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sitzen
absitzen; abbrummen (umgangssprachlich); einsitzen; Haftstrafe verbüßen

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sit|zen ['zɪts̮n̩], saß, gesessen <itr.; hat/(südd., österr., schweiz.:) ist>:
1. sich (auf einen Sitz) niedergelassen haben:
sie saß auf einem Stuhl; in diesem Sessel sitzt man sehr bequem; sie kann vor Schmerzen kaum sitzen; wegen seiner Mathenote ist er dieses Jahr sitzen geblieben (muss er die Klasse wiederholen); sie hat ihn mit dem Kind sitzen [ge]lassen (ugs.; hat ihn und das Kind allein gelassen, verlassen); auf seiner Ware sitzen bleiben (ugs.; diese nicht verkaufen können); der Klempner hat uns sitzen [ge]lassen (ugs.; hat die Verabredung nicht eingehalten); ich hätte diesen Verdacht nicht auf mir sitzen [ge]lassen (ugs.; unwidersprochen lassen); von seinen drei Töchtern ist eine sitzen geblieben (veraltet abwertend; blieb eine unverheiratet).
Zus.: dasitzen, gegenübersitzen.
2. sich (an einer bestimmten Stelle) befinden; (an einer bestimmten Stelle) befestigt sein:
an ihrem Hut saß eine Feder; der Knopf sitzt an der falschen Stelle; an dem Zweig sitzen mehrere Blüten.
Syn.: sich befinden, sein.
3. (ugs.) sich in Haft befinden:
er sitzt seit drei Jahren [im Gefängnis].
Syn.: hinter Gittern sitzen (ugs.), hinter Schloss und Riegel sitzen (ugs.), hinter schwedischen Gardinen sitzen (ugs. scherzh.), im Gefängnis sein, Knast schieben (salopp).
Zus.: absitzen, einsitzen.
4. (von Kleidungsstücken o. Ä.) in Größe und Schnitt den Maßen, Körperformen des Trägers, der Trägerin entsprechen:
der Anzug sitzt [gut, nicht]; das Kleid sitzt wie angegossen.
Syn.: passen.

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sịt|zen 〈V. intr. 242; hat; süddt., österr., schweiz.: ist
1. 〈von Personen u. Tieren〉
1.1 auf Gesäß (u. unterer Seite der Oberschenkel) ruhen
1.2 stehen (von Vögeln)
1.3 〈fig.〉 sich befinden, (in einer Lage) sein
1.4 〈umg.〉 im Gefängnis sein, eine Gefängnisstrafe verbüßen
1.5 〈umg.; scherzh.〉 in einer Sitzung sein
2. 〈von Sachen〉
2.1 passen (Kleidungsstücke)
2.2 treffen (Schuss, Schlag)
2.3 gut gelernt sein, im Gedächtnis eingeprägt sein (Gedicht, Vokabeln)
● das saß!, das hat gesessen! 〈umg.〉 das hat getroffen!, das war eine treffende Anspielung; sitz! (Aufforderung an den Hund sich zu setzen) ● die Herren \sitzen immer noch 〈umg.; scherzh.〉; der Hieb, Schuss hat gesessen; einem Maler \sitzen sich von einem M. porträtieren lassen; die Rolle sitzt endlich; die lateinischen Wörter \sitzen jetzt ● \sitzen bleiben nicht aufstehen; 〈aber〉 \sitzen bleiben = sitzenbleiben; einen \sitzen haben 〈fig.; umg.〉 einen Rausch, Schwips haben, betrunken, angeheitert sein; eine alte Frau (in der Straßenbahn) \sitzen lassen sich setzen lassen; 〈aber〉 \sitzen lassen = sitzenlassenaufrecht, gebückt, gerade, krumm \sitzen; ich sitze hier sehr gut 〈umg.〉 der Platz ist sehr gut, bequem; das Kleid sitzt gut, schlecht, wie angegossen; er hat jahrelang gesessen (im Gefängnis); zu viel \sitzen sich nicht genug bewegen ● die Goten saßen ursprünglich an der Weichsel lebten; ich habe lange an der Arbeit gesessen zu der A. gebraucht; am Schreibtisch, am Tisch \sitzen; der Vogel sitzt auf dem Baum, dem Dach; die Henne sitzt auf den Eiern sie brütet; der Hut sitzt ihm schief auf dem Kopf; auf einem Stuhl, auf der Couch, auf dem Boden \sitzen; beim Friseur, beim Arzt \sitzen; hinter, neben, vor jmdm. \sitzen; er sitzt immer noch in der zweiten Klasse; er sitzt im Vorstand hat einen Sitz im V.; über den Büchern \sitzen 〈fig.〉 lesen, arbeiten, studieren; über einer Arbeit \sitzen mit einer A. (sitzend) beschäftigt sein; unter, zwischen lauter Fremden \sitzen; jmdn. zum Sitzen nötigen jmdn. auffordern, sich zu setzen ● \sitzende Beschäftigung 〈umg.〉 B., die man im Sitzen verrichten muss; \sitzende Lebensweise 〈umg.〉 L., bei der man sich nicht viel bewegt; in \sitzender Stellung [<mhd. sitzen <ahd. sizzen <got. sitan <germ. set <idg. *sed-]

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sịt|zen <unr. V.; hat; südd., österr., schweiz.: ist> [mhd. sitzen, ahd. sizzen, verw. mit lat. sedere = sitzen]:
1.
a) eine Haltung eingenommen haben, bei der man mit Gesäß u. Oberschenkeln bei aufgerichtetem Oberkörper auf einer Unterlage (bes. einem Stuhl o. Ä.) ruht [u. die Füße auf den Boden gestellt sind]:
[auf einem Stuhl] bequem, schlecht s.;
das Kind kann nicht still, ruhig s.;
am Fenster, auf einer Bank, im Gras, in der Sonne, neben jmdm., hinter jmdm., zu jmds. Füßen s.;
er kam ans andere Ende des Tisches, neben mich zu s.;
er blieb auf seinem Stuhl sitzen;
sie ließ ihn auf der Bank sitzen;
am Schreibtisch s. (verblasst; dort arbeiten);
ich habe den ganzen Tag am Steuer gesessen (bin Auto gefahren);
an, bei, über einer Arbeit s. (mit einer Arbeit beschäftigt sein);
bei Tisch, beim Essen s. (beim Essen sein);
auf der Anklagebank s. (angeklagt sein);
stundenlang beim Friseur s. (warten [müssen]);
über den Büchern s. (eifrig lesen u. studieren, lernen);
den ganzen Tag zu Hause s. (sich sehr selten nach draußen, unter Menschen begeben);
<mit Dativobj.:> sie hat dem Künstler [für ein Porträt] gesessen (hat sich ihm [für eine gewisse Zeit irgendwo sitzend] als Modell für ein Porträt zur Verfügung gestellt);
Ü auf seinem Geld s. (ugs.; sich nicht davon trennen wollen, es auf keinen Fall hergeben);
sie ist s. geblieben (ugs. veraltet; ist unverheiratet geblieben);
b) (schweiz.) sich setzen:
auf eine Bank, an den Tisch, zu jmdm. s.;
c) (von Tieren) sich auf etw., an einer bestimmten Stelle aufhalten, niedergelassen haben:
an der Wand sitzt eine Spinne;
die Henne sitzt [auf den Eiern] (brütet);
die Pflanze sitzt voller Blattläuse (an der Pflanze sitzen viele Blattläuse).
2.
a) an einem [entfernten] Ort leben u. tätig sein:
sie sitzt in einem kleinen Dorf bei Kiel;
die Firma sitzt (hat ihren Sitz) in Berlin;
auf dem Gut sitzt ein Pächter (das Gut ist verpachtet);
b) Mitglied in einem Gremium o. Ä. sein:
im Stadtrat, im Aufsichtsrat s.;
c) (ugs.) wegen einer Straftat längere Zeit im Gefängnis eingesperrt sein:
im Gefängnis, hinter Gittern, hinter schwedischen Gardinen s.
3. sich an einer bestimmten Stelle befinden:
an dem Zweig sitzen mehrere Blüten;
der Hut saß ihm schief auf dem Kopf;
Ü der Geruch sitzt in den Gardinen;
der Schreck, die Angst saß ihm noch in den Gliedern (wirkte noch in ihm nach);
R sitzt, passt, wackelt und hat Luft (ugs. scherzh.; Kommentar, wenn man etwas genau eingepasst, gut befestigt o. Ä. hat);
einen s. haben (salopp; angetrunken sein).
4. in Schnitt, Form, Größe den Maßen, dem Erscheinungsbild des Trägers entsprechen; passen (1 a):
der Anzug sitzt [gut, tadellos, nicht];
eine gut sitzende Krawatte.
5. (ugs.)
a) so einstudiert, eingeübt sein, dass man das Gelernte perfekt beherrscht [u. richtig anwenden, ausführen kann]:
beim Meister sitzt jeder Handgriff;
die Vokabeln müssen einfach s.;
b) richtig treffen u. die gewünschte Wirkung erreichen:
der Hieb, die Ohrfeige hat gesessen;
Ü das hat gesessen (diese Bemerkung hat die beabsichtigte [einschüchternde, verletzende o. Ä.] Wirkung erreicht).

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sịt|zen <unr. V.; hat; südd., österr., schweiz.: ist> [mhd. sitzen, ahd. sizzen, verw. mit lat. sedere = sitzen]: 1. a) eine Haltung eingenommen haben, bei der man mit Gesäß u. Oberschenkeln bei aufgerichtetem Oberkörper auf einer Unterlage (bes. einem Stuhl o. Ä.) ruht [u. die Füße auf den Boden gestellt sind]: [auf einem Stuhl] weich, bequem, schlecht s.; das Kind kann nicht still, ruhig s.; er kann vor Schmerzen nicht s.; am Tisch, am Fenster, auf einer Bank, im Gras, in der Sonne, im Schatten, in der 4. Reihe, neben jmdm., hinter jmdm., zu mehreren um den Tisch, zu jmds. Füßen, hoch zu Pferd, zwischen lauter Fremden s.; Der saß im Reitsitz auf einem alten Küchenstuhl (Sommer, Und keiner 257); Rolf hatte schon das Fahrrad, und ich durfte einmal auf der Stange s. (Schwaiger, Wie kommt 73); Herr Warga sitzt zurzeit auf dem Klo (Ossowski, Flatter 45); Die ist vor zehn Minuten noch auf deinem Barhocker gesessen (Sobota, Minus-Mann 171); Auf der Terrasse saßen vier Männer hinter Colaflaschen (Loest, Pistole 137); Ich gebe zu bedenken, dass in der Schule die Lehrer bestimmen, wo und mit wem man sitzt (Strittmatter, Der Laden 608); er kam ans andere Ende des Tisches, neben mich zu s.; eine sitzende Lebensweise (Lebensweise, bei der jmd. viel sitzt); (verblasst:) am Schreibtisch s. (dort arbeiten); ich habe den ganzen Tag am Steuer gesessen (bin Auto gefahren); an der Nähmaschine s. (mit der Nähmaschine nähen); In der Nacht saß sie aufgerichtet an der Schreibmaschine und tippte schnell (Handke, Frau 108); an, bei, über einer Arbeit s. (mit einer Arbeit beschäftigt sein); beim Kaffee s. (Kaffee trinken); bei Tisch, beim Essen s. (beim Essen sein); auf der Anklagebank s. (angeklagt sein); stundenlang beim Friseur, im Wartezimmer s. (warten [müssen]); das Mädchen blieb oft beim Tanzen s. (wurde oft nicht zum Tanz aufgefordert); im Café, Wirtshaus s. (seine Zeit verbringen); Zwei Stunden sei sie im Bahnhofsgebäude gesessen (Cziffra, Ungelogen 65); nach seinem Unfall saß er schon bald wieder im Sattel (ritt er schon bald wieder); über den Büchern s. (eifrig lesen u. studieren, lernen); Adolf sitzt viel vorm Fernseher (sieht viel fern; Chotjewitz, Friede 79); den ganzen Tag zu Hause s. (sich sehr selten nach draußen, unter Menschen begeben); <mit Dativobj.:> sie hat dem Künstler [für ein Porträt] gesessen (hat sich ihm [für eine gewisse Zeit irgendwo sitzend] als Modell für ein Porträt zur Verfügung gestellt); Ü auf seinem Geld s. (ugs.; sich nicht davon trennen wollen, es auf keinen Fall hergeben); sie ist s. geblieben (ugs. veraltet; ist unverheiratet geblieben); ein Mädchen, seine Freundin, seine Verlobte s. lassen (ugs. veraltend; [trotz Eheversprechens] schließlich nicht heiraten); er hat sie schwanger gemacht und dann sitzen lassen/(seltener:) gelassen (ugs.; im Stich gelassen); sie hat ihren Mann und die Kinder s. lassen/(seltener:) gelassen; sie ließen ihn mit seiner Ware einfach s. (ugs.; nahmen, kauften sie ihm nicht ab); wir wollten uns heute treffen, aber er hat mich s. lassen/(seltener:) gelassen (ugs.; hat die Verabredung nicht eingehalten u. ist nicht gekommen); unsere Putzfrau, der Klempner, die Babysitterin hat uns s. (ugs.; vergeblich warten) lassen/(seltener:) gelassen; der Händler ist auf seiner Ware s. geblieben (ugs.; hat dafür keinen Käufer gefunden); da niemand den Sarg bestellt haben wollte, blieb Wilke damit sitzen (Remarque, Obelisk 244); er ist während seiner Schulzeit zweimal s. geblieben (ugs.; nicht in die nächsthöhere Klasse versetzt worden); man hat ihn ein Jahr vor dem Abitur s. lassen (ugs; nicht in die höchste Klasse versetzt); der Teig, der Tortenboden, der Rührkuchen ist leider s. geblieben (landsch.; beim Backen nicht aufgegangen); b) (schweiz.) sich setzen: auf eine Bank, an den Tisch, zu jmdm. s.; c) (von Tieren) sich auf etw., an einer bestimmten Stelle aufhalten, niedergelassen haben: da sitzt eine Ratte, eine Eidechse, ein Schmetterling; an der Wand sitzt eine Spinne; In den Pappeln saßen ein paar Krähen (H. Gerlach, Demission 197); die Henne sitzt [auf den Eiern] (brütet); die Pflanze sitzt voller Blattläuse (an der Pflanze sitzen viele Blattläuse). 2. a) an einem [entfernten] Ort leben u. tätig sein: sie sitzt in einem kleinen Dorf bei Kiel; Und ihr Mann saß irgendwo im Osten (Erné, Kellerkneipe 139); die Firma, die Regierung sitzt (hat ihren Sitz) in Berlin; auf dem Gut sitzt ein Pächter (das Gut ist verpachtet); b) Mitglied in einem Gremium o. Ä. sein: im Parlament, im Stadtrat, in einem Ausschuss, im Vorstand, im Aufsichtsrat s.; c) (ugs.) wegen einer Straftat längere Zeit im Gefängnis eingesperrt sein: im Gefängnis, hinter Gittern, hinter schwedischen Gardinen s.; der hat öfters schon gesessen ... wegen Betrug (Schmidt, Strichjungengespräche 71). 3. sich an einer bestimmten Stelle befinden: der Knopf sitzt an der falschen Stelle, zu weit links; an dem Zweig sitzen mehrere Blüten; der Hut saß ihm schief auf dem Kopf; der Nagel sitzt zu hoch; Ü in allen Ritzen sitzt Dreck, Staub; der Geruch sitzt in den Gardinen; der Schreck, die Angst saß ihm noch in den Gliedern (wirkte noch in ihm nach); *etw. [nicht] auf sich s. lassen [können/wollen] (etw. [nicht] unwidersprochen lassen [können/wollen]); auf jmdm. s. bleiben (an jmdm. hängen bleiben): der Vorwurf, Makel blieb auf ihm s.; einen s. haben (salopp; angetrunken sein). 4. in Schnitt, Form, Größe den Maßen, dem Erscheinungsbild des Trägers entsprechen; ↑passen (1 a): der Anzug sitzt [gut, tadellos, nicht]; ein besorgter Trauerkloß, der wissen wollte, ob unsere Unterhosen richtig säßen (Kant, Aufenthalt 10); nach der Kopfwäsche sitzt ihr Haar besser; eine gut sitzende Brille, Krawatte; er trägt schlecht sitzende Anstaltskleidung (Ossowski, Flatter 198). 5. (ugs.) a) so einstudiert, eingeübt sein, dass man das Gelernte perfekt beherrscht [u. richtig anwenden, ausführen kann]: beim Meister sitzt jeder Handgriff; die Vokabeln müssen einfach s.; Mit der Bildplatte ... können Lektionen so oft wiederholt werden, bis sie sitzen (Hörzu 11, 1975, 18); selbst der kleinste Gag sitzt (Augsburger Allgemeine 13. 5. 78, 43); b) richtig treffen u. die gewünschte Wirkung erreichen: der Hieb, der Schuss, die Ohrfeige hat gesessen; Ü das hat gesessen (diese Bemerkung hat die beabsichtigte [einschüchternde, verletzende o. ä.] Wirkung erreicht).

Universal-Lexikon. 2012.