Jessẹnin,
Esẹnin [jɪ-], Sergej Aleksandrowitsch, russischer Lyriker, * Konstantinowo (heute Jessenino, Gebiet Rjasan) 3. 10. 1895, ✝ (Selbstmord) Leningrad (heute Sankt Petersburg) 28. 12. 1925; aus altgläubiger bäuerlicher Familie. Zunächst den Symbolisten nahe stehend, schloss er sich später der Gruppe der Imaginisten an. Seine von A. Belyj, A. A. Blok und N. A. Kljujew beeinflusste Lyrik, die in Thematik und Metaphorik aus der bäuerlichen Tradition und Volksfrömmigkeit schöpft, preist die Schönheit des naturverbundenen Lebens. Von der Revolution, die er zunächst als mystisches Ereignis begrüßt hatte, war er bald enttäuscht; er verstand sich immer mehr als Sprecher der entwurzelten Bohème, was in seiner provozierenden Kneipenlyrik (»Moskva kabackaja«, 1924) zum Ausdruck kommt. 1922/23 war Jessenin mit Isadora Duncan verheiratet.
Ausgaben: Polnoe sobranie sočinenij, herausgegeben von J. U. Prokušev, auf 7 Bände berechnete (1995 ff.); Gedichte (1993; russisch); Gesammelte Werke, herausgegeben von L. Kossuth, 3 Bände (1995); Gegen die Seßhaftigkeit des Herzens. S. Jessenin in Gedichten, Briefen, Porträts und zeitgenössischen Dokumenten, herausgegeben von A. Hartmann (1996).
Liebstes Land, das Herz träumt leise (1958, deutsche Auswahl); Gedichte (1961, übersetzt von P. Celan); Trauer der Felder (1970, deutsche Auswahl); Oh, mein Rußland. Gedichte und Poeme (1982, Auswahl russisch und deutsch).
S. A. E. v vospominanijach sovremennikov, bearb. v. A. A. Kozlovskij, 2 Bde. (Moskau 1986);
F. Mierau: S. J. (1992).
Universal-Lexikon. 2012.