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Visual Basic
Visual Basic,
 
Programmiersprache zur Entwicklung von Windows-Anwendungen, die 1991 von Microsoft vorgestellt wurde. Mit Visual Basic wurden zum ersten Mal Konzepte der objektorientierten Programmierung einem großen Kreis von Entwicklern zugänglich gemacht:
 
- Programme werden nicht ausschließlich durch das Schreiben von Programmcode erstellt, sondern auch mithilfe von vorgefertigten Formularen (Fenstern) und Steuerelementen (z. B. Dialogfeldern), die zusammengenommen als Objekte bezeichnet werden.
 
- Ein Visual-Basic-Programm arbeitet ereignisgesteuert, d. h., der nächste Programmschritt hängt von dem gerade eingetretenen Ereignis (z. B. einem Mausklick) ab, nicht von der strengen Vorgabe des Programmierers. Imperative Programmiersprachen wie Basic arbeiten dagegen ein Programm Zeile für Zeile ab.
 
Visual Basic ist aber keine reine objektorientierte Programmiersprache, denn ein wichtiges Merkmal, die Vererbung, ist nur teilweise vorhanden.
 
Visual Basic geht auf die Sprache Basic bzw. die Microsoft-Variante Quick Basic zurück, d. h., viele Befehle und Funktionen sind denen aus der Ursprache ähnlich. Andrerseits sind gegenüber Basic so viele neue, auf die Windows-Umgebung zugeschnittene Befehle und Funktionen hinzugekommen und ist die Objektorientiertheit so anders als das alte prozedurale Konzept, dass man Visual Basic als komplett neue Programmiersprache ansehen kann. Im Unterschied zu Basic-Programmen kommen Visual-Basic-Programme außerdem nicht mehr mit einem Interpreter aus, sondern müssen immer kompiliert werden (Compiler).
 
Der eigentliche »Kern« von Visual Basic, der alle Prozeduren, Funktionen, Variablen, Typen und Konstanten enthält, ist eine erweiterte Variante des Visual Basic for Applications (VBA), das ursprünglich als reine Makrosprache für Office-Anwendungen diente.
 
Bei der Erstellung eines Programms kann der Programmierer mithilfe des VBA eigene Objekte erzeugen oder auf fertige Objekte zurückgreifen. Bei einfachen Anwendungen reicht es dann praktisch aus, passende Objekte auszusuchen, sie wie gewünscht anzuordnen, ihre Eigenschaften und Methoden (objektorientierte Programmierung) anzupassen und - als einzige »echte« Programmierarbeit - den Code für die Verknüpfung der Objekte zu schreiben. Das Bequeme bei der Arbeit in Visual Basic ist, dass alle Elemente und Verfahren der grafischen Benutzeroberfläche von Windows zur Verfügung stehen, d. h., man kann für viele Programmieraktionen die Maus verwenden, die Zwischenablage lässt sich nutzen, und man kann sich ganz auf die eigentliche Problemlösung konzentrieren, weil die Oberfläche der Anwendung sehr schnell gestaltet ist.
 
Mit Visual Basic lassen sich
 
- »übliche« Windows-Anwendungen als. exe-Dateien erzeugen;
 
- Komponenten erstellen, die auf dem Component Object Model (ActiveX, OLE) basieren. Solche Komponenten können in praktisch allen Anwendungsprogrammen eingesetzt (eingebettet) werden, also z. B. auch in Word oder Excel.
 
- Datenbankanwendungen entwickeln, die das ADO-Konzept (Active Data Objects) nutzen, bei dem auf Datenbanken per OLE zugegriffen werden kann,
 
- komplexe Internetanwendungen erstellen, die u. a. mit dynamischem HTML und Active Server Pages arbeiten.
 
Fertige Visual-Basic-Anwendungen benötigen eine Standardbibliotheksdatei, z. B. msvbvm50.dll für Visual Basic 5.0, um lauffähig zu sein. Sie ist im Lieferumfang von Visual Basic enthalten oder kann bei Bedarf aus dem Internet heruntergeladen werden. Die Standardbibliotheksdatei ist vom Lizenzrecht entbunden, d. h., sie kann ohne Probleme zusammen mit der selbst entwickelten Anwendung verbreitet werden.
 
Die aktuelle Version von Visual Basic ist 6.0. Anfang 2002 ist Visual Basic. Net (das ursprünglich »Visual Basic 7.0« heißen sollte) erschienen. Es soll u. a. vollständige Objektorientiertheit aufweisen, also jetzt auch echte Vererbung von Klassenmerkmalen ermöglichen. Es ist Bestandteil des Konzepts. Net von Microsoft, das ganz auf die nächste Generation des Internets ausgerichtet ist.
 

Universal-Lexikon. 2012.