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Am|bi|va|lẹnz 〈[ -va-] f. 20〉
1. Doppelwertigkeit, Zwiespältigkeit
2. Möglichkeit bei Gefühlen, ihr Gegenteil gleichzeitig mit einzuschließen, z. B. Hassliebe
3. = Ambiguität
[<lat. ambo „beide“ + valere „gelten“]
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Am|bi|va|lẹnz, die; -, -en (bildungsspr., Fachspr.):
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Ambivalẹnz
[ambivalent] die, -/-en,
1) allgemein: Doppelwertigkeit; gleichzeitig bestehende, einander entgegengesetzte Gefühle und Bestrebungen.
2) Genetik: bei manchen Genen vorhandene Fähigkeit, sich sowohl positiv als auch negativ für den Träger auszuwirken.
3) Phonetik: die lautliche Doppelwertigkeit eines Buchstabens, der zwei Phoneme bezeichnet, z. B. kann c im Italienischen als [k] oder [tʃ] gesprochen werden.
4) Psychologie: von E. Bleuler verwendete Bezeichnung für das gleichzeitige Auftreten von einander widersprechenden Vorstellungen, Gefühlen (z. B. Hassliebe) und Willensregungen; verstärkt bei Neurosen und Psychosen (Schizophrenie).
5) Religionswissenschaft: Der Begriff Ambivalenz wird bevorzugt zur Charakterisierung der Komponenten von Gottesvorstellungen gebraucht, die dem Betrachter als gegensätzlich erscheinen: Freundlichkeit und Feindlichkeit eines Gottes, Zorn und Güte, schöpferisches und destruktives Wirken. Für die Kultteilnehmer sind die gegensätzlichen Eigenschaften der Götter im Allgemeinen jedoch nicht »ambivalent«, sondern selbstvertändlicher Teil der Souveränität von Göttern. In R. Ottos Beschreibung des Heiligen (heilig) wird dieses in der Ambivalenz einer »Kontrastharmonie« von zugleich Schauder Erregendem (»tremendum«) und Anziehendem (»fascinans«) entfaltet.
R. Otto: Das Heilige (1917, Neuaufl. 1979);
H. v. Stietencron: Dämonen u. Gegengötter, in: Saeculum, Jg. 34 (1983).
6) Verhaltensforschung: eine durch das gleichzeitige Wahrnehmen unterschiedlicher Schlüsselreize ausgelöste Konfliktsituation, die ein Verhalten nach sich zieht, das durch gleichzeitige oder kurz hintereinander auftretende verschiedenartige (und oft unvollständige) Reaktionen gekennzeichnet ist. So kann z. B. das Auftauchen eines unbekannten Artgenossen bei einem Tier ein Verhalten auslösen, das gleichzeitig Tendenzen zu Flucht und Angriff sowie das Bestreben zur Kontaktaufnahme einschließt.
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Am|bi|va|lẹnz, die; -, -en: Zwiespältigkeit; Spannungszustand; Zerrissenheit [der Gefühle u. Bestrebungen]: die A. von Wahrheitsanspruch und einer bloß scheinhaften Erfüllung (Habermas, Spätkapitalismus 167).
Universal-Lexikon. 2012.