Akademik

Lear
I
Lear
 
[liːr, englisch 'lɪə], ursprünglich der britannische Meeresgott Llyr; als sagenhafter König von Britannien zuerst bei Geoffrey of Monmouth erwähnt. Lear wird von der älteren Tochter, der er vorzeitig sein Reich vererbt, verstoßen und kann es erst mithilfe der verkannten jüngsten Tochter zurückgewinnen. - Der Stoff wurde in der kymrischen Erzählsammlung »Mabinogion« (11.-13. Jahrhundert), in R. Holinsheds Chronik (1577) und in E. Spensers allegorisches Epos »The faerie queene« (1590-96) verarbeitet. Das anonyme Historienspiel »King Leir« (veröffentlicht 1605) war Quelle für Shakespeares Tragödie »King Lear« (entstanden zwischen 1603 und 1606), der als Einziger dem Drama ein tragisches Ende verlieh, während seine Vorgänger Cordelia und Lear wieder mit Amt und Würden ausstatten. Auch Nahum Tates Version (1681) nimmt einen glücklichen Ausgang. Moderne Stoffbearbeitungen stammen von E. Bond (»Lear«, 1972, Drama) und A. Reimann (»Lear«, 1978, Oper).
 
II
Lear
 
['lɪə],
 
 1) Edward, englischer Dichter und Maler, * London 12. 5. 1812, ✝ San Remo (Italien) 30. 1. 1888; schrieb für die Enkelkinder des Earl of Derby das selbst illustrierte und zum größten Teil aus Limericks bestehende »A book of nonsense« (1846, 2 Bände, ergänzt 1861 und 1863, vollständige Ausgabe 1942 unter dem Titel »The complete nonsense book«, deutsch von H. C. Artmann unter dem Titel »Nonsense Verse«, von H. M. Enzensberger unter dem Titel »E. Lears kompletter Nonsense«) und gilt als einer der Begründer einer sprachspielerischen, doch melancholisch gefärbten, am Sinn des Lebens zweifelnden Unsinnsdichtung. Lear trat auch als Reiseschriftsteller (Bücher über Italien, Albanien, Korsika) sowie als Maler besonders von Landschaftsaquarellen hervor.
 
Ausgaben: The nonsense verse of E. Lear, herausgegeben von J. V. Lord (Neuausgabe 1986); Selected letters, herausgegeben von V. Noakes (1988).
 
Literatur:
 
V. Noakes: E. L. (Neuausg. London 1985).
 
 2) Evelyn, amerikanische Sängerin (Sopran), * New York 8. 1. 1928; debütierte 1959 an der Deutschen Oper Berlin, deren Mitglied sie bis 1964 war. Sie trat u. a. an der Metropolitan Opera in New York und der Mailänder Scala auf und wurde besonders in Partien von W. A. Mozart und R. Strauss sowie neuerer Opern (z. B. als Marie in »Wozzeck« und als Lulu von A. Berg), aber auch als Liedsängerin bekannt.

Universal-Lexikon. 2012.