Living Theatre
['lɪvɪȖ 'θɪətə; englisch »lebendes Theater«], von J. Beck und Judith Malina (Schüler von E. Piscators »Dramatic Workshop«) 1947 in New York gegründetes Theaterkollektiv, das ab 1951 mit neuen Formen und Inhalten einen radikalen Bewusstseinswandel bewirken wollte. Das Living Theatre begann mit Stücken von A. Strindberg, L. Pirandello, B. Brecht und J. Gelber; es setzte sich mit den Theorien von A. Artaud auseinander und entwickelte sich zu einem der bekanntesten Off-Off-Broadway-Theater der 50er-und frühen 60er-Jahre. Ab 1961 folgten Tourneen und längere Aufenthalte in Europa. Kollektiv wurden eigene Stücke erarbeitet und häufig auf Straßen und Plätzen aufgeführt, u. a. »The brig« (1963), »Mysteries« (1964), »Paradise now« (1968). 1970 teilte sich das Ensemble und arbeitete für die Unterdrückten in Brasilien, Brooklyn und Pittsburgh (Pa.). Nach erneutem Zusammenschluss 1974 trat das Ensemble in Europa auf; nach Becks Tod ab 1985 von Malina zeitweilig allein geleitet, seit 1989 mit festem Haus in New York. Das Living Theatre erlangte Bedeutung als kollektives Experiment, das verschiedene Formelemente (Happening, Montage, Ritual) verband, um Konventionen aufzulösen und die Trennung zwischen Schauspieler und Publikum, Kunst und Alltag aufzuheben und so die Keimzelle einer neuen Gesellschaft zu schaffen.
R. Neff: The L. T., USA (Indianapolis, Ind., 1970);
The living book of the living theatre, bearb. v. C. Silvestro (Köln 1971);
J. Beck: The life of the theater (Neuausg. New York 1986);
J. Tytell: The living theatre (Neuausg. London 1997).
Universal-Lexikon. 2012.