Seleukeia,
1) Seleukeia am Euphrat, später Zeugma [griechisch »Brückenstadt«], antike Stadt am Euphrat, 12 km nördlich von Birecik bei den heutigen Dörfern Belkis und Tell Musa (Tilmusa), Türkei; von Seleukos I. als Doppelstadt Seleukeia-Apamea am West- und Ostufer des Euphrat angelegt und durch eine Brücke verbunden, später Teil der römischen Provinz Syrien und Grenzfestung gegen die Parther, dann gegen die Sassaniden; 637 von den Arabern erobert. - In der Nähe wurden bei Ausgrabungen seit dem 19. Jahrhundert Nekropolen und römische Mosaikböden (heute u. a. in Museen in Berlin und Sankt Petersburg) freigelegt; die Fund- und Grabungsstätten sind durch den Bau des Birecik-Staudamms an der Grenze zu Syrien von Überflutung bedroht.
J. Wagner: S. am Euphrat, Zeugma (1976).
2) Seleukeia am Kalỵkadnos, antiker Name des heutigen Silifke, Türkei.
3) Seleukeia am Tigris, heute Tell Omar, 32 km südlich von Bagdad, Irak. 312/311 v. Chr. von Seleukos I. Nikator nahe dem 312 eroberten Babylon als Residenz angelegt, erblühte schnell zum mächtigsten Handelsplatz Mesopotamiens. Seleukeia gegenüber, jenseits des Tigris, schlugen die Parther ihr Heerlager auf, das spätere Ktesiphon; in arabischen Quellen wird die parthische Hauptstadt als Doppelstadt bezeichnet, d. h., Seleukeia bestand (auch nach der parthischen Eroberung 141 v. Chr.) neben Ktesiphon weiter; erst nach Zerstörung von Seleukeia durch die Römer (164 n. Chr.) verlagerte sich der Schwerpunkt auf Ktesiphon. Ausgrabungen in Seleukeia erbrachten Zeugnisse hellenistischer Kultur, z. B. Terrakottafigürchen (u. a. Kopf des Silenus), wie auch parthische Kunsthandwerks (z. B. Keramik); bedeutend war die Münzprägung von Seleukeia. Von der ursprünglichen Bausubstanz sind v. a. noch unterirdische Anlagen (Grabstätten unter den Häusern) erhalten.
4) Seleukeia Pierịa [-pjɛ-], um 300 v. Chr. gegründete Handelsstadt in der nordsyrischen Landschaft Pierien, am Mittelmeer, Hafen von Antiochia am Orontes.
Universal-Lexikon. 2012.