Schieder,
Theodor, Historiker, * Oettingen i. Bayern 11. 4. 1908, ✝ Köln 8. 10. 1984; war 1942-45 Professor in Königsberg (heute Kaliningrad), 1948-76 in Köln; wandte sich unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs verstärkt der vergleichenden Erforschung europäischer Nationalbewegungen und der Geschichtstheorie zu. Schieder war einer der Hauptbearbeiter der »Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa« (herausgegeben vom Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, 5 Bände in 8 Teilen und drei Beihefte, 1953-61); seit 1957 war er Mitherausgeber der »Historische Zeitschrift«, seit 1968 Herausgeber und Mitverfasser des »Handbuchs der europäischen Geschichte« (7 Bände, 1968-87); 1971 wurde er Mitglied des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. - Wegen seiner Arbeiten für die NS-»Volksgeschichte« während seiner Zeit in Königsberg als Begleitforschung für die nationalsozialistischen Umsiedlungsaktionen und den Holocaust kam es auf dem 42. Deutschen Historikertag in Frankfurt am Main (1998) zu polemischen Auseinandersetzungen zwischen den Historikergenerationen.
Weitere Werke: Die kleindeutsche Partei in Bayern in den Kämpfen um die nationale Einheit 1863-1871 (1936); Staat und Gesellschaft im Wandel unserer Zeit. Studien zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (1958); Das Deutsche Kaiserreich von 1871 als Nationalstaat (1961); Begegnungen mit der Geschichte (1962); Der Nationalstaat in Europa als historisches Phänomen (1964); Geschichte als Wissenschaft (1965); Friedrich der Große. Ein Königtum der Widersprüche (1983).
L. Gall: T. S., 1908-1984, in: Histor. Ztschr., Bd. 241 (1985).
Universal-Lexikon. 2012.