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Pha|ri|sä|er 〈m. 3〉
1. Angehöriger der führenden altjüdischen religiös-politischen Partei seit dem 2. Jh. v. Chr., die sich sehr streng an das mosaische Gesetz hielt, Gegner der Sadduzäer
2. 〈fig.〉
2.1 〈abwertend〉 selbstgerechter, engstirniger Mensch
2.2 heißes Kaffeegetränk mit Rum u. einer Haube aus Schlagsahne
[<lat. Pharisaeus <grch. Pharisaios <aram. perishaiya „abgesondert“]
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Pha|ri|sä|er, der; -s, - [spätlat. Pharisaeus < griech. Pharisaĩos < aram. pĕrûšîm (Pl.), eigtl. = die Abgesonderten]:
1. Angehöriger einer altjüdischen, die religiösen Gesetze streng einhaltenden Bewegung.
so ein P.!
3. [das Getränk soll den Anschein erwecken, man trinke keinen Alkohol, sondern nur Kaffee] heißer Kaffee mit Rum u. geschlagener Sahne.
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Pharisäer
[von hebräisch ha-perûschîm »die Abgesonderten«],
1) Judentum: religiöse, politisch aktive Bewegung im Judentum, die wahrscheinlich im 2. Jahrhundert v. Chr. als eher pragmatische Richtung aus der religiösen Gruppe der »Frommen« (Chasidäer, 1. Makkabäer 7, 13) hervorgegangen war, eine Mittelposition zwischen Sadduzäern und endzeitlich orientierten (zum Teil politisch-radikalen) Gruppen bildete und im palästinischen Judentum zur Zeit Jesu hohes Ansehen genoss. Im Gegensatz zur Tempelaristokratie der Sadduzäer waren die Pharisäer eine Laienbewegung; sie legten v. a. Wert auf das Studium der Heiligen Schrift. Charakteristisch für sie waren ihre lebensnahe, liberale Interpretation des jüdischen Gesetzes, wobei sie außer der im Pentateuch niedergelegten schriftlichen Thora auch die mündliche Überlieferung als verbindlich ansahen, sowie ihre Anpassung an die hellenisierte Umwelt bei Bewahrung ihrer religiösen Identität. Mit den Sadduzäern bildeten sie den Hohen Rat (Synedrion). Gegenüber der römischen Besatzung nahmen sie eine realpolitische Haltung ein, weshalb sich der radikale Flügel, die Zeloten, von ihnen trennte (6 n. Chr.). Theologisch vertraten sie über die hebräische Bibel hinausgehende Vorstellungen wie die Hoffnung auf Auferstehung (im Gegensatz zu den Sadduzäern, Apostelgeschichte 23, 6 ff.) oder die Erwartung eines Endgerichtes, in dem sie durch die strikte Erfüllung der Thora unter dem Erbarmen Gottes bestehen zu können glaubten. Die an den Pharisäern geübte, zum Teil jedoch sehr einseitige und polemische Kritik (Vorwurf der äußerlichen Gesetzlichkeit und Selbstgerechtigkeit) spiegelt sich sowohl im Neuen Testament als auch in jüdischen Quellen wider. Jesus hat wahrscheinlich in kritischer Nähe zu ihnen gestanden (ähnlich auch Paulus). Nach der Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) bestimmten die Pharisäer als Träger des rabbinischen Judentums in der Folge die Entwicklung des Gesamtjudentums. Ihre Lehrauffassungen haben ihren Niederschlag in der rabbinisch-talmudischen Literatur (hebräische Literatur) gefunden.
J. Neusner: The rabbinic traditions about the pharisees before 70, 3 Bde. (Leiden 1971);
J. Neusner: Das pharisäische u. talmud. Judentum (a. d. Amerikan., 1984);
Johann Maier: Zw. den Testamenten (1990);
S. Mason: Flavius Josephus on the Pharisees (Leiden 1990);
M. Pelletier: Les Pharisiens. Histoire d' un parti méconnu (Paris 1990);
R. Deines: Die P. (1997).
2) übertragen für: selbstgerechter, hochmütiger, heuchlerischer Mensch.
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Pha|ri|sä|er, der; -s, - [spätlat. Pharisaeus < griech. Pharisaĩos < aram. pĕrûšîm (Pl.), eigtl. = die Abgesonderten; 2: nach Luk. 18, 10 ff.; 3: das Getränk soll den Anschein erwecken, man trinke keinen Alkohol, sondern nur Kaffee]: 1. Angehöriger einer altjüdischen, die religiösen Gesetze streng einhaltenden Partei. 2. (geh.) selbstgerechter, hochmütiger, heuchlerischer Mensch: so ein P.!; Es ist zum Kotzen mit eurem Selbstmitleid und eurem Rachegeschrei! Immer ist ein anderer schuld! Ihr stinkt vor Selbstgerechtigkeit, ihr P.! (Remarque, Obelisk 142). 3. heißer Kaffee mit Rum u. geschlagener Sahne: Original wird P. aus dickwandigen Tassen mit blauem Dekor getrunken (MM 24./25. 1. 81, 49).
Universal-Lexikon. 2012.