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spitzen
spit|zen ['ʃpɪts̮n̩] <tr.; hat:
mit einer Spitze versehen, spitz machen:
den Bleistift spitzen.
Syn.: anspitzen.

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spịt|zen 〈V.; hat
I 〈V. tr.〉 etwas \spitzen mit einer Spitze versehen, spitz machen ● den Bleistift \spitzen; die Lippen (zum Pfeifen) \spitzen; den Mund (zum Kuss) \spitzen; die Ohren \spitzen 〈fig.〉 aufmerksam lauschen, gut zuhören, aufpassen
II 〈V. refl.; umg.〉 sich auf etwas \spitzen
1. etwas erhoffen, etwas unbedingt haben wollen
2. sich auf etwas freuen
● ich spitze mich schon auf seinen Besuch
III 〈V. intr.; umg.〉
1. wachsam od. vorsichtig schauen, lugen
2. aufpassen
● ich muss (ein bisschen) \spitzen, dass ich ihn nicht verpasse; da wirst du \spitzen! 〈oberdt.〉 da wirst du schauen, staunen!; die Schneeglöckchen \spitzen schon aus der Erde zeigen schon ihre Spitzen; um die Ecke \spitzen

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spịt|zen <sw. V.; hat [mhd. spitzen = spitzen (1), lauern (b), ahd. in: gispizzan = zuspitzen]:
1. mit einer Spitze versehen; anspitzen (1):
einen Bleistift s.;
Ü den Mund [zum Pfeifen, zum Kuss] s. (die Lippen vorschieben u. runden);
der Hund spitzt die Ohren (stellt die Ohren auf, um zu lauschen).
2. (landsch.)
a) aufmerksam od. vorsichtig schauen, lugen:
um die Ecke, durch den Türspalt s.;
b) aufmerken:
da spitzt du aber! (da wirst du aber hellhörig!);
c) <s. + sich> dringlich erhoffen, ungeduldig erwarten:
sich auf das Essen s.

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Spitzen,
 
durchbrochen gemusterte textile Erzeugnisse aus Leinen-, Baumwoll-, Woll-, Seiden- und Metallfäden, die in Hand- oder Maschinenarbeit zu freien Motiven genäht, geklöppelt, gewebt, geknotet, gestickt, gehäkelt oder gewirkt sind. Echte Handspitzen sind je nach Herstellungstechnik Nadel- oder Klöppelspitzen. Maschinenspitzen können handgearbeitete Spitzen täuschend nachahmen und sind nur an ihrer Regelmäßigkeit zu erkennen. Stickereispitzen, als »Schweizer Stickerei« bekannt, ahmen die Klarwerkspitzen in ihren Mustern nach und werden mit Schiffchenstickmaschinen gestickt oder mit dem Stickautomaten hergestellt, der sich aus einer Verbindung der Schiffchenstick- und der Jacquardmaschine entwickelt hat. Ein Zentrum der Fertigung war im 19. und frühen 20. Jahrhundert Sankt Gallen, sodass sich die Bezeichnung St.-Galler Spitzen für dort hergestellte Maschinenspitzen aller Art durchsetzte. Hierzu gehören auch maschinell gefertigte Ätzspitzen, Guipurespitzen (Gipüre) und Spachtelspitzen. St.-Galler Spitzen sind auf modischem Gebiet weit verbreitet, ebenso wie die Raschelspitzen. Klöppelspitzen werden auf Klöppelmaschinen (Spitzenmaschinen) hergestellt. - Bei den Webspitzen wird auf den Bobinetmaschinen ein Grundgewebe hergestellt. Damit können fast alle handgearbeiteten Nadelspitzen nachgebildet und ihre Musterungen eingewoben oder eingestickt werden.
 
Die voll ausgebildete Nadelspitze entwickelte sich im 16. Jahrhundert aus der Durchbruchstickerei zu einer selbstständigen textilen Gattung, die anders als die Stickerei keinen gewebten Grund mehr besitzt. Ebenfalls im 16. Jahrhundert entstanden neben Filetarbeiten erste Klöppelspitzen. Barocke Klöppelspitzen (Klöppeln) sind die als Leinenschlagspitzen mit Netzgrund ausgeführte »Valenciennes-S.« sowie die in den Niederlanden hergestellte »Flandrische Spitzen«. Mit Umrissfaden auf unterschiedlichen Ziernetzen ist die »Mechelner Spitzen« (»Malines«) gearbeitet; für Mecheln charakteristisch ist das »Eisgrond« genannte Netz mit sechseckigen Maschen. Spitzen aus kombinierten und spitzenartigen Techniken sind die »Applikations-S.«, bei der das geklöppelte oder genähte Muster auf Klöppel- oder Maschinentüll genäht, seltener geklebt wurde. Die Spitzenproduktion des 19. Jahrhunderts kennzeichnen eine Fülle historisierender, oft nur schwer von den Originalen vergangener Epochen zu unterscheidender Spitzen sowie zunehmend Maschinenspitzen. Im 20. Jahrhundert behielten handgearbeitete Spitzen ihre Bedeutung in kunsthandwerklichen Produktionen.
 
Literatur:
 
G. Graff-Höfgen: Die S. Ein Lex. zur S.-Kunde (1983);
 A. Kraatz: Die Kunst der S. (a. d. Frz., 1989);
 
Stickerei-Zeit. Kultur u. Kunst in St. Gallen 1870-1930, Ausst.-Kat. (St. Gallen 1989).
 

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spịt|zen <sw. V.; hat [mhd. spitzen = ↑spitzen (1), lauern (b), ahd. in: gispizzan = zuspitzen]: 1. mit einer Spitze versehen; ↑anspitzen (1): einen Bleistift s.; Ü den Mund [zum Pfeifen, zum Kuss] s. (die Lippen vorschieben u. runden); der Hund spitzt die Ohren (stellt die Ohren auf, um zu lauschen); Und ich hab' in Bonn die Ohren gespitzt - nicht nur auf Konferenzen von Politprofis (Hörzu 44, 1979, 8); ∙ So soll es jedem Floh ergehn! - Spitzt die Finger und packt sie fein! (Goethe, Faust I, 2242 f.). 2. (landsch.) a) aufmerksam od. vorsichtig schauen, lugen: um die Ecke, durch den Türspalt s.; b) aufmerken: da spitzt du aber! (da wirst du aber hellhörig!); c) <s. + sich> dringlich erhoffen, ungeduldig erwarten: sich auf das Essen, auf eine Einladung s.; jenes Amt, auf das sich Strauß bis vor kurzem noch selbst gespitzt hatte (Spiegel 36, 1982, 24); <auch o. „sich“:> er spitzt auf einen besseren Posten; ∙ Unterdessen hat sich doch schon Valer auf sie (= Juliane) gespitzt (sich Hoffnung gemacht, sie heiraten zu können; Lessing, Der junge Gelehrte I, 6); <auch o. „sich“:> ... wenn es ein Kennerlob zu s. gilt, das halt nicht eines jeden Sache ist (Mörike, Mozart 236).

Universal-Lexikon. 2012.