Tal der Könige,
arabisch Biban el-Moluk, Tal des Wüstengebirges auf dem westlichen Nilufer von Theben; im Neuen Reich (18.-20. Dynastie) Begräbnisstätte ägyptischer Könige, auch verdienter Beamter (in einfachen Schachtgräbern) u. a.; die übrigen Angehörigen der Dynastien wurden meist im Tal der Königinnen (Biban el-Harim), ebenfalls in Theben-West (näher an Luxor), bestattet, bereits im 16. Jahrhundert v. Chr. Prinzen und Prinzessinnen, im 13. Jahrhundert v. Chr. auch Königinnen. Die Reihe der Felsgräber der Pharaonen begann mit Thutmosis I. und endete mit Ramses XI. (1099-1070 v. Chr.). Sie bestanden aus tief abwärts (bis 200 m) in die Felswände getriebenen Stollen und Hallen. Die Sarkophage aus Quarzit oder Granit wurden schon vor dem Begräbnis an ihren Platz in der unteren Kammer oder später Pfeilerhalle gebracht. Die jüngeren Anlagen zeichnen sich durch breitere und höhere Korridore aus. König Haremhab ging im 14. Jahrhundert v. Chr. zu farbigem Relief und Dekoration über, was Sethos I. aufgriff, wobei das Bildprogramm die Unterwelt, die die Sonne nachts durchläuft, beschreibt. Auch die Texte des »Pfortenbuchs« und des Amduat bedecken die Wände. Als Sonnengott hoffte der König aus dieser Totenwelt emporzusteigen. Großartige Schilderungen finden sich auch in den Gräbern von Thutmosis III. und Amenophis II. Versenkte Reliefs zeigt das Grab Ramses' VI. (das eigentliche für Ramses V. angelegt wurde). Die Mumien wurden mit reichen Beigaben bestattet, von denen nur der (1922 entdeckte) Grabschatz des Tut-ench-Amun einen vollständigen Eindruck gibt. Die Totentempel lagen weitab am Nilufer (und sind zerstört). Die Königsmumien wurden nach dem Ende des Neuen Reichs in zwei Verstecken zusammengetragen, die erst 1881 und 1898 wieder entdeckt wurden. Von den Gräbern standen viele schon im Altertum offen und wurden von christlichen Mönchen bewohnt. Die neuzeitlichen Wiederentdeckungen begannen mit der Expedition Napoleons I. 1988 fand man den Eingang zu einer unterirdischen Grabanlage vermutlich der Söhne Ramses' II. - Die Gräber der Königinnen waren kleiner, und die Malereien und Reliefs bezogen sich auf das ägyptische Totenbuch. Das kostbarste Königinnengrab ist das der Nofretiri. Die Nekropole im Tal der Könige wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Nahebei liegt Deir el-Medina.
E. Hornung: T. d. K. Die Ruhestätte der Pharaonen (Neuausg. 1995).
Universal-Lexikon. 2012.