Lipoidspeicherkrankheiten,
Lipidspeicherkrankheiten, Lipo|idosen, Lipidosen, Gruppe teils erblich bedingter Stoffwechselstörungen, bei denen es aufgrund von Enzymdefekten zu einer Speicherung von Lipiden in Zellen von Geweben und Organen kommt, die eine fortschreitende, schwere degenerative Schädigung (Dystrophie) zur Folge hat.
Die autosomal-rezessiv erbliche Niemann-Pick-Krankheit (Sphingomyelinose, Sphingomyelinlipidose) ist durch Ablagerung von Sphingomyelin und freiem Cholesterin im Monozyten-Makrophagen-System (Leber, Milz, Lymphknoten, Knochenmark) und Nervensystem gekennzeichnet. In akuter Form tritt sie schon beim Säugling auf und ist durch Leber-Milz-Schwellungen, Erbrechen, Abmagerung, bräunlich gelbe, wachsartige Hautverfärbung und neurologische Symptome (Hör- und Sehstörungen) charakterisiert; sie endet meist vor dem dritten Lebensjahr tödlich. Bei chronischem Verlauf ist die körperliche und geistige Entwicklung gestört. Die Klassifizierung der Niemann-Pick-Krankheit ist noch in der Entwicklungsphase und uneinheitlich. Nach den neuesten Daten sind drei Haupttypen A, B und C gesichert. Bei drei weiteren bisher beschriebenen Typen D, E und F, die selten sind und/oder in genetischen Isolaten (Isolation 2)vorkommen (z. B. Nova Scotia), ist die Zuordnung noch nicht sicher. So scheint z. B. der bisherige Typ D eine Variante des genetisch definierten Typs C zu sein. Bei den Typen A und B liegt ein Enzymdefekt der sauren Sphingomyelinase vor. Typ-A-Patienten weisen eine Restaktivität von weniger als 5 % des Enzyms auf und zeigen schwerste Störungen. Typ-B-Patienten haben eine Restaktivität von 5 bis 10 % und sind im Allgemeinen geringer betroffen. Das Gen für die Niemann-Pick-Krankheit der Typen A und B liegt auf dem Chromosom 11, und Mutationen im Gen sind bekannt. Eine Pränataldiagnostik ist durch eine enzymatische und/oder molekulare Analyse möglich. Ansätze für eine somatische Gentherapie sind vorhanden. Dem Typ C liegt ein Defekt im Cholesterinstoffwechsel zugrunde.
Der meist im Kindesalter auftretenden Hand-Schüller-Christian-Krankheit liegt eine Störung des Cholesterinstoffwechsels zugrunde (Cholesterinspeicherkrankheit). Typ. Kennzeichen sind granulomatöse Gewebeveränderungen (Lipoidgranulomatose) v. a. des Skeletts (»Landkartenschädel«), in ausgeprägten Fällen auch Diabetes insipidus und Exophthalmus; neben Spontanheilungen auch tödlicher Verlauf möglich.
Das rezessiv erbliche, v. a. bei Männern auftretende Fabry-Syndrom geht auf die Ablagerung eines Cerebrosids (Cerebrosidose) in Haut, glatter Muskulatur und Nieren zurück und äußert sich in zahlreichen punktförmigen, auch papulösen Angiomen an Haut und Schleimhäuten, Herzschädigung und einer fortschreitenden Niereninsuffizienz. Ursache dieser Erkrankung ist ein X-gebundener rezessiver Gendefekt. Dieser führt zum Funktionsverlust des Enzyms α-Galaktosidase A in männlichen Genträgern. Weibliche, heterozygote Genträgerinnen (Konduktor) zeigen gewöhnlich eine verminderte Enzymaktivität, die zumeist keine Störungen bewirkt. Das Gen für das Fabry-Syndrom liegt auf dem langen Arm des X-Chromosoms, und sein Aufbau ist bekannt. Daher steht für die Pränataldiagnostik neben der biochemischen auch die molekulare Analyse zur Verfügung. Nur diese ermöglicht eine sichere Heterozygotendiagnostik. Bei den Gangliosidosen steht eine Ablagerung von Glykolipiden im Vordergrund.
Universal-Lexikon. 2012.