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Stavenhagen
I
Stavenhagen
 
[-vən-], Reuterstadt Stavenhagen, Stadt im Landkreis Demmin, Mecklenburg-Vorpommern, 45 m über M., im hügeligen Grundmoränengebiet zwischen Kummerower See und Tollensesee, 8 000 Einwohner; Fritz-Reuter-Literaturmuseum (im Rathaus, in dem 1810 F. Reuter geboren wurde); Nahrungsmittelindustrie (Fleisch-, Milchverarbeitung, Kartoffelveredelung), landwirtschaftliche Betriebe.
 
Stadtbild:
 
Barocke Stadtkirche (1782 geweiht).
 
Geschichte:
 
Stavenhagen entstand um 1250 im Schutz einer Burg und erhielt um 1264 durch die Herzöge Pommerns Stadtrecht.
 
II
Stavenhagen
 
[-vən-],
 
 1) Fritz, niederdeutscher Schriftsteller, * Hamburg 18. 9. 1876, ✝ ebenda 9. 5. 1906; begründete mit seinen zum Teil am Naturalismus orientierten Werken die neue niederdeutsche Dramatik. Sowohl Charakterprägungen als auch soziale Zwänge bestimmen seine Tragödien aus der Bauernkultur (»Jürgen Piepers«, 1901) und der Seefahrt (»Der Lotse«, 1901) ebenso wie seine Komödien (»De dütsche Michel«, 1905; »De ruge Hoff«, 1906). Den nachhaltigsten Erfolg hatte sein am stärksten dem Naturalismus verpflichtetes Werk »Mudder Mews« (1904).
 
 2) Rodolfo, mexikanischer Soziologe deutscher Herkunft, * Frankfurt am Main 29. 8. 1932; seit 1956 Professor an der Universidad Nacional Autónoma de México. Stavenhagen gilt als wichtiger Vertreter der »neuen Soziologie« im Lateinamerika der 1960er-Jahre und arbeitete mit Untersuchungen, die sich mit der Unterentwicklung der ländlichen Gebiete und der schlechten sozialen Situation der Landbevölkerung befassten und diese als von den Industriestaaten, dem Welthandel und den innerstaatlichen Großstädten gleichermaßen verschuldet herausstellten, den Dependencia-Theorien vor. Zur Kennzeichnung der Situation der Landbevölkerung prägte Stavenhagen in diesem Zusammenhang den Begriff des »internen Kolonialismus«.
 
Schriften: Las clases sociales en las sociedades agrarias (1969); Sociología y subdesarrollo (1972); Ethnic conflicts and the nation-state (1996).

Universal-Lexikon. 2012.