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Lateinamerika
La|tein|ame|ri|ka; -s:
Gesamtheit der Spanisch u. Portugiesisch sprechenden Staaten Mittel- u. Südamerikas.

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Latein|amerika,
 
Bezeichnung für die Länder Süd- und Mittelamerikas, in denen eine romanische Sprache (auf lateinischer Grundlage) gesprochen wird, wobei unter Mittelamerika die Landbrücke Zentralamerika (von Guatemala bis Panama), Mexiko und die Westindischen Inseln (Karibik) verstanden werden; im weiteren Sinn auch einschließlich Guyanas, Surinams und derjenigen Westindischen Inseln, auf denen Englisch gesprochen wird. Die in Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Bezeichnung Lateinamerika sollte das gemeinsame, durch die romanisch-lateinisch-katholische Tradition Europas bestimmte kulturelle Erbe dieses Raumes zum Ausdruck bringen. Sie ist umfassender als der synonym verwendete Begriff Iberoamerika, der auf die Iberische Halbinsel zurückgeht, von der die Kolonisierung der Neuen Welt ursprünglich ausging. Eine noch stärker eingeschränkte Bedeutung haben die Bezeichnungen Hispanoamerika für die von Spanien und Lusoamerika für die von Portugal einst beherrschten Gebiete. In den Kulturbegriff Lateinamerika sind sowohl die indianischen Traditionen als auch die der ehemaligen afrikanischen Sklaven einbezogen. Im Selbstverständnis sieht sich Lateinamerika als bewusstes Gegenbild zur überwiegend angelsächsisch-protestantischen Welt Nordamerikas.
 
 BEVÖLKERUNG
 
Das heutige Bevölkerungs-Bild ist v. a. durch die neuzeitliche Einwanderung geprägt worden. Die Ureinwohner, die Indianer, machen heute - ohne Berücksichtigung der Mischlinge - etwa 4-5 % der Gesamtbevölkerung aus. Nähere Angaben sind schwer zu machen, da sie in starkem Maße mit den europäischen Einwanderern, aber auch mit Schwarzen vermischt sind und die Bezeichnung »Indianer« nicht in allen Ländern gleich definiert wird, weniger ein ethnisch-rassistischer als vielmehr ein kultureller Begriff ist und meist für diejenigen verwendet wird, die ausschließlich eine Indianersprache sprechen und noch in ihrem traditionellen Stammesverband leben. Zu Beginn des Kolonialzeitalters werden für Zentralamerika 0,7 Mio. Bewohner angegeben, für die Westindischen Inseln 0,25 Mio., für das Andenhochland 7-9 (3,5-15?) Mio., für das außerandine tropische Südamerika 1-3 Mio. und für das außerandine außertropische Südamerika 1-1,5 Mio. Indianer. Heute leben im Andenhochland (Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien) knapp 20 Mio., im nördlichen Zentralamerika (v. a. Guatemala) etwa 6 Mio. und in Mexiko über 10 Mio. Indianer, in den übrigen Bereichen Lateinamerikas nur wenige, und auf den Westindischen Inseln sind sie so gut wie restlos (außer auf Dominica) ausgerottet. Die Vermischung der Indianer mit Europäern war v. a. in Mexiko, Kolumbien und Venezuela ausgeprägter als in Guatemala, Bolivien, Peru und Ecuador, wo die indianische Bevölkerung daher noch heute stärker vertreten ist. Die in den inneren Waldgebieten besonders des Amazonastieflandes lebenden Indianer hatten zunächst keinen Kontakt mit Europäern; sie bewahrten auch später ihre traditionelle Lebensweise in höherem Maße als die Indianer der Andenländer.
 
Die Zahl der während der Kolonialzeit eingewanderten Spanier und Portugiesen (nach Brasilien) war insgesamt gering. Anderen Europäern war die Niederlassung grundsätzlich verboten; illegal drangen dann aber Engländer, Franzosen und Holländer ein. Im 16. Jahrhundert kamen etwa 300 000 Spanier nach Amerika, von denen viele nur vorübergehend blieben. Man kann von einer dauernden Niederlassung von etwa 100 000 Spaniern ausgehen. Für die Zeit um 1570 werden rd. 150 000 Weiße angenommen (davon 50 000 in Mittelamerika, 20 000 in Brasilien), für 1650 rd. 730 000 (davon in den oben genannten Ländern 330 000 beziehungsweise 70 000), für 1825 rd. 4,3 Mio. (davon in den oben genannten Ländern 2 Mio. beziehungsweise 900 000). Die weiße Bevölkerung vermehrte sich stärker durch hier geborene Kinder als durch Einwanderung; im 18. Jahrhundert hatten die Kreolen einen Anteil von 95 % an der weißen Bevölkerung. Die rasch wachsende Zahl der Mestizen (am Ende der Kolonialzeit etwa 25-30 % der Gesamtbevölkerung; Weiße knapp 20 %) ist nur bedingt auf die geringe Zahl weißer Frauen zu Beginn der Kolonisation zurückzuführen. Der Gegensatz zwischen Kreolen und europäischen Spaniern brach in der Unabhängigkeitsbewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts voll auf. Die Kreolen, die nicht ihrem Anteil an der Bevölkerung entsprechend an der Führung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft beteiligt waren, erreichten die Loslösung vom spanischen Mutterland.
 
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die Einwanderung aus Europa in größerem Umfang ein. 1850-1950 ließen sich 9 Mio. Europäer in Südamerika nieder, v. a. in Argentinien, das 1852 erst 22 000 weiße Bewohner aufwies (1850-1970 rd. 8 Mio., von denen aber nur etwa 5 Mio. für immer im Lande blieben; davon 3 Mio. aus Italien, über 2 Mio. aus Spanien, je über 100 000 aus Polen, dem Osmanischen Reich beziehungsweise der Türkei, Frankreich, Russland beziehungsweise UdSSR, Österreich und Deutschland), Uruguay (1836-1960 über 800 000, bis 1930 v. a. Italiener und Spanier) und Brasilien (1818-1963: 5,5 Mio., davon 1,8 Mio. Portugiesen, 1,6 Mio. Italiener, rd. 1 Mio. Spanier, 260 000 Deutsche, 240 000 Japaner). Deutscher Herkunft sind etwa 1-1,5 Mio. Menschen, von denen 80 % in Brasilien, unter 20 % in Argentinien und die Übrigen v. a. in Chile leben.
 
Die ersten Schwarzen kamen bald nach der Entdeckung - von einzelnen Begleitern der Konquistadoren abgesehen - als Haussklaven der Spanier. Da sich die Indianer für die Arbeit im tropischen Tiefland als ungeeignet erwiesen, gestattete die spanische Krone die Einfuhr von afrikanischen Sklaven. Zunächst brachte man sie auf die Westindischen Inseln, dann auf das Festland, überall dorthin, wo Zuckerrohr angebaut wurde (später auch Tabak und Baumwolle). Am Ende der Kolonialzeit gab es 2,3 Mio. Schwarze in Spanisch-Amerika. In Brasilien breitete sich die Sklaverei erst später aus. Während der gesamten Kolonialzeit wurden hier rd. 4 Mio. Sklaven ins Land gebracht. Die meisten Schwarzen Lateinamerikas leben heute in Brasilien, Haiti und Kolumbien. Auf den Westindischen Inseln herrschen sie heute (außer in Puerto Rico, in der Dominikanischen Republik, in Kuba) vor. Bald nach Ankunft der Schwarzen wuchs die Zahl der Mischlinge (v. a. der Mulatten, weniger der Zambos). 1650 sollen die Mulatten 2,2 % der Gesamtbevölkerung Lateinamerikas ausgemacht haben. - Asiaten ließen sich in nur geringer Zahl in Lateinamerika nieder.
 
Entsprechend der starken Reduzierung der indianischen Bevölkerung infolge von Zwangsarbeit und Seuchen und der geringen Zahl der europäischen Einwanderer folgte der Eroberung Amerikas zunächst ein Bevölkerungsrückgang (1650: 13 Mio., 1750: 12-12,5 Mio. Einwohner). Das während der späten Kolonialzeit einsetzende allmähliche Bevölkerungswachstum (1800: 25 Mio. Einwohner) verstärkte sich (besonders durch die erneute europäische Einwanderung) während der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert (1850: 39 Mio., 1900: 65 Mio., 1950: 165 Mio., 1970: 283 Mio., 1995: 481 Mio. Einwohner). Jetzt spielt die Einwanderung keine Rolle mehr. Für das Bevölkerungswachstum ist die Geburtenrate entscheidend. Die Sterblichkeit ist stark gesunken (Lebenserwartung: 69 Jahre, Weltdurchschnitt 66 Jahre). Die jährliche Wachstumsrate lag in Lateinamerika Mitte der 90er-Jahre bei 1,9 % (Durchschnittswert auf der Erde: 1,5 %), die Geburtenrate bei 26 ‰, die Sterberate bei 7 ‰ (Erde insgesamt: 24 beziehungsweise 9 ‰).
 
Die Bevölkerungsverteilung ist bei einer mittleren Dichte von (1996) 24 Einwohner je km2 sehr ungleichmäßig sowohl im gesamten Lateinamerika als auch innerhalb der einzelnen Länder. Die höchsten Zahlen weisen Barbados (1994: 607 Einwohner je km2), Saint Vincent and the Grenadines (285), El Salvador (268), Grenada (266), Trinidad und Tobago (252) sowie Saint Lucia (235) auf.
 
Das rasche Anwachsen der Gesamtbevölkerung ist begleitet von einer sich verstärkenden Verstädterung, einem Phänomen, das schon in der Kolonialzeit zu beobachten war. Die Wachstumsrate der Städte, besonders der Großstädte, beträgt hier überall ein Mehrfaches der Bevölkerungszunahme auf dem Lande. Schon jetzt leben fast drei Viertel der Bevölkerung in städtischen Siedlungen (1995 in Uruguay und Venezuela über 90 %, in Argentinien und Chile mehr als 80 %, in Brasilien 78 %, in Mexiko 75 %). Der Grund für dieses überdurchschnittlichen Anwachsen liegt in der Zuwanderung. Die Landflucht erfasst in einigen Ländern bis zu 30 % der ländlichen Bevölkerung. Die wegen der hoffnungslosen Situation auf dem Lande abwandernden Menschen finden in den Städten meist auch keine Arbeit, sodass in den Großstädten und an ihrem Rande immer ausgedehntere Elendsviertel entstehen (Favelas in Rio de Janeiro, Villas miserias in Buenos Aires, Barriadas in Lima, Tugurios oder Barrios clandestinos in Bogotá, Callampas in Santiago de Chile). Es gibt heute in Lateinamerika 42 Millionenstädte, davon 14 in Brasilien; mit mehr als 10 Mio. Einwohnern zählen São Paulo (16,4 Mio.), Mexiko (15,6 Mio.) und Buenos Aires (11,0 Mio.) zu den Megastädten.
 
 RELIGION
 
Die in Lateinamerika vorherrschende Religion ist das Christentum, dem rd. 93 % der Bevölkerung angehören. Die zahlenmäßig bedeutendste Religionsgemeinschaft ist seit der Kolonialzeit die katholische Kirche; ihr gehören rd. 80 % der Bevölkerung an. Über 12 % sind Protestanten, davon etwa die Hälfte Mitglieder von Pfingstkirchen. Diese und die aus der nordamerikanischen evangelikalen Missionsarbeit hervorgegangenen charismatischen Gemeinden sind die am stärksten wachsenden christlichen Gemeinschaften, in jüngster Zeit besonders in Brasilien und in Guatemala. Der Anglikanischen Kirchengemeinschaft gehören die anglikanischen Kirchen der Provinzen Brasilien und Westindien, die kubanische Episkopalkirche, die »Anglikanische Kirche der Südspitze Amerikas« auf den Falklandinseln und die regionalen Anglikanerräte in Südamerika an; zur protestantischen Episkopalkirche in den USA (Protestant Episcopal Church) gehören die anglikanischen Bistümer in Mexiko, Zentralamerika, Ecuador und Kolumbien. Die zahlenmäßig größten orthodoxen Einwanderergemeinden bestehen in Argentinien, Brasilien, Uruguay und Venezuela. Die größte nichtchristliche religiöse Minderheit bilden die rd. 1,4 Mio. Muslime, weitere nichtchristliche Minderheiten sind die rd. 900 000 Hindus, 800 000 Bahais, 500 000 Buddhisten und 450 000 Juden. Die Hindus und die Muslime bilden prozentual große Bevölkerungsgruppen in Guyana, Surinam und in Trinidad und Tobago; die zahlenmäßig größten jüdischen Gemeinden bestehen in Argentinien, Brasilien, Mexiko und Uruguay. Die Anhängerzahl der neuen Religionen (besonders Mormonen und Zeugen Jehovas) wird auf rd. 500 000 geschätzt. Daneben gibt es zahlreiche Anhänger des europäischen Spiritismus (Kardecismus). Die indianische Bevölkerung gehört überwiegend der katholischen Kirche an, verbindet jedoch oft die katholische Glaubenspraxis mit Elementen der vorkolonialen indianischen Religionen, die sich unter Teilen der indigenen Bevölkerung erhalten haben; heute rd. 900 000 Menschen (v. a. in Bolivien und Brasilien). Zahlreiche Lateinamerikaner afrikanischer Abstammung bekennen sich bei gleichzeitiger Mitgliedschaft in einer christlichen (überwiegend katholische) Kirche zugleich zu den in Lateinamerika entstandenen afroamerikanischen Religionen beziehungsweise nehmen an einzelnen ihrer kultischen Handlungen teil: so in Brasilien zu Umbanda, Candomblé, Macumba und zur Religion der Yoruba (Xango), in Haiti zur Religion des Wodu und in Kuba zur Religion der Yoruba (Santeria). In Jamaika bekennen sich 3-5 % der Bevölkerung zur politisch-religiösen Bewegung der Rastafaris. In Kuba gehört die Bevölkerung mehrheitlich keiner Religionsgemeinschaft an.
 
Die christliche Mission Lateinamerikas setzte mit der kolonialen Eroberung ein. Die katholische Kirche war dabei eng mit der herrschenden spanischen und portugiesischen Oberschicht verbunden, setzte sich jedoch von Anfang an gegen Praktiken der Konquistadoren und für eine menschenwürdige Behandlung der Indianer sowie eine Indianerschutzgesetzgebung ein (B. de Las Casas; Bulle »Veritas ipsa« Papst Pauls III. [1537]). Diese Vorgänge waren während der Fünfhundertjahrfeier der Evangelisierung Lateinamerikas 1992 innerhalb der katholischen Kirche auch Anlass dafür, die »Licht- und Schattenseiten« der Kolonialisierung einer kritischen Sicht zu unterziehen. Die katholische Kirche bestimmte über Jahrhunderte auch maßgeblich das politische Leben in Lateinamerika mit. So unterstützte sie nach Erlangung der Unabhängigkeit im 19. Jahrhundert die kreolische Aristokratie und die konservativen Parteien. Eine gesetzliche Trennung von Staat und katholischer Kirche erfolgte in der Mehrzahl der lateinamerikanischen Staaten erst im 20. Jahrhundert. Heute ist die Religionsfreiheit in allen Staaten Lateinamerikas gesetzlich geschützt; nach wie vor Staatsreligion ist die katholische Konfession in Costa Rica.
 
Seit den 30er-Jahren kam es allmählich in einzelnen Kreisen der katholischen Kirche zu einer bewussten Wahrnehmung der gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten und zur Hinwendung zu sozialen Fragen. Dieses Umdenken manifestierte sich erstmals auf der 1. Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (1955; dort auch Gründung des »Lateinamerikanischen Bischofsrates« [»Consejo Episcopal Latinoamericano«, Abkürzung CELAM) in Rio de Janeiro, auf der sich einzelne Bischöfe für soziale Reformen einsetzten. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch das 2. Vatikanische Konzil und die päpstlichen Sozialenzykliken. Seit den 60er-Jahren haben sich in einigen lateinamerikanischen Ländern Priester- und Laiengruppen gebildet, die sich für eine Veränderung der politischen und ökonomischen Strukturen einsetzen. V. a. unter ihrem Einfluss wurden auf den Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen in Medellín (1968) und Puebla (1979) die Weichen für eine Neuorientierung der lateinamerikanischen Theologie als Befreiungstheologie gestellt. Seither hat der lateinamerikanische Katholizismus zentrale Anliegen der Befreiungstheologie übernommen und mit den Basisgemeinden neue kirchliche Strukturen etabliert, ist jedoch seitens des Klerus mehrheitlich nach wie vor konservativ-traditionell geprägt, von Rom darin durch die Ernennung theologisch eher konservativer Bischöfe unterstützt. Die in Lateinamerika tätigen Orden und Kongregationen gründeten 1958 den »Lateinamerikanischen Verband der Ordensleute« (»Confederación Latinoamericana de Religiosos«, Abkürzung CLAR; Sitz: Bogotá).
 
Die protestantische Mission in Lateinamerika setzte im 19. Jahrhundert ein. Die seither v. a. von Nordamerika ausgehende Missionstätigkeit führte zur Gründung zahlreicher protestantischer Kirchen und Gemeinschaften, deren Mitgliederzahlen besonders in jüngster Zeit stark wachsen. Dem 1982 von über 100 protestantischen Kirchen in Huampaní (Peru) gegründeten »Lateinamerikanischen Rat der Kirchen« (»Consejo Latinoamericano de Iglesias«, Abkürzung CLAI; Sitz: Quito) gehören (1996) Mitgliedskirchen in 21 Staaten Lateinamerikas an.
 
Die 1973 in Kingston (Jamaika) gegründete »Karibische Kirchenkonferenz« (»Caribbean Conference of Churches«, Abkürzung CCC; spanisch »Conferencia de Iglesias del Caribe«) umfasst (1996) 34 Mitgliedskirchen in 19 Staaten.
 
 WIRTSCHAFT
 
Gemessen am Anteil Lateinamerikas an der Weltbevölkerung, nämlich 8,4 %, fällt sein Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit 6,4 % (1 624 Mrd. US-$) relativ gering aus. Mit einem Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1994) 3 290 US-$ nimmt Lateinamerika eine mittlere Position zwischen den marktwirtschaftlichen Industrieländern und den meisten übrigen Entwicklungsländern ein. Der wirtschaftliche Entwicklungsstand der einzelnen Länder ist aber sehr unterschiedlich: Mit einem BSP pro Kopf der Bevölkerung von (1994) 8 060 US-$ besitzt Argentinien unter den größeren Ländern den höchsten Lebensstandard in Lateinamerika, gefolgt von Uruguay (4 650 US-$), Mexiko (4 010 US-$), Chile (3 560 US-$) und Brasilien (3 370 US-$), während Haiti (220 US-$) und Nicaragua (330 US-$) nicht nur zu den ärmsten Ländern in Lateinamerika, sondern auch der Erde zählen. Etwas mehr als 78 % des lateinamerikanischen BIP werden in den vier größten Volkswirtschaften, Brasilien, Mexiko, Argentinien und Venezuela, erwirtschaftet, in denen 64 % der Bevölkerung leben. Die Verteilung der Einkommen ist aber auch in den wirtschaftlich weiter fortgeschrittenen Ländern extrem ungleich: Zwischen 40 und 50 % des Gesamteinkommens entfallen auf nur 10 % der Bevölkerung. Ebenso verschiebt sich das Bild, wenn in Kaufkraftparitäten umgerechnet wird: Dann steht Chile (8 890 US-$) vor Argentinien (8 720 US-$) und Venezuela (7 770 US-$) an der Spitze.
 
Auf der Grundlage einer entwicklungspolitischen Strategie, das Wirtschaftswachstum mithilfe von ausländischem Kapital zu stärken, wurden in den 1960er- und 70er-Jahren durch ausländische Investitionen und in einigen Ländern (v. a. Mexiko, Venezuela, Ecuador) auch durch hohe Einnahmen aus dem Erdölexport Wachstumsraten erzielt, die zum Teil höher waren als die der USA u. a. Industrieländer (jahresdurchschnittliche Wachstumsrate des BIP im Zeitraum 1965-80: Brasilien 9,0 %, Mexiko 6,5 %, Argentinien 3,4 %, Venezuela 3,7 %; Lateinamerika insgesamt 6,0 %). Die Kreditaufnahme zwischen 1973/74 (erste Erdölkrise) und 1980 zur weiteren Industrialisierung (zum Teil auch für Prestigeobjekte und die Rüstung) sowie die Folgen konjunktureller Schwächen am Weltmarkt (Absatzrückgang, sinkende Rohstoffpreise - außer bei Erdöl - und somit Verschlechterung der Terms of Trade) führten schließlich zu einer massiven Überschuldung. Einige Staaten gehören inzwischen zu den höchstverschuldeten Ländern der Erde (1994: Brasilien 151 Mrd. US-$, Mexiko 128 Mrd. US-$, Argentinien 77 Mrd. US-$, Venezuela 36 Mrd. US-$); insgesamt ist Lateinamerika mit 563 Mrd. US-$ der höchstverschuldete Kontinent. In den 80er-Jahren geriet Lateinamerika in eine tiefe Wirtschaftskrise: Zwischen 1980 und 1990 wuchs das BIP mit 1,7 % pro Jahr geringer als die Bevölkerung (2,1 %), in einigen Ländern waren die Raten sogar negativ (z. B. Argentinien - 0,3 % pro Jahr, Peru und Haiti - 0,2 %); besonders stark war der Industriesektor betroffen. Die Inflation erreichte fast überall Rekordhöhen (1980-90: Nicaragua 432 % pro Jahr, Argentinien 395 %, Bolivien 318 %, Brasilien 284 %, Peru 234 %). Als Reaktion darauf setzte in allen Ländern spätestens seit Ende der 80er-Jahre eine wirtschaftspolitische Umorientierung ein, die durch Liberalisierung der Wirtschaft und zunehmende Öffnung zum Weltmarkt bei Stärkung der Produktion mit komparativen Kostenvorteilen, Privatisierung von Staatsbetrieben, Reduzierung der Staatsausgaben, Erleichterung von Auslandsinvestitionen, Währungsreform u. a. Maßnahmen gekennzeichnet ist. Der Prozess der wirtschaftlichen Konsolidierung ist unterschiedlich weit fortgeschritten, am weitesten in Chile, das seit 1985 durchgängig hohe Zuwachsraten des BIP verzeichnete, während es in anderen Staaten immer wieder Rückschläge gab. Am sichtbarsten sind die Erfolge bei der Inflationsbekämpfung: Diese wird für Lateinamerika insgesamt (1996) auf nur noch 16 % geschätzt, in vielen ehemaligen Hochinflationsländern liegt sie noch darunter (Argentinien 0 %, Chile 7 %, Bolivien 8 %, Brasilien 9 %). Ausländische Direktinvestitionen zeigen steigende Tendenzen. Längerfristig wird Mexiko von der 1994 in Kraft getretenen Nordamerikanischen Freihandelszone (North American Freetrade Agreement [NAFTA]) profitieren. Ebenso dürfte der Zusammenschluss (seit 1995) der Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay zum Mercosur (Assoziierungsabkommen mit Chile und Bolivien) die wirtschaftliche Entwicklung beleben und das Interesse ausländischer Investoren steigern. Die Arbeitslosigkeit hat sich dagegen durch Schließung unrentabler Betriebe und Reduzierung der Staatsbediensteten oft verstärkt, und die sozialen Spannungen haben zugenommen. Die Arbeitslosenquote liegt in den meisten Ländern bei Berücksichtigung von Unterbeschäftigung, Gelegenheitsarbeiten u. Ä. bei mindestens 25 %. V. a. im ländlichen Raum, zunehmend aber auch in den großen Städten lebt ein erheblicher Anteil der Bevölkerung in absoluter Armut (z. B. Bolivien 60 %, Peru 46 %, Brasilien 40 %, Mexiko 30 %). Auch die Handelsbilanz ist aufgrund gestiegener Importe (Liberalisierung des Außenhandels, Zollsenkungen) oft noch negativ.
 
Die Landwirtschaft Lateinamerikas weist einen sinkenden Anteil am BIP auf (1965: 16 %, 1994: 10 %), bildet aber die Einkommens- und Lebensgrundlage für einen großen Teil der Bevölkerung (Anteil der Landwirtschaft an Erwerbstätigen 1990: 26 %). Die landwirtschaftliche Struktur ist dabei von starken Gegensätzen gekennzeichnet: Die Mehrzahl der ländlichen Bevölkerung produziert in Klein- und Kleinstbetrieben überwiegend für den Eigenbedarf (v. a. Mais, Bohnen, Kartoffeln, Maniok, Reis); daneben finden sich ausgedehnter Großgrundbesitz (Latifundien) mit zum Teil extensiver Bewirtschaftung (Anbau von Getreide und Ölsaaten; Weidewirtschaft) sowie - v. a. in den tropischen Gebieten - Plantagenwirtschaft mit Monokulturen (Kaffee, Kakao, Bananen, Zitrusfrüchte), deren Produkte überwiegend exportiert werden. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse sind (1995): Kaffee (3,4 Mio. t, Anteil an der Welterzeugung 60 %), Bananen (23,4 Mio. t, 43 %), Zuckerrohr (498 Mio. t, 43 %), Kakao (643 000 t, 25 %), Sojabohnen (43,7 Mio. t, 35 %), Mais (73,0 Mio. t, 14 %). Für Kaffee ist Brasilien mit einem Anteil von rd. 16,6 %, (1995: 930 000 t) der größte Lieferant am Weltmarkt, gefolgt von Kolumbien (Anteil 14,5 %; 810 000 t); für fast alle mittelamerikanischen Länder stellt Kaffee das wichtigste Ausfuhrgut dar. Bananen werden v. a. in Brasilien und Ecuador (1995: 5,7 Mio. t beziehungsweise 5,4 Mio. t) angebaut, aber auch in Kolumbien (2,5 Mio. t), Mexiko (2,1 Mio. t), Costa Rica (2,0 Mio. t), Venezuela (1,2 Mio. t), Panama (0,9 Mio. t) und Honduras (0,8 Mio. t); die mittelamerikanischen Staaten sind die wichtigsten Exportländer für Bananen. Beim Anbau von Zuckerrohr hat Kuba nach dem Zweiten Weltkrieg seine führende Rolle eingebüßt; es verfügt zwar mit (1995) 1,1 Mio. ha noch über die drittgrößte Anbaufläche der Erde, sein Produktionsanteil beträgt aber nur noch 6 %. Die größten Anbauflächen für Zuckerrohr hat Brasilien (4,5 Mio. ha), auf das (1995) rd. ein Viertel der Weltproduktion entfällt (301 Mio. t). Brasilien ist außerdem mit (1995) 319 000 t viertgrößter Kakaoproduzent und mit (1995) 25,6 Mio. t drittgrößter Produzent von Sojabohnen.
 
Die Viehhaltung spielt traditionell in den weiten Grasgebieten Südamerikas (Pampa) eine bedeutende Rolle. Der Anteil Lateinamerikas am Weltrindviehbestand beträgt (1995) rd. 26 % (337,9 Mio. Rinder), wobei auf Brasilien, das Land mit dem zweitgrößten Rinderbestand der Erde (156 Mio.), allein 11,9 % entfallen; Argentinien besitzt 53 Mio., Mexiko 30 Mio., Kolumbien 26 Mio. Rinder. Die Rinderzucht dient überwiegend der Fleischproduktion (1994: Brasilien 3,2 Mio. t, Argentinien 2,6 Mio. t, Mexiko 1,4 Mio. t). In den kühleren Weideregionen Argentiniens und Uruguays werden in erheblichem Umfang Schafe gezüchtet (1995: 44,5 Mio. Schafe, Wollproduktion 177 345 t). In den Gebirgsregionen der Anden ist neben der Haltung von Ziegen die Haltung von Lamas und Alpakas, auch als Transporttiere und Wollelieferanten, von Bedeutung.
 
Die Forstwirtschaft stellt trotz ausgedehnter Waldflächen (1994: 922 Mio. ha, zu rd. 53 % in Brasilien) nur einen relativ unbedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Obwohl das Amazonastiefland das größte zusammenhängende Gebiet tropischen Regenwalds auf der Erde ist und auch Mittelamerika über große Waldflächen verfügt (75 Mio. ha, davon rd. 65 % in Mexiko), ist der Anteil an der Weltproduktion von Nutzholz sehr gering; rd. drei Viertel des Holzeinschlags dienen als Brennholz. Die zunehmende Rodung der Waldbestände im Amazonasgebiet trifft auf wachsende Kritik, da schwerwiegende unmittelbare lokale Folgen (u. a. Bodenerosion) bereits eingetreten sind und langfristig auch mit globalen klimatischen Veränderungen zu rechnen ist. Die übrigen Waldprodukte, v. a. Kautschuk, Paranüsse und Chinarinde, haben stark an wirtschaftlicher Bedeutung verloren.
 
Fischerei:
 
Für Peru und Chile sind die reichen Fischgründe im Humboldtstrom von Bedeutung. Mit einer Fangmenge von (1993) 8,5 Mio. t in Peru und 6,0 Mio. t in Chile entfielen auf diese beiden Länder zusammen 14,3 % der gesamten Fangmenge der Erde; exportiert werden überwiegend Schellfisch (Chile), Anchovis (Peru) und Fischmehl. Shrimps sind ein wichtiges Ausfuhrgut in Ecuador (Anteil am Gesamtexport 15 %), Honduras (15 %), Nicaragua (14 %), Panama (14 %), Surinam (9 %) und Guyana (7 %).
 
Bodenschätze:
 
Lateinamerika besitzt (nach dem Nahen Osten) die zweitgrößten Erdölreserven der Erde und ist sehr reich an anderen mineralischen Rohstoffen. Etwa 70 % der Erdölförderung Lateinamerikas entfielen 1995 auf Mexiko (152,7 Mio. t) und Venezuela (135,4 Mio. t), die damit auch zu den weltweit wichtigsten Förderländern gehören (Rang 5 und 8 unter den Förderländern mit einem Anteil von rd. 4,7 % beziehungsweise 4,2 % an der Welterdölförderung). Größere Mengen Erdöl förderten (1995) Argentinien (37,3 Mio. t), Brasilien (36,5 Mio. t) und Kolumbien (29,2 Mio. t).
 
Vor dem Hintergrund der fortschreitenden wirtschaftlichen Sanierung bietet auch der Bergbau Lateinamerikas derzeit breite Investitions- und Absatzmöglichkeiten. Die bedeutendsten Bergbauprodukte (nach Erdöl) sind, gemessen am Weltmarktanteil (1990), Silber (34,4 %), Zinn (26,8 %), Kupfer (24,3 %), Bauxit (22,6 %), Eisenerz (19,5 %), Zink (12,1 %) und Blei (11,1 %). Die größten Kupfererzvorkommen der Erde befinden sich in Chile, das (1994) mit einem Anteil von rd. 23 % (2,23 Mio. t) weltweit der größte Produzent von Bergwerkkupfer ist. Brasilien besitzt in der Serra dos Carajás das größte bekannte Eisenerzvorkommen der Erde. Weitere wichtige Eisenerzförderländer sind Venezuela, Mexiko, Chile und Peru. Für Bolivien war der Abbau von Zinn- und Zinkerz lange Zeit von überragender wirtschaftlicher Bedeutung; heute ist die Produktion rückläufig und wird durch Gold- und Silberabbau ergänzt. Zu den weltweit wichtigsten Zinkproduzenten zählen (1994) Peru und Mexiko, bei Zinn ist Brasilien weltweit drittwichtigstes Erzeugerland. Bauxit wird v. a. in Jamaika, das mit (1994) 11,2 Mio. t weltweit an dritter Stelle steht, und in Brasilien (8,7 Mio. t, vierte Position), aber auch in Surinam (3,8 Mio. t) und Guyana (2,0 Mio. t) gefördert. Die größten Silbervorkommen Lateinamerikas befinden sich in Mexiko, das bei der Silberproduktion weltweit an erster Stelle steht (1993: 2 368 t), und Peru (1 631 t); diese Länder gehören auch zu den wichtigsten Bleiproduzenten. Gold wird besonders in Brasilien, Chile, Kolumbien und Peru gewonnen. Mehr als die Hälfte aller weltweit verarbeiteten Smaragde stammt aus Kolumbien.
 
Für die Energiewirtschaft spielt neben dem Erdöl die Wasserkraft eine wichtige Rolle. Die Stromerzeugung hat sich seit 1970 (150 Mrd. kWh) mehr als vervierfacht (1993: 694 Mrd. kWh); davon entfielen 65 % auf Wasserkraftwerke. Im Paraná bestehen als Gemeinschaftsanlage von Brasilien und Paraguay das Kraftwerk von Itaipú (Leistung 12 600 MW) sowie als gemeinsame Anlage von Argentinien und Paraguay das Kraftwerk Yaciretá-Apipé (2 700 MW), die zu den größten Wasserkraftwerken der Erde zählen. Die Elektrizitätserzeugung aus Kernenergie (Mexiko, Brasilien, Argentinien) ist mit einem Anteil von 1 % an der Energieproduktion von sehr geringer Bedeutung.
 
Industrie:
 
Die einseitige Ausrichtung der lateinamerikanischen Volkswirtschaften auf den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse und bergbauliche Rohstoffe seit der Kolonialzeit hat eine umfassende Industrialisierung lange Zeit verhindert. Konsumgüter des gehobenen Bedarfs sowie sämtliche Investitionsgüter wurden importiert. Wesentlicher Auslöser des Industrialisierungsprozesses war die Weltwirtschaftskrise, die die Exporterlöse drastisch schrumpfen ließ und damit die Importmöglichkeiten stark einschränkte. Verstärkt setzte die Industrialisierung erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Neben der Verbrauchsgüterindustrie entstanden dabei Zentren der Schwerindustrie (z. B. Eisenerzverhüttung). Als Folge zunehmender Verstädterung weiteten sich Zementindustrie und Baugewerbe aus. In den 1960er- und 70er-Jahren entwickelte sich in größerem Umfang die Petrochemie sowie der Maschinen- und Apparatebau. Staatliche Unterstützung und umfangreiche Investitionen ausländischer Konzerne ermöglichten die Errichtung relativ hoch entwickelter Industrieanlagen, z. B. im Bereich des Kraftfahrzeugbaus und der Elektrotechnik. Wichtigstes Ziel bei der Industrialisierung war - abgesehen von einigen Prestigeprojekten (v. a. Kern- und große Wasserkraftwerke) - die Importsubstitution; eine Umorientierung auf eine stärkere Exportorientierung ist im Gange, begleitet von Umstrukturierungen und Betriebsstilllegungen in Industriezweigen, die am Weltmarkt nicht konkurrenzfähig sind.
 
Der Grad der Industrialisierung ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich: Zum BIP trug die Industrie (1994) in Venezuela 42 % bei, in Brasilien 39 %, Ecuador 38 %, Peru 37 %, Argentinien 29 %, Costa Rica 24 %, Uruguay 23 %, Guatemala 19 %, Panama 16 %; Brasilien und Mexiko (28 %) weisen eine differenzierte und hoch entwickelte Industriestruktur auf, in Chile (31 %) kann seit Ende der 1980er-Jahre v. a. der Bereich der Ausrüstungs- und Anlageinvestitionen hohe Wachstumsraten verzeichnen. Ein Problem ist die Ballung der Industrien auf wenige Zentren (z. B. São Paulo, Rio de Janeiro, Mexiko-Stadt, Buenos Aires) und die relativ geringe Bindung von Arbeitskräften in den modernen kapitalintensiven Betrieben.
 
Außenwirtschaft:
 
Trotz verstärkter Diversifikation in der Produktion hat sich weder die Außenhandelsstruktur noch der Anteil am Welthandel nachhaltig verändert. Der Welthandelsanteil fällt (1993) mit 3,8 % (138 Mrd. US-$) bei den Exporten und 4,6 % (167 Mrd. US-$) bei den Importen recht gering aus, wobei beim Export noch immer Rohstoffe dominieren, so in Kuba der Zucker (Anteil rd. 40 %), in Venezuela und Ecuador Erdöl und Erdölprodukte (rd. 75 % beziehungsweise 35 %), in Surinam Aluminiumoxid und Bauxit (rd. 80 %), in Guatemala, Honduras, Nicaragua, El Salvador und Kolumbien Kaffee (zwischen 20-30 %), in Chile Kupfer (rd. 40 %), in Paraguay Baumwolle (rd. 30 %), in Panama Bananen (rd. 35 %). Der Exportanteil der mineralischen Rohstoffe und Agrarprodukte hat sich allerdings von (1970) 89 % auf (1993) 50 % zugunsten der Ausfuhr von verarbeiteten Gütern (1970: 12 %, 1993: 50 %) verringert. Wichtigster Handelspartner fast aller Länder Lateinamerikas sind die USA, gefolgt von den Ländern der EU; auf diese beiden Wirtschaftsräume entfallen über zwei Drittel des gesamten Außenhandels. Der Außenhandelsanteil Deutschlands betrug (1995) bei Exporten 6,6 % (für 14,9 Mrd. US-$) und bei Importen 8,3 % (für 18,7 Mrd. US-$). Der Handel der Staaten Lateinamerikas untereinander soll durch verschiedene Kooperationsvereinbarungen verstärkt beziehungsweise liberalisiert werden, z. B. Karibische Gemeinschaft, Andenpakt, Lateinamerikanisches Wirtschaftssystem, Mercosur. Die ökonomischen Zielsetzungen dieser Abkommen konnten bisher nur zum Teil realisiert werden. Zwischen Mexiko, Venezuela und Kolumbien haben neue Verhandlungen über die Bildung einer gemeinsamen Freihandelszone begonnen.
 
 VERKEHR
 
Das Fehlen ausreichender Verkehrsnetze in weiten Teilen Lateinamerikas stellt ein bedeutendes Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung vieler Regionen dar. Das Eisenbahnnetz umfasst rd. 121 000 km. Das dichteste Schienennetz besitzt Argentinien mit rd. 34 000 km; es verbindet die wichtigsten Häfen (Buenos Aires, Rosario, Bahía Blanca) miteinander. Das Streckennetz in Brasilien ist mit rd. 32 000 km relativ klein, es verbindet aber die wichtigsten Orte im dicht bevölkerten Südosten des Landes, sodass das Verkehrsaufkommen sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr erheblich höher ist als in den übrigen Teilen Lateinamerikas. Mexiko besitzt das längste Eisenbahnetz in Mittelamerika (26 000 km).
 
Das Straßennetz wurde seit Beginn der 1960er-Jahre stark ausgebaut (Länge rd. 2,9 Mio. km, davon 1,7 Mio. km in Brasilien), ist aber nach wie vor sehr lückenhaft. Die wichtigsten Verbindungen sind Abschnitte des Panamerican Highway in Nord-Südrichtung und die Transamazônica, die das Amazonasgebiet in Ost-Westrichtung durchquert.
 
Schifffahrt:
 
Die Binnenschifffahrt spielt auf dem Amazonas (schiffbar auf einer Länge von rd. 3 700 km bis Iquitos in Peru), dem Orinoco und dem Río de la Plata für die wenig erschlossenen Gebiete des tropischen Regenwalds eine wichtige Rolle. Für den internationalen Seeverkehr zwischen Atlantik und Pazifik ist der Panamakanal von entscheidender Bedeutung. Die Handelsflotten der Länder Lateinamerikas haben zusammen einen Umfang von (1993) rd. 101,6 Mio. BRT (Anteil an der Welthandelsflotte 22,2 %). Der überwiegende Teil der Tonnage (57,6 Mio. BRT) entfällt allerdings auf Panama, das durch das Führen eines offenen Schifffahrtsregisters zu den Ländern der Billigflaggen gehört und damit eine Sonderstellung einnimmt.
 
Da dem Luftverkehr angesichts der großen Entfernungen zwischen den einzelnen Zentren dieses Raumes eine herausragende Bedeutung zukommt, ist das Luftverkehrsnetz gut ausgebaut. Nahezu jedes Land verfügt über eine eigene Luftverkehrsgesellschaft. Das Transportvolumen hat sich im Luftverkehr seit Mitte der 1970er-Jahre sowohl im Personenverkehr (1975 rd. 34 Mio., 1994 fast 106 Mio. Personenkilometer) als auch im Frachtverkehr (1975: 983,8 Mio. tkm, 1994: 3 635,5 Mio. tkm) mehr als verdreifacht.
 
 GESCHICHTE
 
Vorgeschichte und vorkoloniale Epoche
 
Älteste Zeugnisse für die Vorgeschichte des lateinamerikanischen Raumes reichen bis ins 20. Jahrtausend v. Chr. zurück (Mittelamerika, Vorgeschichte; Südamerika, Vorgeschichte). Die Hochkulturen, die sich seit etwa 2500 v. Chr. entwickelt hatten (repräsentiert v. a. durch die andinen Hochkulturen und die mesoamerikanischen Hochkulturen), wurden durch die europäische Eroberung zerstört.
 
Conquista und frühe Kolonialzeit (Ende 15./16. Jahrhundert)
 
In spanischen Diensten entdeckte C. Kolumbus - auf dem westlichen Seeweg nach Indien unterwegs - am 12. 10. 1492 die Bahamainsel Guanahani (San Salvador, möglicherweise aber Samana Cay), am 28. 10. Kuba und am 6. 12. Hispaniola. Auf seiner dritten Fahrt (1498-1500) berührte Kolumbus erstmals das südamerikanische Festland (am Golf von Paria), auf seiner vierten Reise (1502-04) das zentralamerikanische Festland (Amerika, Übersicht).
 
Nach der Besiedlung Hispaniolas eroberten die Spanier 1508-11 Kuba; 1509 fassten sie in Panama Fuß. 1519-21 bezwang H. Cortés das Aztekenreich in Mexiko, sein Offizier P. de Alvarado bis 1524 Guatemala. 1531-33 eroberte F. Pizarro von Panama aus das Inkareich (Peru). S. de Benalcázar unterwarf 1533/54 Quito (Ecuador), und G. Jiménez de Quesada eroberte das Hochland von Bogotá (Kolumbien). Venezuela war 1528-46 im Besitz der Welser, die sich in einem Vertrag mit Kaiser Karl V. verpflichtet hatten, das Land zu erobern und zu besiedeln. Die Eroberung des La-Plata-Raumes versuchte zuerst P. de Mendoza 1534-36; die Besiedlung unternahm D. Martínez de Irala von Asunción aus. 1536, endgültig 1580, wurde Buenos Aires gegründet.
 
Neben Spanien hatte sich Portugal zur Kolonialmacht entwickelt; beide Staaten einigten sich im Vertrag von Tordesillas (1494) über eine Teilung der Neuen Welt. Portugal, dem die Länder östlich der vereinbarten Grenzlinie zufielen, erwarb sich damit Besitzansprüche auf den größten Teil von Brasilien. Am 23. 4. 1500 landete P. Á. Cabral an der brasilianischen Küste (im Gebiet von Bahia) und nahm sie am 1. 5. für Portugal in Besitz. Die Portugiesen errichteten zunächst nur Stützpunkte an der Küste (»Punktkolonisation«), während die spanischen Gebiete ab 1501 zu Siedlungskolonien wurden (mit Niederlassungen im Landesinneren). Erst als andere Mächte Brasilien der portugiesischen Krone zu entreißen drohten (die Franzosen schlossen Bündnisse mit indianischen Stämmen), wurde mit der Expedition von Martim Afonso de Sousa (* um 1500, ✝ 1564) die eigentliche Besitznahme des Landes eingeleitet (Brasilien, Geschichte). In den Randgebieten entwickelten sich privilegierte Missionsgebiete (so der so genannte Jesuitenstaat in Paraguay).
 
Die Erobernden beriefen sich zur Legitimation ihrer Herrschaftsansprüche auf den Vorrang der Erstentdeckung, die Verleihung durch den Papst und schließlich auf den Vertrag von Tordesillas. Die eroberten Gebiete wurden integrale Bestandteile der Kronen Kastiliens beziehungsweise Portugals. Für Kastilien galten die Indianer als freie Untertanen, die gemäß dem päpstlichen Auftrag christianisiert werden sollten. Kastilien versuchte zusammen mit der katholischen Kirche, den Schutz der Indianer zu gewährleisten (Verbot der Indianersklaverei 1512 und 1530, bekräftigt durch die von B. de Las Casas inspirierten »Neuen Gesetze« von 1542), konnte sich aber in der Praxis meistens nicht gegen die Ansprüche der Konquistadoren durchsetzen. Im portugiesischen Brasilien wurden die Indianer erst 1758 rechtlich frei.
 
Die Konquistadoren, die vornehmlich aus dem niederen Adel (Hidalgos) und aus dem einfachen Volk stammten, strebten nach sozialem Aufstieg und Reichtum (Suche nach dem Gold von Eldorado). Mithilfe der Zuteilung von Tribut- und Arbeitsleistungen der Indianer (Encomienda) an einzelne Eroberer und deren Umsiedlung (zum Teil auch Sesshaftmachung) wurden die natürlichen Ressourcen rücksichtslos ausgebeutet, die eroberten Reiche geplündert. Die Folgen der Zwangsarbeit und v. a. Seuchen bewirkten bis 1650 einen dramatischen Rückgang der einheimischen Bevölkerung.
 
Die spätere Kolonialzeit (17./18. Jahrhundert)
 
In den spanischen Gebieten Süd- und Mittelamerikas wurde eine gegen die Machtfülle der Konquistadoren gerichtete Verwaltungsstruktur aufgebaut, an deren Spitze Vizekönige beziehungsweise Generalkapitäne und Gerichtshöfe (Audiencias) standen. Oberste Zentralbehörde war der in Spanien ansässige Indienrat (Consejo Real y Supremo de las Indias). Die in Amerika geborenen Spanier (Kreolen) waren von Ämtern in der Verwaltung nicht ausgeschlossen; führende Stellen wurden aber meist mit europäischen Spaniern besetzt. Der Gegensatz zwischen Europa- und Amerikaspaniern bestimmte so zunehmend die koloniale Politik. Indianische Dorfgemeinden besaßen eine beschränkte Autonomie.
 
In den portugiesischen Gebieten kam es erst 1604, während der Personalunion der iberischen Reiche (1580-1640), nach spanischem Vorbild zur Einrichtung eines Indienrates (Conselho das Índias) im Mutterland. In Brasilien selbst stand seit 1549 ein Gouverneur (seit 1577 Generalgouverneur) an der Spitze des in 15 Kapitanate eingeteilten Landes.
 
Wirtschaftliche Zentren waren die Gebiete des Silberbergbaus, Potosí (Bolivien), Zacatecas und Guanajuato (Mexiko), und die kolonialen Verwaltungsstädte, die auch Handel, Finanzwesen, Gewerbe auf sich konzentrierten. U. andere im brasilianischen Minas Gerais förderte man seit dem 18. Jahrhundert Diamanten und Gold. Die Gewinnung von Farbstoffen (Koschenille in Neuspanien, Indigo in Guatemala) bildete einen weiteren wichtigen Wirtschaftszweig; dieser lag v. a. in der Hand der indianisch-bäuerlichen Bevölkerung. Im 18. Jahrhundert wurden Kakao aus Neugranada, Tabak und Zucker aus Kuba und Neuspanien sowie Häute aus dem La-Plata-Gebiet ausgeführt. Im Küstenland von Pernambuco und Bahia (Brasilien) entwickelte sich wie auch in Teilen der spanischen Karibik auf der Basis von Sklaverei eine blühende tropische Plantagenwirtschaft (Rohrzucker). Spanien bemühte sich vergeblich, entsprechend den Ideen des Merkantilismus seine Gebiete durch Handelsbeschränkungen wirtschaftlich abhängig zu halten. Der überseeische Waren- und Personenverkehr Kastiliens wurde von der Auswanderungs- und Handelskontrollbehörde, der Casa de la Contratación in Sevilla, ab 1717 in Cádiz, kontrolliert. 1778 hob Karl III. die meisten Handelsbeschränkungen auf. Ausländer blieben von dem Handel mit Spanisch-Amerika ausgeschlossen, infiltrierten aber früh den legalen Handel und gingen bald zum Schmuggelhandel über.
 
Die führende Schicht bildete die Grund besitzende Aristokratie, zu der auch Großkaufleute, Minenbetreiber und die Beamtenschaft zählten. Das mittelständische Gewerbe hatte nur eine geringe Bedeutung. Nach dem anfänglich dramatischen Rückgang der einheimischen Bevölkerung nahm die Zahl der Indianer in den folgenden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts wieder zu. In die Karibik und nach Brasilien wurden wegen des hier besonders starken Rückgangs der einheimischen Bevölkerung afrikanische Sklaven gebracht (Asiento). Es entstand allmählich eine Mischbevölkerung (Mestizen, Mulatten).
 
Seit dem 17. Jahrhundert drängten andere europäische Staaten auf den Kontinent, v. a. nach Westindien, um am Handel mit der Neuen Welt teilzuhaben. Freibeuter durchzogen die Karibik; die Engländer eroberten ab 1655 Jamaika und ließen sich 1683 im Süden der Halbinsel Yucatán (Britisch-Honduras) nieder. Die Franzosen setzten sich ab 1697 auf Hispaniola fest. Die Niederländer beherrschten 1630-54 das portugiesische Pernambuco. Großbritannien, Frankreich und die Niederlande besetzten Teile Guayanas. 1762-63 hielten die Briten die strategisch wichtige Hauptstadt Kubas besetzt.
 
Zur Abwehr konkurrierender europäischer Mächte und zur Stärkung der eigenen Stellung verwirklichten Spanien und Portugal in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts umfassende Reformen. Neben die Vizekönigreiche Neuspanien und Peru traten in Spanisch-Amerika 1739 das Vizekönigreich Neugranada und 1776 das Vizekönigreich Río de la Plata. In Brasilien wurde 1772 der nördliche Verwaltungsbezirk Estado do Maranhão dem Vizekönig in Rio de Janeiro unterstellt. Die spanische Kolonialverwaltung wurde reformiert und der Einfluss der Kreolen in der Verwaltung stark zurückgedrängt. In zahlreichen Rebellionen protestierte die Bevölkerung gegen Steuererhöhungen und Neuerungen im Handelsverkehr.
 
Die Unabhängigkeitskämpfe (1789-1826)
 
Die Gründe für die Loslösung von den Mutterländern sind vielschichtig. Den ersten Anstoß zu einer politischen Emanzipation gab auf Hispaniola die Französische Revolution (Sklavenbefreiung, Aufstände, Haiti, Geschichte). Den eigentlichen Anlass gab die Absetzung Ferdinands VII. von Spanien durch Napoleon I., die Spanisch-Amerika ohne rechtmäßige Regierung ließ. Die Unabhängigkeitsbewegung war nicht nur ein Kampf gegen Spanien, sondern auch ein Bürgerkrieg; ab 1810 wurden einzelne spanische Vizekönige und Generalkapitäne vertrieben. Während der Restauration (ab 1814) konnte die spanische Herrschaft nur teilweise wiederhergestellt werden. Von Argentinien aus befreite J. de San Martín 1817/18 Chile. S. Bolívar eroberte von Venezuela aus 1819 Neugranada. Auf dem Kongress von Angostura (heute Ciudad Bolívar) gründete er Großkolumbien (1821 Verabschiedung einer Verfassung). 1821 wurde die Unabhängigkeit Perus ausgerufen. Das letzte spanische Heer kapitulierte bei Ayacucho (Peru) am 9. 12. 1824. 1821 erklärten das Vizekönigreich Mexiko und die Provinz des Generalkapitanats Guatemala ihre Unabhängigkeit; 1822/25 folgte Brasilien. Das Eingreifen der Heiligen Allianz zugunsten Spaniens wurde von Großbritannien verhindert, das die neuen Staaten als selbstständige Republik anerkannte.
 
Die lateinamerikanischen Republiken (19./20. Jahrhundert)
 
Während Brasilien durch eine nationale Monarchie (1822-89, unter Peter I. und Peter II.) seine staatliche Einheit wahren konnte, zerfiel das spanische Amerika in eine Vielzahl selbstständiger Staaten; vergebens erstrebte Bolívar auf dem Kongress von Panama (1826) ihre Vereinigung zu einem Staatenbund. Die Republik Großkolumbien brach 1830 in die Republik Venezuela, Neugranada (Kolumbien) und Ecuador auseinander. Im Zentrum und Süden entstanden die »Vereinigten Provinzen des Río de la Plata« (1816), aus denen Argentinien (über Vorstufen erst 1880 als Einheitsstaat vollendet), Bolivien (1825) und Uruguay (1828) hervorgingen; Paraguay hatte 1810/11 die Unabhängigkeit erlangt. Der 1823 gegründete mittelamerikanische Staatenbund zerfiel 1839 wegen regionaler und wirtschaftlicher Rivalitäten der einzelnen Mitgliedern in die Staaten El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Costa Rica. 1889 wurde auch Brasilien Republik.
 
Die unabhängigen Staaten Lateinamerikas standen vor einer durch die Kriegswirren gestörten Wirtschaft und vor hohen Schulden, außerdem fehlte ein Konsens über die innere Ausgestaltung. Caudillos bestimmten die Politik und erzwangen mit autoritären Mitteln innenpolitische Ruhe. Konfliktstoff in allen Ländern war die Frage nach der Stellung der katholischen Kirche. Während die Konservativen die Macht des Klerus erhalten wollten, plädierten die Liberalen für einen laizistischen Staat. An dieser Frage entzündeten sich zahlreiche innenpolitische Kämpfe. Einzig Chile blieben diese inneren Wirren erspart. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lassen sich in fast allen Staaten Lateinamerikas Maßnahmen zur Liberalisierung der Wirtschaft beobachten. Der Landbesitz der Kirchen und der Gemeinden wurde in Privateigentum überführt.
 
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts kam es zu einer gewissen Stabilisierung und Modernisierung, da die Ideen des Positivismus (»Ordnung und Fortschritt«) Einfluss gewannen. Die Reformen im Militärwesen (u. a. geregelte Ausbildung), unter wesentlicher Beteiligung preußischer und französischer Offiziere verwirklicht, drängten die Macht der Caudillos zurück und schufen moderne Heeresstrukturen. Durch Kapital- und Technologieimport, durch die Einwanderung vieler Europäer, v. a. aus Spanien und Italien, und durch den Eisenbahnbau wurden die Modernisierung der Wirtschaft Lateinamerikas vorangetrieben und die nationalen Entwicklungen gefördert.
 
Übte zunächst v. a. Großbritannien (besonders in Argentinien) eine Vormachtstellung aus, so wuchs gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Einfluss der USA, die auf der Grundlage der Monroedoktrin (1823) Interventionsversuchen europäischer Mächte in Lateinamerika entgegentraten. Der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit der amerikanischen Staaten sollten die panamerikanischen Konferenzen dienen. 1898 musste Spanien seine letzten lateinamerikanischen Kolonien, Puerto Rico und Kuba, an die USA abtreten (Frieden von Paris). Im Rahmen der nordamerikanischen Hegemonialpolitik, 1904 in der Roosevelt Corollary (Monroedoktrin) formuliert, intervenierten die USA bis 1933 (mehrfach) in verschiedenen Staaten Mittelamerikas (so in Kuba, Nicaragua, Panama, Honduras, Dominikanische Republik, Haiti) und erzwangen zum Teil eine zeitweilige »Schutzherrschaft«. Auch in die Kämpfe der mexikanischen Revolution griffen sie mehrmals ein. Um die Kontrolle über den 1914 eröffneten Panamakanal zu erlangen, betrieben die USA die Loslösung Panamas von Kolumbien (1903).
 
Parallel zur politisch-militärischen Einflussnahme der USA errangen nordamerikanische Unternehmen (z. B. United Fruit Company) in der Karibik und in Zentralamerika die wirtschaftlichen Machtpositionen. Die Integration der lateinamerikanischen Länder in die Weltwirtschaft führte seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert zwar zu beträchtlichen Wachstums- und Modernisierungsprozessen, hatte aber auch die Kontrolle der Wirtschaft durch das einfließende ausländische Kapital zur Folge. Dieses von außen induzierte Wachstum führte zu einem ersten Aufbrechen der oligarch. Gesellschaftsstruktur. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 stürzte die meisten der auf den Export von Rohstoffen ausgerichteten und daher monostrukturierten Länder in eine tiefe Krise (Massenarbeitslosigkeit, Landflucht). Umstürze und die Errichtung autoritärer Regime waren oft die Folge. Das Militär wurde in fast allen Staaten wieder zu einem politischen Machtfaktor. In dem Maße, in dem sich die Streitkräfte zunehmend aus den Mittelschichten rekrutierten, konnten in den 30er-/40er-Jahren Militärregime die Macht übernehmen, die in Ausnahmefällen (z. B. Chile, Paraguay, Bolivien) sozialreformerisch orientiert waren. V. a. die Länder Mittelamerikas wurden jedoch von korrupten Cliquen beherrscht, die von den USA gestützt wurden (so das Trujillo-Regime in der Dominikanischen Republik, das Somoza-Regime in Nicaragua, das Batista-Regime auf Kuba).
 
Ab Ende der 20er-Jahre entstanden neue Parteien, die sich nationalen (meist gegen die USA gerichteten) und sozialen Zielen zuwandten, daneben auch kleinere kommunistische und sozialistische Gruppierungen. In Argentinien und Brasilien gelangten mit J. D. Perón (1946-55) beziehungsweise G. Vargas (1930-45, 1950-54) Persönlichkeiten an die Macht, die ihre diktatorischen Regime auf die Mittel- und Unterschichten stützten (durch populistische Maßnahmen wie Verstaatlichung wichtiger Industrien, Bodenreform, Sozialgesetze, verbunden mit nationalistischen Tendenzen). Die in ganz Lateinamerika dringend notwendigen Agrarreformen wurden auch in Mexiko, Bolivien und Peru vorangetrieben. Doch blieb die Landwirtschaft von einer Zweiteilung bestimmt: auf der einen Seite eine große Zahl (wenig produktiver) Kleinbetriebe, deren bewirtschaftete Gesamtfläche gering ist, auf der anderen ausgedehnter Latifundienbesitz in den Händen weniger.
 
Diese Konzentration des Landbesitzes und das Anwachsen der Arbeitslosigkeit, der ungebremste Bevölkerungszuwachs und die wirtschaftliche Instabilität verschärften die sozialen Gegensätze. Schon in den 40er-Jahren hatten sich Spannungen (Bolivien 1943; Guatemala 1944; Kolumbien 1946) in Aufständen entladen, die aber stets niedergeschlagen worden waren. 1954 wurde in Guatemala eine Reformperiode durch einen von den USA unterstützten Putsch beendet. Gegen die Dollardiplomatie der USA regte sich immer größerer Widerstand. Zwar hatten die Präsidenten H. C. Hoover (1929-33) und v. a. F. D. Roosevelt (1933-45) versucht, durch die Politik der »guten Nachbarschaft« die Beziehungen auf der Basis der Gleichberechtigung zu verbessern, um den USA die Märkte zu sichern, doch stieß die US-amerikanische Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Staaten Lateinamerikas dort zunehmend auf Ablehnung.
 
In der Folge des Zweiten Weltkriegs, in dem die meisten lateinamerikanischen Staaten auf der Seite der Alliierten standen (Ausnahme war z. B. Argentinien), wurden nicht nur die Wirtschaftsbeziehungen enger, sondern es entstanden auch Organisationen mit dem Ziel, die zwischenstaatliche Zusammenarbeit des gesamten Kontinents zu fördern. Dabei wurde Lateinamerika zunächst in den West-Ost-Konflikt einbezogen. Die Organization of American States (OAS) hatte bei ihrer Gründung (1948) eine antikommunistische Zielsetzung.
 
Der Sturz der Batista-Diktatur auf Kuba (1959) durch F. Castro Ruz, der zur Errichtung eines kommunistischen Herrschaftssystems führte, wirkte auf ganz Lateinamerika: Zu Beginn der 60er-Jahre entstanden sozialrevolutionäre Guerillabewegungen (geführt z. B. durch C. Torres in Kolumbien, Che Guevara in Bolivien, R. Sendic in Uruguay), deren Ziel die kommunistische Revolution war. Die USA suchten gegenzusteuern, zum einen durch Rückgriffe auf die frühere Interventionspolitik (Invasion in der Schweinebucht auf Kuba 1961, in der Dominikanischen Republik 1965), zum anderen mit dem Hilfsprogramm der Allianz für den Fortschritt, das jedoch nicht zu grundlegenden Reformen führte. Die Regierungen der 60er-Jahre konnten die wirtschaftliche und soziale Krise nicht entschärfen. Sie wurden - meist gewaltsam - abgelöst durch Militärregime, deren zum Teil liberalistische Wirtschaftspolitik stabilisierend wirkte. In den 70er-Jahren waren in fast allen lateinamerikanischen Ländern die Militärs die Träger der politischen Macht (Dominikanische Republik seit 1962, Peru seit 1962, Argentinien seit 1962, erneut 1966, Bolivien und Brasilien seit 1964, Ecuador und Honduras seit 1972), Guatemala, Nicaragua, Paraguay und Uruguay wurden diktatorisch regiert. Auch das Sozialisierungsprogramm der Volksfrontregierung in Chile scheiterte (Militärputsch 1973). Putsch und Ausnahmezustand gehörten zum politischen Alltag in Lateinamerika; in El Salvador, Guatemala, Kolumbien und Nicaragua führten die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Militär und Guerilla zu einem jahrelangen Bürgerkrieg. Die innerstaatliche Gewalt richtete sich in vielen Ländern gegen jede Opposition, besonders berüchtigt waren die »Todesschwadronen«, Terrorgruppen, die Tausende Menschen umbrachten.
 
In den 80er-Jahren änderte sich das politische Klima auf dem Kontinent: In fast allen Staaten leiteten die Militärs einen allmählichen Übergang zu demokratischen Regierungs-Formen ein: Gewählte Regierung gibt es u. a. in Ecuador seit 1979, in Honduras seit 1981, in Uruguay seit 1984; in Argentinien endete die Militärherrschaft 1983, in Bolivien fand 1985 ein demokratischer Machtwechsel statt; in Brasilien lockerte sich die Militärherrschaft 1979, in Chile 1987; Paraguay fand nach dem Ende der Diktatur Stroessners (1989) zur Demokratie. Die hierarch. Strukturen der Institutionen änderten sich dabei allerdings nicht.
 
In den 90er-Jahren hat sich die parlamentarische Demokratie als Norm für die Staaten Lateinamerikas gefestigt, obwohl sich die Korruption der herrschenden Eliten und die Macht der Drogenkartelle negativ auswirken. Die neoliberale Wirtschaftspolitik, die die meisten Regierungen seit Ende der 80er-Jahre betreiben, bekämpfte zwar die Inflation, verminderte die Staatsverschuldung und baute den Staatssektor erheblich ab, beseitigte jedoch nicht die sozialen Defizite (unkontrolliertes Wachsen der Städte als Folge der Landflucht, hohe Kriminalitätsrate, Kinderarbeit und -prostitution). Die allgegenwärtige Gewalt äußert sich in Menschenrechtsverletzungen der Sicherheitskräfte, in Entführungen und spektakulären Guerilla-Aktionen. Ein weiteres schweres Problem ist die großflächige Rodung des tropischen Regenwalds; damit wird nicht nur das globale Klima beeinträchtigt, sondern auch der Lebensraum der Indianer zerstört. Die 90er-Jahre brachten aber auch Aufbruchsbewegungen der Indianer, die ein neues Selbstbewusstsein der Urbevölkerung Lateinamerikas demonstrieren (exemplarisch der 1994 ausgebrochene Aufstand der Maya in Chiapas, Mexiko).
 
Dem beherrschenden Einfluss der USA, der sich noch nach der sandinistischen Revolution in Nicaragua (1979) mit der Unterstützung der »Contras« gezeigt hatte, auch bei den Interventionen in Grenada (1983) und Panama (1989/90), setzten die Staaten Lateinamerikas seit den 60er-Jahren Organisationen entgegen, die ihre (zunächst wirtschaftlich orientierte) Zusammenarbeit unabhängig von der Supermacht fördern sollen (Andenpakt, Lateinamerikanische Integrationsvereinigung). In der OAS wächst das Gewicht Lateinamerikas; ein gewachsenes Selbstbewusstsein zeigt sich auch in der Haltung zu Kuba: Die US-amerikanische Embargopolitik wird immer offener zurückgewiesen. In der Krisenbewältigung hat es durch internationale Aktivitäten in den 90er-Jahren entscheidende Fortschritte gegeben: Nach dem Putsch (1991) gegen den gewählten Präsidenten Haitis, J.-B. Aristide, erreichte die Staatengemeinschaft durch Sanktionen und schließlich Intervention 1994 den Rückzug der Militärs, mithilfe internationaler Vermittlungen wurden die Bürgerkriege in El Salvador (1992) und Guatemala (1996) beendet; alte Grenzstreitigkeiten (so zwischen Ecuador und Peru, zwischen Honduras und El Salvador) wurden bereinigt, Bolivien erhielt von Peru einen Zugang zum Pazifik. Die Krise der Währungen in Mexiko und Argentinien 1995 (»Pesokrise«) wurde durch Intervention der »Interamerikanischen Entwicklungsbank« beigelegt. Die Finanzkrise in Argentinien weitete sich jedoch Ende 2001 zur Staatskrise aus. Eine wichtige Vermittlerrolle zwischen den lateinamerikanischen und den EU-Staaten haben Spanien und Portugal übernommen. - Bereits 1967 wurde Lateinamerika im Vertrag von Tlatelolco zur atomwaffenfreien Zone erklärt.
 
Literatur:
 
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Wirtschaft:
 
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Staatl. u. parastaatl. Gewalt in L., hg. v. H. W. Tobler u. a. (1991);
 
N. Werz: Das neuere polit. u. sozialwiss. Denken in L. (1991);
 
H.-J. Lauth: NAFTA - das nordamerikan. Freihandelsabkommen (1994);
 
Transformation im südl. L., hg. v. B. Töpper u. U. Müller-Plantenberg (1994);
 
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Geschichte:
 
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R. Konetzke: L. Entdeckung, Eroberung, Kolonisation (1983);
 
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Der eroberte Kontinent. Histor. Realität, Rechtfertigung u. literar. Darst. der Kolonisation Amerikas, hg. v. K. Kohnt (1991);
 
H.-J. König: Die Entdeckung u. Eroberung Amerikas 1492-1550 (1991);
 
G. Kahle: L. in der Politik der europ. Mächte 1492-1810 (1993);
 
R. Konetzke: Die Indianerkulturen Altamerikas u. die spanisch-port. Kolonialherrschaft (99.-100. Tsd. 1995).
 
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I. Buisson u. H. Schottelius: Die Unabhängigkeitsbewegung in L. 1788-1826 (1980);
 
H.-J. König: Auf dem Wege zur Nation. Nationalismus im Prozeß der Staats- u. Nationenbildung Neu-Granadas 1750 bis 1856 (1988);
 
G. BeyHaut: Von der Unabhängigkeit bis zur Krise der Gegenwart (a. d. Span., 92.-93. Tsd. 1993).
 
Neuere Geschichte: B. Goldenberg: L. u. die Kuban. Revolution (1963);
 
B. Goldenberg: Kommunismus in L. (1971);
 
A. T. Edelmann: Latin America government and politics (Neuausg. Homewood, Ill., 1969);
 
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Armies and politics in Latin America, hg. v. A. F. Lowenthal (New York 1976);
 
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F. Niess: Der Koloß im Norden. Gesch. der L.-Politik der USA (21986);
 
Authoritarians and democrats. Regime transition in Latin America, hg. v. J. M. Malloy u. a. (Pittsburgh, Pa., 1987);
 
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T. Halperin Donghi: Gesch. L.s von der Unabhängigkeit bis zur Gegenwart (a. d. Span., 1991).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Lateinamerika zwischen Kolonialismus und Unabhängigkeit (1763 bis 1820): Spaniens Rückzug aus der Neuen Welt
 
Lateinamerika (1820 bis 1860): Ein Kontinent ordnet sich neu
 
Lateinamerika: Zwischen Reform und Diktatur
 

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La|tein|ame|ri|ka; -s: Gesamtheit der Spanisch u. Portugiesisch sprechenden Staaten Mittel- u. Südamerikas.

Universal-Lexikon. 2012.