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Goldoni
Goldoni,
 
Carlo, italienischer Dramatiker, * Venedig 25. 2. 1707, ✝ Paris 6. 2. 1793; studierte Philosophie und Rechte und war u. a. 1744-48 Anwalt in Pisa, fühlte sich jedoch schon früh dem Theater verbunden. Mit der erfolgreichen Aufführung seines Stückes »Belisario« (1734) versuchte er, der italienischen Komödie neue Wege zu weisen. Er bemängelte an der Commedia dell'Arte die platte Handlung, die plumpen Späße und den Mangel an sittlichem Gehalt. Seine Reformbestrebungen verteidigte er in der Komödie »Il teatro comico« (1751; deutsch »Das Theater. Ein komisches Stück«). Diese neue Art der Komödie nannte er »Commedia del carattere«. 1748-53 schrieb er für das Teatro Sant'Angelo, 1753-56 für das Teatro San Luca. Anfeindungen des Lustspieldichters P. Chiari und der »Accademia dei Granelleschi« veranlassten ihn, nach Parma, dann nach Rom überzusiedeln; 1759 kam er nach Venedig zurück. Wegen anhaltender scharfer Auseinandersetzungen mit C. Gozzi und den Anhängern der traditionellen Märchen- und Maskendichtung nahm er 1762 eine Berufung an das Théâtre des Italiens in Paris an, das er bis 1764 leitete. Er starb, durch die Revolutionswirren verarmt, im Elend.
 
Goldonis 150 Stücke sind von großer Vielfalt in der Gestaltung: Intrigenstücke (»Il ventaglio«), Rührstücke, autobiographisch-apologetische Stücke, Charakterkomödien (»Il bugiardo«) und Sittenbilder (»Le baruffe chiozzotte«). Psychologisch motivierte Charakterzeichnung in der Art Molières, Darstellungen des Alltagslebens, die eine eindringliche Beobachtung und Sinn für alles Menschliche verraten, und überlegene Heiterkeit zeichnen diese Komödien aus, ebenso auch der Gebrauch der Alltagssprache sowie der venezianischen Mundart. Goldonis Erinnerungen (»Mémoires pour servir à l'histoire de sa vie et celle de son théâtre«, 1787; deutsch »Geschichte meines Lebens«, u. a. auch unter dem Titel »Meine Helden sind Menschen«) zeichnen seine Entwicklung als Erneuerer des italienischen Lustspiels nach.
 
Weitere Werke: Komödien: La bottega del caffè (1743; deutsch Das Kaffeehaus); La vedova scaltra (1750; deutsch Die schlaue Witwe); La locandiera (1753; deutsch Mirandolina, auch unter dem Titel Die Gastwirtin); Il servitore di due padroni (1753; deutsch Der Diener zweier Herren); Le donne curiose (1753; deutsch Die neugierigen Frauen, auch unter dem Titel Das neugierige Frauenzimmer); Il giuocatore (1753; deutsch Der Spieler); Il bugiardo (1756; deutsch Der Lügner); Le baruffe chiozzotte (erschienen zwischen 1761 und 1764; deutsch u. a. Skandal in Chioggia); I rusteghi (1762, deutsch Die vier Grobiane; Oper von E. Wolf-Ferrari, 1906); Il ventaglio (Uraufführung 1765, erschienen 1789; deutsch Der Fächer); Le bourru bienfaisant (1771; deutsch Der gutherzige Polterer).
 
Ausgaben: Opere complete, 38 Bände (1907-51); Tutte le opere, herausgegeben von G. Ortolani, 14 Bände (2-51964-73).
 
Lustspiele, übersetzt von L. Lorme und anderen, 4 Bände (1957-59); Komödien, übersetzt von H. Riedt (1965).
 
Literatur:
 
Studi letterari per il 250o anniversario della nascita di C. G., hg. v. A. Bernadi (Pavia 1957);
 
Studi goldoniani, hg. v. V. Branca u. a., 2 Bde. (Venedig 1960);
 N. Mangini: Bibliografia goldoniana. 1908-1957, 2 Bde. (ebd. 1961);
 E. Caccia: Carattere e caratteri nella commedia del G. (Neuausg. Florenz 1967);
 A. Momigliano: Saggi goldoniani (Neuausg. Venedig 1968);
 
Studi goldoniani, Jg. 1 (1968) ff.;
 H. Riedt: C. G. (Neuausg. 1976);
 W. Theile: G. (1977);
 E. Steele: C. G. Life, work, and times (Ravenna 1981);
 A. E. Maurer: C. G. Seine Komödien u. ihre Verbreitung im dt. Sprachraum des 18. Jh. (1982);
 G. Nicastro: G. ed il teatro del secondo Settecento (Bari 31986);
 J. Hösle: C. G. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit (1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
italienische Literatur: Im Spannungsfeld von Aufklärung und Klassizismus - Parini, Goldoni, Alfieri
 

Universal-Lexikon. 2012.