Thackeray
['θækərɪ], William Makepeace, englischer Schriftsteller, * Kalkutta 18. 7. 1811, ✝ London 24. 12. 1863; kam nach dem frühen Tod des Vaters, eines Kolonialbeamten, nach England, besuchte Internatsschulen und studierte 1829/30 in Cambridge; nach dem Verlust des Familienvermögens lebte er zeitweilig als Zeichner und Korrespondent in Paris, ab 1837 in London als Journalist, Autor von Fortsetzungsromanen und Karikaturist (u. a. für die Zeitschriften »Punch« und »Fraser's Magazine«). Zu seinen frühen literarischen Arbeiten zählen Parodien beliebter zeitgenössischer Genres, so des Verbrecherromans (»Catherine«, 1839-40 in »Fraser's Magazine«), des Schelmenromans (»The luck of Barry Lyndon«, 1844 in »Fraser's Magazine«, Buchausgabe 2 Bände, 1853, deutsch »Die Memoiren des Junkers Barry Lyndon«, verfilmt) und des historischen Romans im Stile W. Scotts (»Rebecca and Rowena«, 1850, deutsch »Rebecca und Rowena«). Den Materialismus und die Sitten der gutbürgerlichen viktorianischen Gesellschaft ironisierte er in den Erinnerungen eines Lakaien »The Yellowplush correspondence« (1837-38 in »Fraser's Magazine«, Buchausgabe 1838; deutsch u. a. als »Die Memoiren des Mr. C. J. Yellowplush«) und in »The book of snobs« (1846-47, Buchausgabe 1848; deutsch »Die Snobs«). Sein zweifellos bedeutendstes Werk ist der im Stile eines breiten Gesellschaftspanoramas der Zeit der Napoleonischen Kriege angelegte Roman »ohne Helden« »Vanity fair« (in 20 Fortsetzungen erschienen 1847-48, Buchausgabe 3 Bände, 1848; deutsch »Der Markt des Lebens«, auch unter dem Titel »Jahrmarkt der Eitelkeit«), der in der Gegenüberstellung zweier kontrastierender Frauengestalten menschliche Schwächen sowie die auf Besitz und Status gerichteten Werte der bürgerlichen Gesellschaft aufdeckt. Auch die späteren Werke, so der autobiographisch gefärbte Bildungsroman »The history of Pendennis« (2 Bände, 1849-50; deutsch »Geschichte von Pendennis«), der historische Roman »The history of Henry Esmond« (3 Bände, 1852; deutsch »Die Geschichte des Henry Esmond«), der Familienroman »The Newcomes« (2 Bände, 1854-55; deutsch »Die Newcomes«) sowie der nach Vortragsreisen durch die USA in den Jahren 1851-53 und 1855-56 entstandene, teilweise in der Neuen Welt spielende Roman »The Virginians« (2 Bände, 1858-59; deutsch »Die Virginier«), sind durch eine entheroisierende, doch verständnisvolle Haltung gekennzeichnet. Thackeray, der neben C. Dickens als der bedeutendste Romanautor der mittelviktorianischen Zeit gilt, der diese jedoch in seinen Werken bissiger und distanzierter abbildete, war 1859-62 Herausgeber der Literaturzeitschrift »Cornhill Magazine«; verfasste auch Gedichte, Erzählungen (»The rose and the ring«, 1855; deutsch »Die Rose und der Ring«), Essays (»The English humorists of the eighteenth century«, 1853; deutsch »England's Humoristen«) sowie Reiseskizzen.
Ausgaben: The Oxford Thackeray, herausgegeben von G. Saintsbury u. a., 17 Bände (1908); The works, 26 Bände (1910-11, Nachdruck 1968); The letters and private papers, herausgegeben von G. N. Ray, 4 Bände (1945-46); The book of snobs. Das Buch der Snobs, herausgegeben von R. Fenzl (1988; englisch und deutsch).
Gesammelte Werke in Einzelbänden, herausgegeben von G. und S. Klotz, 12 Bände (1-21980-89).
B. Hardy: The exposure of luxury. Radical themes in T. (London 1972);
G. N. Ray: T., 2 Bde. (Neuausg. New York 1972);
J. A. Sutherland: T. at work (London 1974);
J. C. Olmsted: T. and his twentieth-century critics. An annotated bibliography 1900-1975 (New York 1977);
K. C. Phillipps: The language of T. (London 1978);
W. M. T.'s Vanity fair, hg. v. H. Bloom (New York 1987);
S. Goldfarb: W. M. T. An annotated bibliography 1976-1987 (ebd. 1989);
A. Monsarrat: T. An uneasy Victorian (Neuausg. London 1989).
Universal-Lexikon. 2012.