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Huygens
Huygens
 
['hœi̯xəns],
 
 1) Christiaan, niederländischer Mathematiker, Physiker, Astronom und Uhrenbauer, * Den Haag 14. 4. 1629, ✝ ebenda 8. 7. 1695, Sohn von 2); studierte Jura und Mathematik. Die in seiner Familie traditionelle Diplomatenlaufbahn schlug er aus und lebte, abgesehen von längeren Reisen (Paris, London), bis 1666 zurückgezogen als Privatgelehrter. 1651 erschien sein Werk über Quadraturen von Flächen, in dem er u. a. zeigte, dass die von Gregorius a San Vincento gegebene Kreisquadratur fehlerhaft ist. Huygens beschäftigte sich auch mit Tangentenproblemen und der Bestimmung von Schwerpunkten. 1657 erschien sein Lehrbuch der Wahrscheinlichkeitsrechnung (»Tractatus de ratiociniis in aleae ludo«). Seit 1655 arbeitete Huygens am Bau von Mikroskopen und Fernrohren. Es gelang ihm, den ersten Saturnmond sowie den Ring dieses Planeten mithilfe eines selbst gebauten Fernrohres zu entdecken (1655/56). Sein ganzes Leben lang setzte sich Huygens mit der Verbesserung der Pendeluhr auseinander. 1659 erkannte er als Konsequenz seiner Untersuchungen über Evoluten und Evolventen, dass die Schwingungsdauer eines Pendelkörpers, der sich auf einer zykloidenförmigen Bahn bewegt, unabhängig von der Auslenkung ist (»Tautochronismus der Zykloide«). Dies machte er sich bei der Konstruktion des Zykloidenpendels zunutze. Ausgedehnte Studien stellte Huygens zur Verwendung von Uhren bei der Bestimmung der geographischen Länge auf See an. Huygens trat in Briefwechsel mit vielen Forschern seiner Zeit und wurde zunehmend als der führende Mathematiker und Naturwissenschaftler Europas anerkannt.
 
1666 wurde Huygens an die neu gegründete Académie des sciences nach Paris berufen, wo er bis 1681 unter dem Schutz von Colbert lebte (Huygens war Protestant und hat seine Sympathien für die protestantischen Niederlande nicht verheimlicht). 1673 erschien sein Hauptwerk »Horologium oscillatorium«, in dem nicht nur seine Erkenntnisse zum Uhrenbau, sondern auch viele mathematische und physikalische Erkenntnisse enthalten sind. Im selben Jahr begegnete er G. W. Leibniz, den er von nun an förderte und mit dem er eine bedeutende Korrespondenz unterhielt. Die Wellentheorie des Lichtes formulierte Huygens 1678 in seinem »Traité de la lumière« (mit einem naturphilosophischen Supplement erschienen 1690). Die größten Erfolge, die Huygens mit dieser Theorie erreichte, waren die Erklärung von Reflexion und Brechung (1676) mithilfe des heute so genannten huygensschen Prinzips. Der neu aufkommenden newtonschen Physik stand Huygens zurückhaltend gegenüber, auch der Infinitesimalrechnung von Leibniz und I. Newton gegenüber war er skeptisch. Es gelang ihm, Probleme, die von den Anhängern der Infinitesimalrechnung als Beweis für deren Effizienz gestellt wurden, auch ohne dieses Hilfsmittel zu lösen (so z. B. das Problem der Kettenlinie, 1693).
 
1681 kehrte Huygens aus gesundheitlichen Gründen nach Den Haag zurück. Die sich verschärfende Situation in Frankreich sowie der Tod Colberts veranlassten ihn, auf eine Rückkehr nach Paris zu verzichten. 1689 unternahm Huygens eine Reise nach London, wo er mit Newton zusammentraf. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich überwiegend der Mathematik und seiner ausgedehnten Korrespondenz.
 
Ausgabe: Œuvres complètes, 22 Bände (1888-1950; teilweise Nachdruck 1967-79).
 
Literatur:
 
A. E. Bell: C. H. and the development of science in the seventeenth century (London 1947);
 E. J. Dijksterhuis: C. H. (Haarlem 1951);
 H. J. M. Bos: C. H., in: Dictionary of scientific biography, hg. v. C. C. Gillispie u. a., Bd. 6 (Neuausg. New York 1981).
 
 2) Constantijn, Heer van Zuylichem ['zœi̯lixəm], niederländischer Dichter, * Den Haag 4. 9. 1596, ✝ ebenda 28. 3. 1687, Vater von 1); Jurist, war Geheimsekretär der Prinzen von Oranien. Huygens war ein kalvinistisch eingestellter Renaissancedichter, der epigrammatische Kürze und geistreiche Wortspiele liebte und sich gegen die Modesucht seiner Zeit wandte. Das Leben einfacher Menschen stellte er realistisch in dem Lustspiel »Trijntje Cornelis« (1653) dar. Huygens hinterließ auch viele Kompositionen.
 
Weitere Werke: Batave tempe (1622); Koren-bloemen (1658); De Zee-Straet van s'Graven-Hage op Schevening (1667).
 
Ausgaben: De gedichten, herausgegeben von J. A. Worp, 9 Bände (1892-99); De briefwisseling, 1608-1687, herausgegeben von demselben, 6 Bände (1911-17).

Universal-Lexikon. 2012.