Nachfolge Chrịsti,
lateinisch Imitatio Chrịsti, auf dem Modell prophetischen Rufes (z. B. 1. Könige 19, 19 ff.) basierende Berufung durch Jesus zur umfassenden, vom ganzen Leben getragenen Teilhabe am Dienst für das nahende Reich Gottes (Markus 1, 16-20; 8, 34-9, 1; 10, 28; Lukas 14, 25-35); seit urchristlicher Zeit eine Grunddimension christlicher Existenzweise. In der Armutsbewegung des Mittelalters (besonders bei den Franziskanern) gewann die Nachfolge Christi einen sozialen Akzent. Im Gefolge der Reformation wurde Nachfolge Christi als Frucht der Rechtfertigung im Alltag verstanden; starke Betonung erfuhr sie im Pietismus und seit dem 19. Jahrhundert (z. B. S. Kierkegaard; Leben-Jesu-Darstellungen). In der evangelischen Theologie des 20. Jahrhunderts hob besonders D. Bonhoeffer die Nachfolge Christi als Konsequenz christlicher Existenz hervor, die im Dienst für die anderen glaubwürdig Jesus Christus bezeugt. In der jüngsten Theologiegeschichte verstehen sich (nicht unbestritten) besonders die politische Theologie und die Befreiungstheologie als zeitgemäße Interpretationen der neutestamentlichen Forderung der Nachfolge Christi. - Wichtig für die Erbauungsliteratur ist das aus dem Geist der Devotio moderna entstandene, Thomas von Kempen zugeschriebene Werk »Nachfolge Christi«, in dem eine personale mystische Form des Sichversenkens in Gestalt und Weg Christi beschrieben wird.
H. D. Betz: Nachfolge u. Nachahmung Jesu Christi im N. T. (1967);
R. Schnackenburg: N. C. - heute (31980);
D. Bonhoeffer: Nachfolge (161987).
Universal-Lexikon. 2012.