Latifụndi|en
[lateinisch], Singular Latifụndium das, -s, große landwirtschaftliche Besitzeinheiten (Großgrundbesitz, je nach Wirtschaftsverhältnissen 1 000-5 000 ha Land umfassend), die entweder als Einheit bewirtschaftet werden (Latifundienwirtschaft; z. B. extensive Weidewirtschaft in Argentinien), häufiger aber in kleinere Wirtschaftseinheiten aufgeteilt sind, die in Pacht oder Teilpacht an abhängige Bauern (Landarbeiter, Pächter) vergeben werden; meist halten sich die Besitzer nicht auf ihren Gütern auf (Absentismus). In der Kolonialzeit wurde das Latifundienwesen nach Lateinamerika gebracht. Dort blieb es auch in den unabhängig gewordenen Ländern ein Element der Agrar- und Sozialstruktur und wurde zu einem der wichtigsten Probleme der Bodenreform. Die Beseitigung der Latifundien ist bisher nur in wenigen Ländern gelungen (z. B. Peru).
Im Römischen Reich entstanden seit der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. die mit Sklaven bewirtschafteten Latifundien römischer Senatoren aus dem staatlichen Grundbesitz (Ager publicus); möglicherweise gingen sie auf etruskische Wurzeln zurück. Seit Ausgang des Mittelalters gibt es Latifundien in Ländern mit erheblicher Weidewirtschaft (z. B. Spanien) und extensivem Getreidebau (Böhmen, Russland, Ungarn). Verbreitet waren und sind sie zum Teil noch in Italien, Ägypten und Iran.
Universal-Lexikon. 2012.