Intelligẹnztests,
psychodiagnostisches Verfahren, die mithilfe genormter Aufgabenstellungen die intellektuelle Leistungsfähigkeit (Intelligenz, Intelligenzquotient) allgemein oder in einzelnen Komponenten (z. B. »praktische« Intelligenz) bei Kindern und Erwachsenen erfassen sollen. Die Zusammenfassung spezieller Intelligenztests zu Intelligenztestbatterien oder multiplen Eignungstestbatterien soll die Diagnose der individuellen Intelligenzstruktur (Begabungsschwerpunkte, -schwächen) ermöglichen.
Der erste systematische Intelligenztest (für Kinder) wurde von A. Binet und T. Simon (1905 und 1908) geschaffen (Binet-Simon-Test). An ihn knüpften u. a. die Stanford-Revisionen (Stanford-Revision-Test) von L. M. Terman und Maud Amanda Merrill (deutsche Bearbeitung von H.-R. Lückert) an. Auf der Basis einer faktorenanalytischen Intelligenztheorie konstruierten besonders L. L. Thurstone und R. B. Cattell eine Reihe von Intelligenztests. Bedeutung erreichte die von D. Wechsler entwickelte »Bellevue Intelligence Scale« (Hamburg-Wechsler-Intelligenztest, unterschiedliche Versionen für Kinder und Erwachsene) sowie die Testbatterie für geistig behinderte Kinder (TBGB) von C. Bondy u. a.
Bei der Anwendung vieler Intelligenztests wird nur das Produkt der intellektuellen Leistung bewertet. Es wird festgestellt, ob bestimmte Aufgaben richtig oder falsch gelöst wurden, wie viele Aufgaben richtig sind und wie demnach das Abschneiden eines Probanden quantitativ zu bewerten ist. Es gibt aber auch Bemühungen, aus der Eigenart der beobachteten Lösungsversuche bei bestimmten Aufgaben Rückschlüsse auf die Eigenart der diesen Lösungsversuchen zugrunde liegenden Informationsverarbeitungsprozesse zu ziehen. Erste Ansätze für ein solches prozessorientiertes Vorgehen finden sich bei J. Piaget. Für viele Fragestellungen erscheint dieser Ansatz erfolgversprechender, z. B. im Rahmen förderungsdiagnostischer Überlegungen. Dazu gehören auch so genannte Lerntests, die nicht nur die momentane intellektuelle Kompetenz, sondern auch die »Zone der nächsten Entwicklung« (L. S. Wygotskij, J. Guthke) erfassen, indem in den Intelligenztests standardisierte Lernanregungen eingebaut werden.
Trotz der hohen Bewährung von Intelligenztests als psychodiagnostisches Messverfahren sind Intelligenztests unterschiedlich zuverlässig in der prognostischen Einschätzung von Studien- und Berufserfolgen sowie der Bewältigung von Alltagssituationen. Auch kann die tatsächliche Leistungsfähigkeit eines Menschen nicht allein mithilfe von Intelligenztests beurteilt werden. Das Leistungsverhalten wird von zahlreichen anderen Faktoren (z. B. Motivation, Erfahrung, Wissen, Persönlichkeitsstruktur) mitbestimmt. Zum Teil wird auch gefordert, die Orientierung auf die akademische (schulbezogene) Intelligenz durch Aufgabenstellungen im Bereich alltagsnaher komplexer Problemstellungen, der sozialen und praktischen Intelligenz, der Weisheit und Kreativität zu ergänzen.
Literatur: Intelligenz.
Universal-Lexikon. 2012.