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Lausanne
Lausanne
 
[lo'zan],
 
 1) Hauptstadt des Kantons Waadt, Schweiz, erstreckt sich auf mehreren Hügeln am Nordufer des Genfer Sees vom Seeufer (374 m über dem Meeresspiegel) bis etwa 930 m über dem Meeresspiegel, 114 200 Einwohner; in der städtischen Agglomeration, die 42 Gemeinden umfasst, leben 286 100 Menschen. Lausanne ist Sitz des Bundesgerichts (seit 1874), des Kantonalgerichts und der Verwaltung des Bezirks Lausanne; es hat eine Universität (gegründet 1537, bis 1890 Akademie; neues Zentrum in Dorigny mit europäischem Forschungszentrum), eine Eidgenössische TH (gegründet 1853, 1869-1969 der Universität assoziiert; heute in Ecublens), Kantonale Kunsthochschule, ein Konservatorium, eine Hotelfachschule u. a. Fachschulen sowie viele Privatschulen; Blindeninstitut; Schweizerische Institute für Experimentelle Krebsforschung (in Epalinges) und für Rechtsvergleichung; mehrere Museen, u. a. für Archäologie, Fotografie, Geschichte, kantonale Kunst, zeitgenössische Kunst (Fondation Asher Edelman), Collection de l'art brut, Pfeifenmuseum, Olympisches Museum. Lausanne ist auch Handels-, Messe- (Comptoir Suisse) und Kongressstadt (Palais de Beaulieu), Industriestandort mit Elektronik-, Metall-, Nahrungsmittel-, Tabakindustrie und grafischen Betrieben sowie ein Zentrum des Fremdenverkehrs. Zwischen Zentrum (Grand-Pont) und See (Ouchy) verkehrt eine Metro, seit 1991 auch zum Universitätszentrum Dorigny und nach Renens.
 
Stadtbild:
 
Die frühgotische Kathedrale Notre-Dame wurde 1173-1275 über Vorgängerbauten errichtet, reicher plastischer Schmuck, v. a. an der Apostelpforte (»Portail peint«, erste Hälfte 13. Jahrhundert) und am spätgotischen Westportal; im südlichen Querschiff große Rose (um 1260). Saint-François (Ende 13.-15. Jahrhundert), die Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters, wurde im 19. Jahrhundert erneuert; Sankt Laurent entstand 1716-19, die Fassade 1762-63. Schloss Saint-Maire, ehemaliger befestigter Bischofssitz, wurde gegen 1397 begonnen; Alte Akademie (1579-87); Rathaus (15.-16. Jahrhundert, Neubau 1673-75); Altes Spital (heute Gymnasium, 1766-71); im Palais de Rumine (1898-1906) befinden sich die Kantons- und Universitätsbibliothek sowie einige Museen; zahlreiche weitere Palais und Bürgerhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts sowie Gebäude in der Formensprache des Jugendstils und der Moderne.
 
Geschichte:
 
Nach einem vorrömischen Vorläufer entstand die auf einem Bergsporn gelegene Siedlung Lousọnna. Um 600 verlegte der Bischof von Aventicum (heute Avenches) seinen Sitz hierhin. Die Siedlung wurde 1224 in den Mauerring der Unterstadt einbezogen. Seit 1224 bis ins 16. Jahrhundert war der Bischof von Lausanne mit dem territorialen Machtstreben der Herzöge von Savoyen konfrontiert. Kaiser Siegmund bestätigte 1434 die Privilegien als Reichsstadt. 1536-1798 stand Lausanne unter der Herrschaft Berns. Nach der Eroberung durch Frankreich wurde Lausanne 1798 Hauptstadt des Kantons Léman, 1803 des Kantons Waadt.
 
Der Frieden von Lausanne vom 18. 10. 1912 beendete den Italienisch-Türkischen Krieg von 1911/12; das Osmanische Reich trat seinen letzten afrikanischen Besitz (Cyrenaika, Tripolis) an Italien ab, das auch die von ihm besetzten Inseln des Dodekanes sowie Rhodos faktisch behielt.
 
Der Frieden von Lausanne vom 24. 7. 1923 zwischen Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und Jugoslawien einerseits und der republikanischen Türkei andererseits revidierte den Frieden von Sèvres (1920); er legte die türkisch-griechische Grenze in Thrakien und in der Ägäis fest (Umsiedlungskonvention), gab die Inseln des Dodekanes auch de jure an Italien, erkannte die Annexion Zyperns durch Großbritannien an und regelte die Meerengenfrage.
 
Im Ergebnis der Konferenz von Lausanne (16. 6.-9. 7. 1932) vereinbarten Deutschland und die Siegermächte des Ersten Weltkriegs (v. a. Frankreich, Großbritannien) im Vertrag von Lausanne am 9. 7. 1932 die Ablösung der deutschen Reparationsschuld durch eine Abfindungssumme von 3 Mrd. Reichsmark (als Schuldverschreibungen).
 
 2) Bezirk im Kanton Waadt, Schweiz, 115 km2, 186 400 Einwohner, er umfasst den Kern der städtischen Agglomeration von 1).
 

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Lau|sanne [lo'zan]: Stadt in der Schweiz.

Universal-Lexikon. 2012.