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Kraniche
Kraniche
 
[althochdeutsch cranuh, zu krano, eigentlich »heiserer Rufer« (ursprünglich wohl lautmalerisch den Rufen nachgebildet)], Gruidae, mit Ausnahme von Südamerika, Madagaskar und Neuseeland weltweit verbreitete Familie großer, hochbeiniger, langhalsiger Vögel mit kräftigem Schnabel (kürzer als bei Störchen und Reihern); leben besonders in sumpfigen und steppenartigen Landschaften; sie haben eindrucksvolle Stimmen und eigenartige Bewegungsspiele, die »Tänze«, die sie nicht nur bei der Balz ausführen; in der Regel Bodenbrüter, deren Junge Nestflüchter sind; außerhalb der Brutzeit gesellig, fliegen gewöhnlich in Keilformation mit nach vorn gestrecktem Hals; größtenteils Zugvögel.
 
Man unterscheidet 14 Arten, u. a.: Kronenkranich (Balearica pavonina; Größe etwa 1 m), Gefieder dunkel oder heller grau, weiß und braun, der Kopf kontrastreich schwarz, weiß und rot mit gelber Federkrone, im tropischen und südlichen Afrika, von manchen Autoren in zwei Arten gespalten. Klunkerkranich (Bugeranus carunculatus; Größe bis 1,5 m), überwiegend grau und schwarz mit weißem Hals und zwei auffälligen Kehllappen, lokal im südlichen Afrika und (noch ?) in Äthiopien. Saruskranich (Grus antigone; mit etwa 1,5 m Scheitelhöhe größte Art), grau, oberster Halsabschnitt und Kopf, ausgenommen der grau befiederte Scheitel, nackt und rot, von Nordindien bis Vietnam und in Nordaustralien. Mandschurenkranich (Grus japonensis; Größe etwa 1,4 m), weiß, Armschwingen, Hals (außer Nacken) und Kopfunterseite schwarz, der fast kahle Scheitel rot, in der Mongolei, Mandschurei und auf Hokkaidō. Schreikranich (Grus americana; Größe etwa 1,3 m), weiß mit schwarzen Handschwingen, schwarzer Gesichtszeichnung und rotem Scheitel, lebt in Nordamerika; die seltenste Kranichart, die nur durch intensiven Schutz vor dem Aussterben bewahrt wurde. Grauer Kranich (Grus grus; Größe etwa 1,2 m), hauptsächlich grau mit schwarzweißem Muster auf Hals und Kopf, Scheitel rot, in Nordeurasien weit verbreitet. Seine Bestände haben auch in Deutschland (besonders im Osten) in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Jungfernkranich (Anthropoides virgo; Größe knapp 1 m), grau mit schwarzer Halsvorderseite und verlängerten weißen Zierfedern an den Kopfseiten, in Steppen Russlands und Asiens.
 
Viele Kraniche sind heute v. a. durch Lebensraumzerstörung bedroht und durch internationale Gesetze geschützt.
 
Kulturgeschichte:
 
Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. wurden Kraniche in Ägypten gehalten, wohl v. a. des Fleisches wegen, aber auch als Opfertiere. Auf zahlreichen Abbildungen wird das »Nudeln«, Vorführen, Abliefern und Halten von Kranichen gezeigt. Auf altgriechischen und römischen Gemmen, Grabreliefs und Vasen sind Kraniche oft in Verbindung mit erotischen Szenen abgebildet. V. a. in China und Japan galten und gelten Kraniche als Glücksbringer sowie als Sinnbilder der Treue und des langen Lebens, besonders der Mandschurenkranich wurde als Vermittler zwischen Erde und Götterhimmel angesehen; dementsprechend häufig taucht er in der ostasiatischen Kunst auf. Das auffallende Flugbild und die lauten Rufe der Kraniche gaben Anlass zu verschiedenen Sagen, bei denen Kraniche als Zeugen angerufen wurden.
 
Literatur:
 
P. A. Johnsgard: Cranes of the world (Bloomington, Ind., 1983);
 C.-A. von Treuenfels: K., Vögel des Glücks (1989).
 

Universal-Lexikon. 2012.