Wụ̈rz|burg:
Stadt am Main.
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I Wụ̈rzburg,
1) kreisfreie Stadt in Bayern, Hauptstadt des Regierungsbezirks Unterfranken und Verwaltungssitz des Landkreises Würzburg, 177 m über dem Meeresspiegel, in einer Talweitung des mittleren Mains, größtenteils am rechten Flussufer (im Maindreieck), 127 300 Einwohner; katholischer Bischofssitz. Die Stadt ist der kulturelle und wirtschaftlichen Mittelpunkt Unterfrankens. In Würzburg haben zahlreiche öffentliche Institutionen ihren Sitz, u. a. Land-, Arbeits- und Sozialgericht, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Wasser- und Schifffahrtsdirektion Süd, Staatsarchiv. Zu den Bildungseinrichtungen gehören die Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, die Hochschule für Musik Würzburg und die Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt-Aschaffenburg. Außer dem Fraunhofer Institut für Silicatforschung, dem Kunststoffzentrum, dem Diözesanarchiv, dem Mainfränkischen Museum finden sich in Würzburg die Staatsgalerie, die Städtische Galerie, die Röntgen-Gedächtnisstätte, das Orthopädische Geschichts- und Forschungsmuseum, der Historische Saal der Fischerzunft Würzburg sowie als Sammlungen der Universität das Martin-von-Wagner-Museum, das Mineralogische Museum und die Sammlungen des Instituts für Hochschulkunde; ferner Stadttheater. Führender Industriezweig ist der Maschinenbau (u. a. Druckmaschinen, Umwelttechnik, Medizintechnik), ferner Elektro-, Nahrungsmittel- und Bekleidungsindustrie, Brauerei, Druckereien und Verlage. Würzburg ist das Zentrum des fränkischen Weinbaus (Frankenweine); größte Weinbaubetriebe sind der Staatliche Hofkeller, das Julius- und das Bürgerspital; bekannte Weinlagen sind »Stein« und »Leisten«. Die Stadt ist Einkaufszentrum und Verkehrsknotenpunkt im Gebiet zwischen Steigerwald, Spessart und Grabfeld. Der Binnenhafen am Rhein-Main-Donau-Großschifffahrtsweg hat einen Güterumschlag von (1996) 791 500 t.
Die Stadt galt einst als Juwel des süddeutschen Barocks. Sie wurde 1945 stark zerstört und teilweise originalgetreu wieder aufgebaut. Die Festung Marienberg (Ausbau 13.-18. Jahrhundert) war 1253-1720 Residenz der Fürstbischöfe, heute Mainfränkisches Museum (u. a. Werke von T. Riemenschneider) und Fürstenbau-Museum; die Erbauung des Rundbaus der Marienkirche ist wohl um 1000 anzusetzen. Die ehemalige fürstbischöfliche Residenz, eine 167 m lange barocke Ehrenhofanlage mit vier Innenhöfen (erbaut 1720-44 von J. B. Neumann unter Mitwirkung von M. von Welsch und J. L. von Hildebrandt), gehört zu den bedeutendsten Schlössern Europas und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Großartig in der Anlage das Treppenhaus (1735 ff.) von Neumann mit Deckengemälde von G. B. Tiepolo (1750-52), herausragend auch der Gartensaal mit Fresken von Johann Zick, der Weiße Saal mit reichem Stuck von G. A. Bossi und der Kaisersaal mit Fresken von Tiepolo (1750-53). An der einzigartigen Ausstattung wirkten auch die Bildhauer J. W. van der Auwera und J. P. Wagner mit. Architekt der Hofkirche (1732-43; Altarbild von Tiepolo, Fresken von J. R. Byss) war ebenfalls Neumann. Im Südflügel der Residenz das Martin-von-Wagner-Museum (Antiken- und Vasensammlung, Gemälde und Grafik 16.-18. Jahrhundert). Der Dom Sankt Kilian (um 1040 begonnen, 1188 geweiht; nach Zerstörung 1945 Wiederaufbau bis 1967 mit romanischem Langhaus unter Beibehaltung der barocken Seitenschiffe) mit hoch aufragender Doppelturmfassade ist nach Mainz und Speyer der drittgrößte romanische Sakralbau in Deutschland; Neubau der Ostteile 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, 1699-1709 Barockisierung, Schönbornkapelle (1721-36), bedeutende bischöfliche Grabdenkmäler u. a. Grabmal Rudolfs von Scherenberg von T. Riemenschneider, 1496-99). Das spätromanische Neumünster (11.-13. Jahrhundert) wurde 1711-21 unter der Leitung von J. Greising barockisiert (Fassade wohl von J. Dientzenhofer, 1716, Treppe 1719); vom ehemaligen »Lusamgarten«, dem spätromanischen Kreuzgang, wurden die Arkaden wieder aufgestellt (im »Lusamgarten« das Grabmal des Walther von der Vogelweide). Linksmainisch die romanische Basilika Sankt Burkard (1042 geweiht), Ostteile 15./16. Jahrhundert. Nahebei das ehemalige Frauenzuchthaus (1809-10), heute Jugendherberge, von P. Speeth. An den spätromanischen Turm (um 1225) der gotischen Deutschhauskirche (1296 vollendet) schließt das barocke Komtureigebäude (1694 von A. Petrini) an. Am Markt stehen die spätgotische Marienkapelle (1377-1479, Turmhelm 1856-58) und das »Haus zum Falken« (1751, Fassade mit Rokokostuck). Der barocke Neubau der Peterskirche (1717-21, von Greising) bezog die romanischen Türme und den gotischen Chor ein; Rokokokanzel von J. W. van der Auwera (um 1740/50). Die 1270 geweihte Augustinerkirche (ehemalige Dominikanerkirche) wurde 1741-44 barock verändert. Die Franziskanerkirche (13. Jahrhundert) birgt Grabsteine des 14.-16. Jahrhunderts Die Hauger Stiftskirche (1670-91 von Petrini) gilt als der erste barocke Großbau in Franken; zu ihrer Ausstattung gehört seit 1964 ein Altargemälde der Kreuzigung von J. Tintoretto (1585). Ehemalige Universitätskirche 1583 begonnen, als »Neubaukirche« 1591 geweiht (heute Festaula der Universität). Rathaus (13.-17. Jahrhundert) mit Grafeneckartbau (seit 1316 Rathaus), Rotem Bau (1659/60) und Kellerbau (heute Ratskeller) mit ehemaliger Kapelle (14. Jahrhundert). Am Bau des schlossartigen vierflügeligen Juliusspitals (1576 begonnen, 1793 vollendet) wirkten Petrini und Neumann mit. Alte Mainbrücke (1473-1543) mit zwölf Statuen (1725/30, Kopien). Domherren-, Kloster- und Adelshöfe von Petrini, Greising und Neumann. Wallfahrtskirche »Käppele« auf dem Nikolausberg (1748/49) von Neumann. Würzburg ist auch eine Wiege der modernen Kirchenbaukunst (H. Schädel), z. B. Sankt Alfons (1952-54). Im Stadtteil Zellerau das Karmelitinnenkloster (ehemaliges Zisterzienserinnenkloster) Himmelspforten (13. Jahrhundert, 16.-18. Jahrhundert erneuert) mit gotischen Grabmälern.
Auf dem linksmainischen Würzberg (seit dem 12. Jahrhundert Marienberg genannt) lag in der späten Hallstattzeit ein bedeutender Fürstensitz (Funde importierter griechischer Keramik). Am Fuß des Berges entwickelte sich am Mainufer eine frühmittelalterliche Fischersiedlung. Nach der germanischen Landnahme um Christi Geburt wurde Würzburg im 7. Jahrhundert Mittelpunkt eines von den Merowingern errichteten fränkischen (thüringischen) Herzogtums mit Sitz auf dem rechten Mainufer (bezeugt 704). Um eine vielleicht schon im 8. Jahrhundert bestehende und eine 788 errichtete, 855 abgebrannte und in der Nähe wieder errichtete Kirche (an der Stelle des späteren Dombaus; weitere Bauphasen im 10. und 11. Jahrhundert) entwickelte sich eine Siedlung, die in regem Austausch mit derjenigen auf dem anderen Mainufer stand. Vor 1133 wurde die sie verbindende Furt durch eine Brücke ersetzt. 1030 verlieh Kaiser Konrad II. der schon befestigten Stadt Münz-, Zoll- und Marktrecht; 1137 erstmals Erwähnung des Würzburger Stadtrechts. Zu einer ersten Blüte kam es unter den Staufern (1156 Hochzeit Friedrichs I., Barbarossa; Reichstage). Die Burg auf dem Marienberg wurde Sitz der (Fürst-)Bischöfe. Zwischen 1248 und 1400 versuchten Stadt und Zünfte vergeblich, sich von der Herrschaft des Bischofs (seit 1030 Stadtherr) zu lösen; die Kämpfe endeten endgültig 1525 mit dem Zusammenbruch des Bauernaufstands. Ende 15./Anfang 16. Jahrhundert wirkte T. Riemenschneider in Würzburg. Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn gründete das Juliusspital und die Universität. Eine zweite Blütezeit erlebte Würzburg unter den Fürstbischöfen aus dem Haus Schönborn. 1802/03, endgültig 1814 kam Würzburg mit dem Hochstift an Bayern (1805/06 als Hauptstadt des Großherzogtums Würzburg an Ferdinand III. von Toskana). 1867 wurde der Marienberg als Festung aufgehoben, 1871 die Entfestigung der Stadt begonnen. Ab 1934 Großstadt; am 16. 3. 1945 wurde Würzburgdurch Bombenangriff zu 85 % zerstört.
Hb. der dt. Kunstdenkmäler, begr. v. G. Dehio, fortgef. v. E. Gall, Bd.: Franken, bearb. v. T. Breuer u. a. (Neuausg. 1979);
W. Stadtgeograph. Forsch., hg. v. H.-G. Wagner u. a. (1987).
2) Landkreis im Regierungsbezirk Unterfranken, Bayern, 968 km2, 158 700 Einwohner. Das Maintal, in dem Wein-, Obst- und Gemüsebau betrieben wird, ist über 100 m in die Unterfränkische Muschelkalkplatte eingetieft. Auf den fruchtbaren Böden der Hochflächen werden v. a. Zuckerrüben, Braugerste und Weizen angebaut; im Westen und Nordwesten gibt es Laubmischwälder. In den äußersten Süden des Kreises ragt das Taubertal. Die Städte des Kreises sind Ochsenfurt, Aub, Eibelstadt und Röttingen. Ein Großteil der Erwerbstätigen arbeitet in der kreisfreien Stadt Würzburg, die Verwaltungssitz des Landkreises ist.
3) katholisches Bistum, umfasst die Landschaft am mittleren Main und besaß bis 1994 auch einen Gebietsanteil in Südthüringen. Nach ersten Missionsversuchen durch den irischen Wanderbischof Kilian wurde das Bistum Würzburg im Rahmen der angelsächsischen Mission 742 von Bonifatius gegründet und der Kirchenprovinz Mainz zugeteilt. Zahlreiche königliche Schenkungen, besonders seit Otto II., beförderten den allmählichen Ausbau der Landeshoheit (Hochstift) bis Mitte des 13. Jahrhunderts. Nach Bauernkrieg und Reformation wurde Julius Echter von Mespelbrunn Erneuerer der Diözese im Sinne der katholischen Reform und Gegenreformation. Unter den Bischöfen aus dem Haus Schönborn (seit 1642) sowie unter Franz Ludwig von Erthal wurde Würzburg zu einem Mittelpunkt der Reichskirche. Im Zuge der Säkularisation 1802/03 wurde das Hochstift bayerisch, 1806-14 unterstand es als Großherzogtum Ferdinand III. von Toskana, anschließend wieder Bayern. Das bereits 1752 zugunsten Fuldas verkleinerte Bistum Würzburg wurde 1817/21 im Zusammenhang mit dem bayerischen Konkordat und der anschließenden Zirkumskriptionsbulle neu umschrieben und der Kirchenprovinz Bamberg eingegliedert. Der thüringische Gebietsanteil bildete seit 1973 einen Teil des Bischöflichen Amts Erfurt-Meiningen und ging 1994 in das neu errichtete Bistum Erfurt ein. - Bischof von Würzburg ist seit 1979 Paul-Werner Scheele (* 1928).
Quellen u. Forsch. zur Gesch. des Bistums u. Hochstifts W., hg. v. T. Kramer, auf zahlr. Bde. ber. (1948 ff.);
A. Wendehorst: Das Bistum W. (1966);
Die Grafen von Schönborn, bearb. v. H. Maué u. a., Ausst.-Kat. (1989).
Wụ̈rzburg,
Konrad von, mittelhochdeutscher Dichter, Konrad, K. von Würzburg.
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Wụ̈rz|burg: Stadt am Main.
Universal-Lexikon. 2012.