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Kunstpädagogik
Kunstpädagogik,
 
Sammelbezeichnung für alle Bemühungen im Bereich von Kindergarten und Vorschule, Schule, Erwachsenenbildung und Museum, ästhetische, künstlerische und kulturelle Phänomene der visuellen Welt mit zum Teil sehr unterschiedlichen Zielsetzungen mit gestalterischen, anschaulichen und sprachlichen Vorgehensweisen zu vermitteln. Auf die dem gestalterisch-bildnerischen Tun innewohnenden Selbstheilungskräfte stützt sich besonders die Kunsttherapie.
 
Die schulische Kunsterziehung geht auf J. H. Pestalozzi (»Wie Gertrud ihre Kinder lehrte«, 1801) zurück, der in die Pädagogik eine elementare Anschauungslehre einführte, die Grundlage für das an den Volksschulen des frühen 19. Jahrhunderts eingerichtete Fach Zeichnen, das bereits um 1870 im Sinne von Kopieren nach Vorlagen abgewandelt und missverstanden zum Pflichtfach an den allgemein bildenden Schulen avancierte. Diese Art des Zeichenunterrichts wurde in der Kunsterziehungsbewegung um 1900 zunächst mit dem Prinzip Kunst in Verbindung gebracht; die Jugend sollte zur »großen Kunst« hingeführt und im Geist lebendiger Kunst erzogen werden (A. Lichtwark). In einer zweiten Phase (ab 1903) rückte die Eigentätigkeit des Kindes (die schöpferische Fähigkeiten des Menschen) ins Blickfeld. In der Praxis traten anstelle der Vorlagen nun Gegenstände. G. Britsch betonte Parallelen zwischen vorgeschichtliche und Kinderkunst (»Theorie der bildenden Kunst«, 1926). Entscheidende Anstöße zu einer Umorientierung der Kunstschuldidaktik und auch des Schulunterrichts gingen von der expressionistischen Kunst und dem Bauhaus aus.
 
Im heute Kunstunterricht, bildnerisches Gestalten, bildende Kunst oder visuelle Kommunikation genannten Schulfach finden sich verschiedene wirksame Ansatzpunkte einer künstlerisch-visuellen Bildung: in der Kunsterziehung mit dem Ziel, die bildnerischen Anlagen altersgerecht durch Selbsttun zu fördern und einen Ausgleich zu den verstandesbetonten Fächern zu schaffen; im Kunstunterricht mit dem Hauptziel, Sachwissen und praktisches Vermögen in Gestaltungsfragen zu vermitteln, ein Kunstverständnis und Transfer in alltäglichen Situationen anzubahnen; in der visuellen Kommunikation mit dem Hauptziel, Absichten, Formen und Wirkungen der Bildmedien kritisch zu hinterfragen; in der ästhetischen Erziehung mit dem Hauptziel, die visuellen Vollzüge einer Kultur zu analysieren, im teilweisen Nachvollzug kritischer Erfahrungen zu sammeln und im selbst bestimmten Gestalten Freude und Befriedigung zu erlangen.
 
Literatur:
 
G. Otto: Didaktik der ästhet. Erziehung (21976);
 K. Eid u. a.: Grundlagen des Kunstunterrichts (31994).

Universal-Lexikon. 2012.