920-23 war Groener Reichsverkehrs- und 1928-32 Reichswehrminister. Als Reichsinnenminister (1931-32) im Kabinett Brüning setzte er das Verbot von SA und SS durch. - Groener suchte die Kluft zwischen Heerestradition und demokratische Republik zu überbrücken.
Schriften: Der Weltkrieg und seine Probleme (1920); Das Testament des Grafen Schlieffen (1927); Der Feldherr wider Willen (1930); Lebenserinnerungen (herausgegeben 1957).
D. Groener-Geyer: General G. Soldat u. Staatsmann (1955);
T. Vogelsang: Reichswehr, Staat u. NSDAP (1962);
G. Ritter: Staatskunst u. Kriegshandwerk, Bd. 3 (1964);
Hb. der dt. Militärgesch., hg. v. H. Meier-Welcker u. a., Bd. 2, Lfg. 4: Reichswehr u. Rep. 1918-1933 (1970);
G. W. Rakenius: W. G. als Erster Generalquartiermeister (1977).
Universal-Lexikon. 2012.