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Menander
Menạnder,
 
griechisch Mẹnandros, griechischer Dichter, * Athen 342 v. Chr., ✝ ebenda 291 v. Chr.; verfasste über 100 Komödien, von denen 96 Titel bekannt sind. Seine Stücke, die bedeutendsten der »neuen Komödie«, spielen im Milieu des athenischen Bürgertums, schildern dessen Schwächen, Liebesintrigen, aber auch Leidenschaften und deren Überwindung. Menander verbindet menschliches Verständnis mit einer hohen Auffassung von Pflicht und Treue; seine Gestalten weisen kunstvolle Charakterzeichnungen auf. Die nuancenreiche Sprache fügt sich zwanglos in die Versmaße. - Menander war Vorbild für die römische Komödie: Caecilius Statius, Plautus und Terenz formten seine Stücke um. Auch im Lustspiel der romanischen Völker (Molière, C. Goldoni) ist sein Einfluss spürbar. - Lange Zeit waren nur Zitate aus Menanders Werken und römische Nachahmungen bekannt. Besonders seit 1905 wurden aus ägyptischen Papyri Fragmente von etwa 30 Komödien gefunden. Die letzten größeren Entdeckungen waren 1958 der »Dyskolos« auf einem Papyrus der Bibliotheca Bodmeriana (Cologny bei Genf), dem Teile der »Samia« und der »Aspis« folgten. 1962-63 wurden Teile des »Sikyonios« in Mumienkartonage wieder gefunden. Eine Vorstellung von Menanders Gestaltungskunst ergibt sich besonders aus »Dyskolos« (»Der Unfreundliche«, 316), »Samia« (nach 315), »Perikeiromene« (»Die Geschorene«, bald nach 314) und »Epitrepontes« (»Das Schiedsgericht«, nach 304). - Menanders Gnomen heißt eine vom ersten nachchristlichen Jahrhundert an entstandene Spruchsammlung, die nur zum kleineren Teil auf Menander zurückgeht.
 
Ausgaben: Dyskolos, herausgegeben von M. Treu (1960); Das Schiedsgericht, in: Griechisches Theater, übersetzt von W. Schadewaldt (1964); Der Schild oder Die Erbtochter, herausgegeben von K. Gaiser (1971); Reliquiae selectae, herausgegeben von F. H. Sandbach (1972); Menander, herausgegeben von W. G. Arnott, auf 3 Bände berechnet (1979 ff.; griechisch und englisch); Sentenzen, übersetzt von S. Jäckel (1986).
 
Literatur:
 
H.-D. Blume: M.s »Samia« (1974);
 N. Holzberg: M., Unters. zur dramat. Technik (1974);
 K. Gaiser: M.s Hydria. Eine hellenist. Komödie u. ihr Weg ins lat. MA. (1977);
 E. G. Turner: The lost beginning of M.s, Misoumenos (London 1978);
 A. Blanchard: Essai sur la composition des comédies de Ménandre (Paris 1983);
 G. Vogt-Spira: Dramaturgie des Zufalls. Tyche u. Handeln in der Komödie M.s (1992);
 J. M. Walton: M. and the making of comedy (Westport, Conn., 1996).

Universal-Lexikon. 2012.