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Mecklenburg-Vorpommern
Meck-Pomm (umgangssprachlich)

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Meck|len|burg-Vor|pom|mern; -s:
deutsches Bundesland.

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Mecklenburg-Vorpommern,
 
Land im Nordosten Deutschlands, umfasst mit 23 171 km2 6,5 % der Fläche und mit (1999) 1,798 Mio. Einwohnern 2,2 % der Einwohnerschaft Deutschlands. Mecklenburg-Vorpommern besteht aus den Landesteilen Mecklenburg im Westen und Süden und Vorpommern im Nordosten und Osten; Landeshauptstadt ist Schwerin.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der am 23. 5. 1993 in Kraft getretenen Verfassung liegt die Gesetzgebung beim Landtag (71 Abgeordnete, auf vier Jahre gewählt). Gesetzentwürfe werden von der Landesregierung, durch den Landtag selbst oder durch Volksbegehren eingebracht. Der Landtag kann auch durch Volksinitiative gezwungen werden, sich mit bestimmten Fragen zu befassen. Eine Volksinitiative muss von mindestens 15 000, ein Volksbegehren von mindestens 140 000 Wahlberechtigten unterstützt werden. An der Spitze der Landesregierung steht der vom Landtag gewählte Ministerpräsident, der die Richtlinien der Politik bestimmt und das Land nach außen vertritt. Er ernennt und entlässt die übrigen Mitglieder des Kabinetts. Der Landtag kann ihm das Vertrauen entziehen, indem er mit Mehrheit einen Nachfolger wählt. In der Verfassung sind neben einem Grundrechtskatalog eine Reihe von Staatszielen fixiert: u. a. europäische Integration, Umweltschutz, Gleichstellung der Geschlechter, Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie Behinderten, hoher Beschäftigungsstand und angemessener Wohnraum, Schutz nationaler Minderheiten. - Das Verfassungsgericht besteht aus sieben Richtern.
 
Wappen:
 
Das große Landeswappen, das vom Landtag, Landtags-, Ministerpräsidenten, von den Ministern sowie von Landesbevollmächtigten beim Bund geführt wird, zeigt im gespaltenen und geteilten Schild den mecklenburgischen Stierkopf zweimal in diagonaler Anordnung, heraldisch links oben den pommerschen Greif und heraldisch rechts unten den brandenburgischen Adler als Symbol für die jahrhundertelange Verbindung zwischen Pommern und Brandenburg. Die übrigen Landesbehörden sowie die Gerichte, Notare, untere Schulaufsichtsbehörden und Standesämter führen das kleine Landeswappen, ein gespaltenes Wappen mit den traditionellen Wappenbildern, dem Stierkopf heraldisch rechts und dem Greif heraldisch links.
 
Verwaltung:
 
Der Verwaltungsaufbau ist zweistufig. Die Gemeinden werden in 122 Ämtern zusammengefasst. Nach dem Gesetz zur Neuordnung der Landkreise und kreisfreien Städte des Landes Mecklenburg-Vorpommern vom 1. 7. 1993 gliedert sich dieses seit Juni 1994 in sechs kreisfreie Städte und zwölf Landkreise. Es kam zum Gebietsaustausch mit Brandenburg und zur Übergabe des Amtes Neuhaus und weiterer Ortsteile an Niedersachsen.
 
Recht:
 
Die Rechtsprechung üben das Landesverfassungsgericht (Greifswald), ein Oberlandesgericht (Rostock), vier Land- und 31 Amtsgerichte, ein Landesarbeitsgericht (Rostock) und vier Arbeitsgerichte, ein Landessozialgericht (Neubrandenburg) und vier Sozialgerichte, ein Oberverwaltungsgericht (Greifswald) und zwei Verwaltungsgerichte sowie ein Finanzgericht aus.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Mecklenburg-Vorpommern liegt gänzlich im Norddeutschen Tiefland. Die Oberflächenformen werden weitgehend von der jüngsten pleistozänen Vereisung (Jungmoränenland) der Weichsel-Eiszeit (vor etwa 115 000 bis 10 200 Jahren) geprägt. Vor der 340 km langen Außenküste zur Ostsee zwischen der Lübecker und Pommerschen Bucht (Gesamtküstenlänge einschließlich Bodden- und Inselküsten 1 470 km) mit 134 km Steil- und 206 km Flachküstenabschnitten liegen (von Westen nach Osten) die Inseln Poel (in der Wismarbucht), Rügen (mit 926 km2 größte Insel Deutschlands), davor Hiddensee und Ummanz sowie vor dem östlichsten Küstenabschnitt die Insel Usedom (deutscher Anteil 373 km2), deren östlicher Teil zu Polen gehört. An der Ostseeküste Mecklenburgs (von Travemünde bis zum Fischland) wechseln Steilufer (Geschiebemergelkliffs) mit sandigen Anschwemmungen. Die mit dem Darß beginnende Küste Vorpommerns wird charakterisiert durch zahlreiche Bodden, das Kleine Stettiner Haff (Kleines Oderhaff), Geschiebemergelkliffs (Nordküste von Hiddensee), die Kreideküste im Norden und Osten von Rügen sowie durch mit Strandgräsern oder lichtem Kiefernwald bewachsene Dünen. Landeinwärts schließen sich, in Nordwest-Südost-Richtung streichend, an: 1) die ebenen bis flachwelligen, an Söllen reichen Grundmoränengebiete des küstennahen Mecklenburgs, 2) die Sandergebiete der Rostocker und Ueckermünder Heide, 3) das an Senken mit Zungenbeckenseen reiche nordöstliche Vorland des Mecklenburgischen Landrückens, 4) der Mecklenburgische Landrücken als Teil des Baltischen Landrückens mit der Mecklenburgischen Seenplatte, in den Helpter Bergen bis 179 m über dem Meeresspiegel, 5) das südwestliche Vorland des Mecklenburgischen Landrückens mit Sandern der jüngsten sowie Grundmoränenflächen und Endmoränenbögen der vorletzten (Saale-) Eiszeit und 6) an der Westgrenze das Untere Elbtal mit vermoorten Talauen. Nahe beziehungsweise an der Ostgrenze zu Polen liegt die große Zungenbeckendepression im Bereich des Kleinen Haffs und des Mündungsabschnitts der Oder. Der Mecklenburgische Landrücken bildet die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Die zahlreichen, relativ kurzen, gefällearmen, kaum schiffbaren Fließgewässer (Gesamtlänge 26 000 km), die das Land in breiten, teilweise versumpften Tälern durchfließen, entwässern drei Viertel der Landesfläche zur Ostsee (Warnow, Peene mit Trebel und Tollense, Recknitz, Uecker mit Randow) und ein Viertel durch Elde, Sude mit Schaale, Stepenitz u. a. Flüsse über die Elbe (20,7 km langer Grenzfluss zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen) zur Nordsee. Einschließlich der 1 650 km2 großen Boddengewässer nehmen die 2 053 Binnenseen (ab einer Größe von 1 ha) etwa 10 % der Landesfläche von Mecklenburg-Vorpommern ein. Größte Seen sind Müritz (mit 115 km2 größter See Deutschlands), Schweriner See (63 km2), Plauer See (37,8 km2), Kummerower See (32,6 km2), Kölpin- (20,5 km2), Schaal- (19,8 km2) und Tollensesee (17,4 km2). Etwa 13 % der Landesfläche sind von Mooren bedeckt. Etwa ein Fünftel der Fläche ist bewaldet (besonders Darß, Rostocker und Ueckermünder Heide sowie Mecklenburgischer Landrücken), wobei im Jungmoränenland Buchen- und Buchenmischwald, an feuchten Standorten Erlenbruchwald und Auenwald, auf den Sanderflächen Kiefernwald vorherrscht.
 
In Mecklenburg-Vorpommern bestehen vier Nationalparks. Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft (805 km2) umfasst große Teile von Darß und Zingst und die Insel Hiddensee; das zum Nationalpark gehörende Meeresgebiet reicht bis an die Westküste von Rügen. Im Nationalpark Jasmund (30 km2) auf Rügen finden sich die Kreideküste von Stubbenkammer (Königsstuhl 118 m über dem Meeresspiegel), naturnaher Buchenwald und Orchideen. An der unteren Oder hat Mecklenburg-Vorpommern Anteil am Deutsch-Polnischen Nationalpark »Unteres Odertal« (einschließlich des polnischen Teils 329 km2), einem Brut- und Durchzugsgebiet für zahlreiche Vogelarten. Der Müritz-Nationalpark (318 km2), der 117 Seen (größer als 1 ha), darunter die östliche Müritz, Bruchwald und Moore umfasst, ist Brutplatz für Seeadler. Außerdem gibt es sechs Naturparks (Nossentiner-Schwinzer Heide, Elbtal, Feldberg-Lychener Seenplatte, Rügen, Schaalsee und Usedom-Oderhaff) sowie zahlreiche Naturschutzgebiete.
 
Klima:
 
Es ist ozeanisch geprägt, weist jedoch in seinem Übergangscharakter vom ozeanischen zum kontinentalen Typ deutliche Unterschiede zwischen dem Küsten- und binnenländisch gelegenen Bereich auf. Durch den Einfluss der Ostsee ist die durchschnittliche Jahresschwankung der Lufttemperatur im Küstenbereich am geringsten. Die Winter sind hier wärmer und die Sommer kühler, die durchschnittlichen Temperaturen des Januar liegen bei —0,1 ºC bis —0,2 ºC, die des Juli bei 17,0 ºC. Die entsprechenden Werte betragen im Binnenland um —0,8 ºC beziehungsweise um 17,5 ºC. Sowohl in südöstlicher als auch in westöstlicher Richtung nimmt die Kontinentalität zu. Die durchschnittliche Niederschlagshöhe des Landes liegt bei 598 mm, höhere Niederschlagsmengen erhalten Westmecklenburg und der Mecklenburgische Landrücken, dagegen sind dessen Leegebiet und die Küste niederschlagsärmer.
 
Bevölkerung:
 
Mecklenburg-Vorpommern ist mit 77 Einwohnern je km2 das am geringsten besiedelte Bundesland Deutschlands und hatte Ende 1999 eine Bevölkerungszahl von 1 789 300. Der Bevölkerungsrückgang seit dem politischen Umbruch (1989-99 um 171 000 Menschen) wurde v. a. durch die starke, aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte Abwanderung von jungen Menschen in die westlichen Bundesländer verursacht, aber auch durch einen überaus starken Geburtenrückgang zwischen 1991 und 1995; seit 1996 steigt die Geburtenzahl wieder an. Am 31. 12. 1999 wohnten 31 700 Ausländer in Mecklenburg-Vorpommern (1,8 % der Landesbevölkerung). Die Geburtenrate beträgt (1999) 7,0 ‰, die Sterberate 9,7 ‰. 1999 waren 15,2 % der Bevölkerung unter 15 Jahre alt, 71,0 % 15 bis unter 65 Jahre alt, 13,8 % 65 Jahre und älter.
 
In Großstädten (100 000 Einwohner und mehr) lebten (1999) 17,1 % der Bevölkerung, in Gemeinden zwischen 50 000 und 100 000 Einwohner 10,7 %, zwischen 10 000 und 50 000 Einwohner 20,2 %, unter 10 000 Einwohner 52,0 %. In Mecklenburg sind die bevölkerungsreichsten Städte (1999) Rostock (203 300 Einwohner), Schwerin (102 900 Einwohner), Neubrandenburg (74 500 Einwohner), Wismar (47 400 Einwohner) und Güstrow (32 800 Einwohner), in Vorpommern sind es Stralsund (61 300 Einwohner) und Greifswald (55 300 Einwohner).
 
Das ländliche Siedlungsbild wurde bis 1945 in weiten Teilen durch vorherrschenden Großgrundbesitz und demzufolge durch Gutshäuser und Dörfer mit Landarbeiterkaten (Katendörfer) bestimmt. Nur in ehemaligen landesherrlichen Gebieten trifft man auf Bauerndörfer. Lockere Straßen- und Angerdörfer finden sich v. a. im Süden, Hagenhufendörfer auf schweren Rodungsböden im Norden und Osten. Während im Norden des Landes und entlang der Küste das niederdeutsche Hallenhaus, vielfach abgewandelt, vorherrscht, begegnet im Süden die märkisch-mitteldeutsche Gehöftanlage. Kleinere Marktstädte zeigen häufig die regelmäßige Form der deutschen Ostsiedlung.
 
Religion:
 
20,4 % der Bevölkerung gehören den beiden evangelischen Landeskirchen an, der »Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs« und der »Pommerschen Evangelischen Kirche«, 4 % der katholischen Kirche (Mecklenburg gehört zum Erzbistum Hamburg, Vorpommern zum Erzbistum Berlin). Der »Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Mecklenburg-Vorpommern« zählt rd. 930 Mitglieder; jüdische Gemeinden bestehen in Rostock und in Schwerin.
 
Bildungswesen:
 
Mit dem Schuljahr 1996/97 trat das neue Schulgesetz Mecklenburg-Vorpommerns in Kraft. Es sieht im allgemein bildenden Bereich folgende Schularten vor: Grundschule, verbundene Haupt- und Realschule, Hauptschule, Realschule, Gymnasium, kooperative Gesamtschule, integrierte Gesamtschule und Förderschule. In diesen Schulen können die Schüler nicht nur in abschlussbezogenen beziehungsweise schulartspezifischen Klassen, sondern auch in bildungsgangübergreifenden Klassen, verbunden mit Formen der äußeren Fachleistungsdifferenzierung, unterrichtet werden. Im beruflichen Bereich gibt es folgende Schularten: Berufsschule, Berufsfachschule, höhere Berufsfachschule, Fachgymnasium, Fachoberschule und Fachschule. An der Berufsschule wird mit den Ausbildungsbetrieben ein gemeinsamer Bildungsauftrag (duales System) erfüllt. An der Fachoberschule kann die Fachhochschulreife erworben werden, ebenso (neben dem berufsbezogenen Abschluss) an der höheren Berufsfachschule und den Fachschulen. Eine Schule für Erwachsene ist das Abendgymnasium. Mecklenburg-Vorpommern hat zwei Universitäten (Universität Rostock, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald) sowie drei Fachhochschulen (Hochschule Wismar - Fachhochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung, Fachhochschule Stralsund sowie Fachhochschule Neubrandenburg). Darüber hinaus gibt es in Rostock eine Hochschule für Musik und Theater.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Die 1990 begonnene Umstrukturierung der Wirtschaft der traditionell strukturschwachen (auf Landwirtschaft, Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und Schiffbau mit Zulieferindustrien ausgerichteten) Region war mit einem starken Rückgang der Arbeitsplätze verbunden. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen lag bei (1999) 163 100, was einer Arbeitslosenquote von 19,4 % entspricht. Die Wirtschaftsleistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), stieg 1995-99 von 41,22 Mrd. DM auf 55,75 Mrd. DM. Der Anteil Mecklenburg-Vorpommerns am BIP Deutschlands liegt (1999) bei 1,4 %. Das BIP je Einwohner beträgt (1999) 31 555 DM, je Erwerbstätigen 76 272 DM.
 
Landwirtschaft:
 
Die Integration in den EU-Agrarmarkt hat zu einem tief greifenden Wandel der landwirtschaftlichen Strukturen geführt. Der Anteil von Land-, Forstwirtschaft und Fischerei an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen hat sich von (1989) 18,8 % auf (1999) 5,3 % verringert. Dennoch hat dieser Sektor mit einem Anteil an der Bruttowertschöpfung von (1999) 3,3 % nach wie vor eine größere wirtschaftliche Bedeutung als sonst in Ostdeutschland 1989 bestanden auf dem Gebiet des heutigen Landes Mecklenburg-Vorpommern 1 022 landwirtschaftliche Betriebe, darunter 876 landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) und 126 volkseigene Güter (VEG), mit einer durchschnittlichen Größe von 1 476 ha. Ende 1999 gab es noch 634 Betriebe in der Rechtsform einer juristischen Person (die mit einer Durchschnittsfläche von 945 ha je Betrieb 44 % der Fläche bewirtschaften) und 4 542 Betriebe in der Rechtsform natürlicher Personen (Durchschnittsfläche je Betrieb: 168 ha, alte Bundesländer: 26 ha). 1999 waren noch 85,4 % der Landwirtschaftsfläche Pachtland, das sich im Eigentum von familienfremden Bodeneigentümern oder der Bodenverwertungs- und Bodenverwaltungsgesellschaft (BVVG) befand.
 
1999 wurden insgesamt 1,49 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche bearbeitet (64,4 % der Landesfläche). Der Ackerbau (Anteile an der Ackerfläche 1999: Getreide 53,9 %, Ölfrüchte 20,8 %, Feldfutter 9,1 %, Zuckerrüben 2,9 %, Kartoffeln 1,5 %; Brachland 8,6 %) konzentriert sich auf die fruchtbaren Böden der Grundmoränen (v. a. Anbau von Weizen, Zuckerrüben, Ölsaaten). Auf den südlich anschließenden Endmoränengebieten und Sanderflächen mit weniger fruchtbaren Böden werden v. a. Roggen und Kartoffeln angebaut. In den Flussniederungen im Norden und Nordosten sowie der Elbe im Südwesten und auch im Küstenbereich herrscht die Rinderzucht vor. Die Viehbestände sind 1989-99 stark zurückgegangen, so bei Rindern von 1,3 Mio. auf 0,61 Mio. und bei Schweinen von 2,7 Mio. auf 0,65 Mio.
 
Forstwirtschaft:
 
Mecklenburg-Vorpommern zählt nach Schleswig-Holstein zu den am geringsten bewaldeten deutschen Bundesländern. Durch Forstwirtschaftsprogramme soll der Anteil von Kiefern und Fichten zugunsten von Laubbäumen (Buchen und Eichen) zurückgedrängt werden.
 
Fischerei:
 
Die für das binnengewässerreichste deutsche Bundesland und zugleich Küstenland Mecklenburg-Vorpommern strukturtypische Fischwirtschaft hat ihre frühere Bedeutung nach 1990 verloren. Gefangen werden v. a. Karpfen, Aale, Plötzen, Zander und Hechte. 1999 gab es in Mecklenburg-Vorpommern 59 Binnenfischereibetriebe, die 757 t Speisefisch anlandeten. Daneben besteht eine Küsten- (Kutter-) und im geringen Umfang Hochseefischerei.
 
Bodenschätze:
 
In Mecklenburg-Vorpommern lagern etwa 1,5 Mrd. t Kies- und Sandvorkommen und 700 Mio. t Tonmineralien. 1999 wurden 23,8 Mio. t Kies und Sand, 66 000 t Ton und 3,35 Mio. m3 Erdgas gefördert beziehungsweise gewonnen. Von großer Bedeutung sind die Kreidevorkommen auf Rügen. Im Südwestteil bei Lübtheen (Kreis Ludwigslust) lagern Braunkohlenvorkommen (Vorrat etwa 8 Mrd. t).
 
Energiewirtschaft:
 
Mecklenburg-Vorpommern ist, besonders nach dem Abschalten des Kernkraftwerkes Lubmin, auf Elektroenergiezufuhr angewiesen. Mit dem im April 1994 an das Netz gegangenen Steinkohlekraftwerk Rostock stieg bis 1999 die Eigenerzeugung von Elektrizität auf 4,1 Mio. MWh (1994: 1,3 Mio. MWh) an.
 
Industrie:
 
Mit (1999) 26 Industriebeschäftigten auf 1 000 Einwohner (Bundesdurchschnitt 77) im verarbeitenden Gewerbe hat Mecklenburg-Vorpommern die geringste Industriedichte aller Bundesländer; besonders niedrig ist sie in Vorpommern und im Bereich der Mecklenburgischen Seenplatte. Nach 1990 war neben der Landwirtschaft das verarbeitende Gewerbe (Umsatz 1999: 12,6 Mrd. DM) am stärksten von der Strukturveränderung betroffen. Die Zahl der Erwerbstätigen verringerte sich hier von (1989) 240 700 auf (1999) 77 500 (ohne Baugewerbe). Strukturbestimmend waren und sind das Ernährungsgewerbe (hier 28,9 % der im verarbeitenden Gewerbe Beschäftigten) und der mit öffentlichen Mitteln geförderte Schiffbau (Werften in Wismar, Rostock-Warnemünde, Stralsund, Wolgast, Binnenwerft in Boizenburg/Elbe), die 1999 zusammen 47,8 % des Umsatzes der Industrie realisierten. Die Deutsche Seereederei GmbH wurde 1993 privatisiert und gehört jetzt zum Verbund der Senator Line (Bremer Vulkan Verbund AG). Weiterhin wichtig sind die Bereiche Fahrzeugbau (10,6 %; besonders Straßenfahrzeuge) sowie der Maschinen- und Gerätebau (6,9 %), die auf Schiffbau und Landwirtschaft ausgerichtet sind. Wichtigste Produktionsstandorte hierfür sind Schwerin, Neubrandenburg, Parchim, Greifswald, Neustrelitz und Waren (Müritz); Rostock und Sassnitz sind Standorte der Fischverarbeitung. Durch das zurückgehende Gewicht des Baugewerbes verringerte sich 1995-99 die Zahl der Beschäftigten von 114 300 auf 40 200, der Umsatz ging von 7,9 Mrd. auf 6,5 Mrd. DM zurück. Der Anteil des produzierenden Gewerbes insgesamt an der Bruttowertschöpfung liegt bei (1999) 24,3 % (davon Bauwirtschaft 11,9 %; verarbeitendes Gewerbe 9,7 %).
 
Dienstleistungssektor:
 
Mit der Zunahme der Zahl der Erwerbstätigen in Dienstleistungsunternehmen von (1989) 71 900 auf (1999) 505 900 (Erwerbstätigenanteil 69,2 %) hat sich dieses Bereichs einschließlich der Sparten Handel und Verkehr sowie öffentlicher Sektor an der Bruttowertschöpfung anteilmäßig 1994-99 von 6 % auf 72 % erhöht.
 
Tourismus:
 
Er ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung, zumal er wegen der noch weithin intakten, industriearmen reizvollen Landschaften große Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Handel und Gastgewerbe sind1999 mit 17,6 % an der Bruttowertschöpfung beteiligt (1996: 6,5 %). Wichtige Fremdenverkehrsregionen sind die Ostseeküste (18 anerkannte See- und mehrere Heilbäder) mit der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die Inseln Rügen, Hiddensee und Usedom, die Mecklenburgische Schweiz und die Mecklenburgische Seenplatte. Touristische Anziehungspunkte sind auch Schwerin, Rostock, Stralsund, Greifswald, Wismar, Güstrow, Ludwigslust und Bad Doberan. Mit (1999) 15,6 Mio. Übernachtungen liegt Mecklenburg-Vorpommern unter den neuen Ländern an erster Stelle.
 
Verkehr:
 
Das überörtliche Straßennetz hat eine Gesamtlänge von (1999) 9 701 km (262 km Autobahnen, 2 070 km Bundesstraßen, 3 228 km Landes- und 4 141 km Kreisstraßen). Durch den Bau der etwa 300 km langen Ostseeautobahn Lübeck-Wismar-Rostock-Stralsund-Neubrandenburg-polnische Grenze (Verkehrsprojekt »Deutsche Einheit«) als Ergänzung zu den bereits bestehenden Autobahnen Berlin-Rostock und Berlin-Hamburg sollen die Verkehrsanbindung der Seehäfen Rostock, Wismar, Stralsund und Sassnitz nach Westen verbessert werden. Mit regelmäßigen Fährverkehrslinien nach Skandinavien, Russland und ins Baltikum nehmen die Häfen die Funktion eines Verkehrsknotenpunkts sowohl im West-Ost- als auch im Nord-Süd-Verkehr wahr. Wichtigste Umschlaghäfen (Güterumschlag 1999) sind Rostock (17,4 Mio. t) und Wismar (Umschlag von Massengütern; 2,4 Mio. t), ein bedeutender Fährhafen mit einem Umschlag von 2,9 Mio. t ist Sassnitz. Das Schienennetz in Mecklenburg-Vorpommern umfasst etwa 2 100 km (neuere Zahlen werden in jüngerer Zeit nicht mehr veröffentlicht), davon waren etwa 35 % des elektrifiziert. Zu den Nebenbahnstrecken im Küstenbereich gehören die für den Tourismus attraktiven Schmalspurbahnen Bad Doberan-Kühlungsborn und Putbus-Göhren (Rügen), im Binnenland werden im steigenden Maße Nebenstrecken stillgelegt. Flughäfen (für den nationalen Verkehr) gibt es u. a. in Laage nahe Rostock, in Parchim, Barth, Heringsdorf und Neubrandenburg.
 
 Geschichte:
 
Zur Geschichte vor 1945 Mecklenburg (Geschichte) und Pommern (Geschichte). - Am 1. 7. 1945 verließen die Westalliierten vereinbarungsgemäß Westmecklenburg. Das am 9. 7. 1945 auf dem Territorium der SBZ aus dem Land Mecklenburg und dem westlich der Oder liegenden Teil der preußischen Provinz Pommern (Vorpommern) gebildete Land Mecklenburg-Vorpommern (ab 25. 2. 1947 Mecklenburg genannt) umfasste 22 938 km2 mit (1946) 2,109 Mio. Einwohnern. Es erhielt am 15. 1. 1947 eine Verfassung; durch die Enteignungen der Bodenreform 1945-49 wurden 1,07 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche neu verteilt. Nach dem Volkskammerbeschluss vom 23. 7. 1952 wurden Landesregierung sowie Landtag am 25. 7. 1952 aufgelöst und das Land in die DDR-Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg aufgeteilt. Aufgrund des Ländereinführungsgesetzes vom 22. 7. 1990 wurde das Land Mecklenburg-Vorpommern am 3. 10. 1990 wiederhergestellt. Die Kreise Prenzlau und Templin sowie Perleberg fielen an Brandenburg; Hauptstadt wurde Schwerin. Nach den Landtagswahlen vom 14. 10. 1990 bildeten CDU und FDP eine Koalitionsregierung, zunächst unter Alfred Gomolka (* 1942), seit März 1992 unter B. Seite (beide CDU). Nach den Wahlen vom 16. 10. 1994 kam es zur Bildung einer großen Koalition von CDU und SPD unter Ministerpräsident Seite. Die Ergebnisse der Wahl vom 27. 9. 1998 führten zur Bildung einer Koalition von SPD und PDS unter H. Ringstorff (SPD).
 
Literatur:
 
T. Hurtig: Phys. Geographie von Mecklenburg (Berlin-Ost 1957);
 
Luftbildatlas M.-V., bearb. v. H. J. Buchholz u. L. Scharmann (1992);
 G. Heitz u. H. Rischer: Gesch. in Daten - M.-V. (1995);
 
Hb. der histor. Stätten Dtl.s., Bd. 12: Mecklenburg, Pommern, hg. v. H. bei der Wieden u. Roderich Schmidt (1996);
 W. Karge u. a.: Die Gesch. Mecklenburgs (21996);
 
M.-V. - Brücke zum Norden u. Tor zum Osten, hg. v. W. Weiß (1996).

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Meck|len|burg-Vor|pom|mern; -s: Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.

Universal-Lexikon. 2012.