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Potsdam
Pọts|dam:
Landeshauptstadt von Brandenburg.

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I
Pọtsdam,
 
1) Hauptstadt des Landes Brandenburg, kreisfreie Stadt, 36 m über dem Meeresspiegel, am Südrand des Havellands, an der hier seenartig erweiterten Havel, grenzt im Nordosten an Berlin, 129 000 Einwohner; mehrere wissenschaftliche Institute (besonders im Wissenschafts-Park auf dem Telegraphenberg und im Stadtteil Babelsberg), darunter Universität und Fachhochschule Potsdam, Hochschule für Film und Fernsehen »Konrad Wolf«, wissenschaftliche Institute, Astrophysikalisches Institut mit Einsteinturm, Geoforschungszentrum, Zweigstelle des A.-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung und Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes, Institut für Klimafolgenforschung, Fraunhofer Institut, Brandenburg. Landeshauptarchiv, Armee-, Filmmuseum u. a. Museen; Filmerlebnispark Babelsberg. Potsdam ist Filmstandort mit Tradition sowie wichtiger Medienstandort. Die Wirtschaftsstruktur der Stadt wird durch ihre Funktion als Landeshauptstadt, städtisches Oberzentrum sowie durch den Dienstleistungssektor und den Fremdenverkehr bestimmt. Das Gewerbe (v. a. in Babelsberg und im Südosten der Stadt angesiedelt) ist mit Lebensmittel-, Baustoffindustrie, Sicherheitsglasherstellung und Orgelbau vertreten. S-Bahn-Verbindung nach Berlin.
 
Stadtbild:
 
Der historische Stadtkern mit seinen barocken und klassizistischen Bauten wurde 1945 durch Bomben schwer beschädigt. Erhalten blieben u. a.: das Hölländische Viertel, die barocke Französische Kirche (1751-53), das ehemalige Ständehaus (1770, Potsdam-Museum), das barocke ehemalige Militärwaisenhaus (1771-78), die frühklassizistische ehemalige Hauptwache (1795-97), das neugotische Nauener Tor (1754-55), das Brandenburger Tor (1770) und der Einsteinturm (1920/21) von E. Mendelsohn. Wiederhergestellt sind u. a.: das barocke Rathaus mit thronendem Atlas auf der Turmkuppel (1753-55), die klassizistische Nikolaikirche (1830-37) von K. F. Schinkel mit der Kuppel von L. Persius und E. A. Stüler (1843-50) sowie der barocke Marstall (1685), von J. A. Nering als Orangerie gebaut, 1746 nach Plänen von Knobelsdorff umgestaltet. Zerstört wurde das Stadtschloss (1660-82), die Ruine 1959/60 abgetragen; auch die Garnisonkirche (1730-35 von P. Gerlach) ist 1945 ausgebrannt (Ruine 1968 gesprengt). Nördlich der Altstadt am Heiligen See liegen im Neuen Garten (1787-91 angelegt, von J. P. Lenné 1817-25 neu gestaltet) das Marmorpalais (1787-91 von K. Gontard) und Schloss Cecilienhof (1913-16). Ebenfalls im Norden befindet sich die ehemalige Kolonie Alexandrowka, eine 1826 von P. J. Lenné für die damals in Potsdam lebenden russischen Soldaten entworfene Blockhaussiedlung mit orthodoxer Alexander-Newskij-Kirche (1826-29). Im Westen von Potsdam liegen Schloss und Park Sanssouci. Nach Süden schließen Park und Schloss Charlottenhof (1826-28) mit den Römischen Bädern (1829-36) an. Auf der Freundschaftsinsel (6 ha) in der Havel ein von dem Gartengestalter K. Foerster (* 1874, ✝ 1970) angelegter Schau- und Lehrgarten. Im Stadtteil Babelsberg neugotisches Schloss, 1835 von Schinkel begonnen. Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin wurden 1991 von der UNESCO zum Welterbe erklärt. - Zu den zahlreichen Neubauten gehört das Geschäfts- und Büroquartier »Potsdam-Center« am Bahnhof.
 
Geschichte:
 
Ursprünglich slawische Siedlung neben einer slawischen Burg (9./10. Jahrhundert), erstmals 993 als Poztupimi erwähnt; nach 1150 deutsche Neugründung unter Markgraf Albrecht dem Bären, wurde seit 1317 als Stadt bezeichnet (Ersterwähnung des Stadtrechts 1345). Seit 1416 im Besitz der Hohenzollern; seit 1660 (neben Berlin zweite) Residenz der Kurfürsten von Brandenburg, seit 1701 der Könige in (später von) Preußen, fortan rege Bautätigkeit (u. a. Stadtschloss anstelle der ehemaligen askanischen Burg). König Friedrich Wilhelm I. ließ Potsdam ab 1713 zur Garnisonstadt ausbauen; auch König Friedrich II., der Große, setzte den Ausbau fort (Anlage der Neustadt, 1722 und 1733, sowie des Hölländischen Viertels, 1737-42; Ansiedlung von Manufakturen u. a. zur Versorgung der Gardetruppen und des Heeres), im 19. Jahrhundert v. a. Friedrich Wilhelm IV. (besonders Parkanlagen). 1838 erfolgte die Eröffnung der ersten preußischen Eisenbahnlinie zwischen Potsdam und Berlin. Ab 1875 ließen sich wissenschaftliche Institutionen in Potsdam nieder. - Seit 1939 (u. a. Eingemeindung von Babelsberg) Großstadt, war Potsdam 1942-52 Hauptstadt des Landes Brandenburg, 1952-90 Hauptstadt des DDR-Bezirks Potsdam, seit 1990 ist es wieder Hauptstadt von Brandenburg.
 
Am 21. 3. 1933 suchte die NS-Führung anlässlich der Konstituierung des am 5. 3. gewählten Reichstags mit einem Festakt in der Garnisonkirche (Tag von Potsdam) ihre Verbundenheit mit dem preußischen Staatsgedanken herauszustellen. - Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 2. 8.
 
1945 im Schloss Cecilienhof das Potsdamer Abkommen über das besiegte Deutschland verabschiedet.
 
Literatur:
 
P. u. seine Umgebung. Ergebnisse der heimatkundl. Bestandsaufnahme, bearb. v. G. Engelmann u. a. (Berlin-Ost 1969);
 F. Mielke: Potsdamer Baukunst. Das klass. P. (21991);
 
1 000 Jahre P. Das Buch zum Stadtjubiläum mit dem Festprogramm, hg. v. S. Grabner u. K. Kiesant (1992);
 
Potsdamer Schlösser u. Gärten. Bau- u. Gartenkunst vom 17. bis 20. Jh., bearb. v. M. Hassels, Ausst.-Kat. Stiftung Schlösser u. Gärten P.-Sanssouci (1993);
 
P., bearb. v. W. Volk (21993);
 
P. u. Sanssouci, bearb. v. G. von Bassewitz u. I. Maisch (1995);
 
P. Märk. Kleinstadt - europ. Residenz. Reminiszenzen einer eintausendjährigen Gesch., hg. v. P.-M. Hahn u. a. (1995);
 
P. u. sein Weltkulturerbe, hg. v. A. Geiss (1995).
 
 2) von 1952 bis 1990 Bezirk der DDR, ging 1990 im Bundesland Brandenburg auf. Deutsche Demokratische Republik (Tabelle).
 
II
Pọtsdam,
 
Edịkt von, am 8. 11. 1685 erlassenes Edikt von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, mit dem er den in Frankreich verfolgten Hugenotten in Brandenburg und Preußen Niederlassungsfreiheit, Glaubensfreiheit und wirtschaftliche Privilegien gewährte. Daraufhin wanderten etwa 20 000 Hugenotten nach Brandenburg-Preußen ein.
 

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Pọts|dam: Landeshauptstadt von Brandenburg.

Universal-Lexikon. 2012.