Savonarola,
Girolamo, spätmittelalterlicher Bußprediger, * Ferrara 21. 9. 1452, ✝ (hingerichtet) Florenz 23. 5. 1498; wurde 1476 in Bologna Dominikanermönch, 1482 Bibelvorleser und -ausleger am Kloster San Marco in Florenz und bereiste als Prediger mehrere oberitalienische Städte. Nach visionären Erlebnissen 1484 verbanden sich seine Bußpredigten mehr und mehr mit apokalyptischen Heimsuchungsankündigungen für Italien und die Kirche. Als Prior von San Marco (ab 1491) begann er dort mit der Einführung einer strengen Reform. Mit dem Siegeszug Karls VIII. von Frankreich durch Italien und dem Sturz der Medici in Florenz schienen sich Savonarolas Prophezeiungen zu erfüllen. Seine nun auch politisch führende Rolle in Florenz nutzte Savonarola zum Erlass einer demokratischen Verfassung und strenger Sittengesetze auf theokratischer Basis, um den Aufstieg von Florenz zum »neuen Rom« einzuleiten. Dabei setzte er auf ein Bündnis mit Karl VIII., der als »neuer Kyros« das »römische Babylon« stürzen sollte. Als Reaktion auf diese politische Haltung und Savonarolas hartnäckiges Anprangern des Sittenverfalls der Kurie erließ Alexander VI. u. a. 1495 ein Predigtverbot. Die Gehorsamsverweigerung Savonarolas, seine Ungültigkeitserklärung der 1497 gegen ihn ausgesprochenen Exkommunikation und die Machtübernahme seiner politischen Gegner in Florenz führten 1498 zur Verhaftung und zum Prozess. Die unter der Folter erpressten Geständnisse widerrief Savonarola, bevor er als Schismatiker und Häretiker gehängt und verbrannt wurde. - 1558 wurden seine Schriften von der Indexkongregation für rechtgläubig erklärt. Der Dominikanerorden beantragte 1997 offiziell die Seligsprechung.
Ausgabe: Edizione nazionale delle opere, auf zahlreiche Bände berechnet (1953 ff.).
M. Ferrara: Nuova bibliografia savonaroliana (Vaduz 1981);
P. Assmann: Dominikanerheilige u. der verbotene S. (1997).
Universal-Lexikon. 2012.