Goethe
['gøːtə],
1) August von, sachsen-weimarischer Kammerherr und Kammerrat, * Weimar 25. 12. 1789, ✝ Rom 27. 10. 1830, Sohn von 5), Vater von 8) und 9); seit 1817 unglücklich verheiratet mit der geistvollen und exzentrischen Ottilie Freiin von Pogwisch, an deren Zeitschrift. »Chaos« er unter Pseudonym mitarbeitete.
A. von G. u. Ottilie von Pogwisch, Briefe aus der Verlobungszeit, hg. v. H. Bluhm (1962);
A. von G. u. Ottilie von G., Neue Briefe, hg. v. H. Bluhm: (1964).
2) Christiane von, * Weimar 1. 6. 1765, ✝ ebenda 6. 6. 1816; Schwester des Romanschriftstellers C. A. Vulpius; aus bürgerlichen Verhältnissen, zeichnete sich durch ihr natürliches Wesen, schlichte Lebensformen und die Kraft ihres Gefühls aus; ab 1788 lebte sie mit Johann Wolfgang von Goethe in freier Gemeinschaft als dessen Haushälterin; sie heirateten 1806, nachdem sie das goethesche Haus bei der Eroberung Weimars gegen französische Marodeure verteidigt hatte.
W. W. Parth: Goethes Christiane (1980).
3) Cornelia Friederica Christiana, * Frankfurt am Main 7. 12. 1750, ✝ Emmendingen 8. 6. 1777, Schwester von 5); heiratete 1773 den Freund ihres Bruders, J. G. Schlosser.
S. Damm: C. G. (Neuausg. 1992).
4) Johann Kaspar, Jurist, * Frankfurt am Main 31. 7. 1710, ✝ ebenda 25. 5. 1782, Vater von 5); aus thüringischer Handwerkerfamilie, sein Vater wirkte als Damenschneidermeister; ab 1742 Kaiserlicher Rat; lebte dank ererbten Vermögens als Privatmann in Frankfurt am Main; beschrieb seine Reise (1740) in Italien in italienischer Sprache (»Viaggio in Italia«, herausgegeben von A. Farinelli, 2 Bände, 1932; deutsch »Die Reise durch Italien 1740«, kommentiert von Albert Meier, 1986).
5) Johann Wolfgang von (geadelt 1782), Dichter, * Frankfurt am Main 28. 8. 1749, ✝ Weimar 22. 3. 1832; Vater von 1), Sohn von 4) und 6), Bruder von 3), Ȋ mit 2); stammte mütterlicherseits aus einer rheinfränkischen Gelehrten- und Beamtenfamilie, die seit zwei Generationen in Frankfurt ansässig war, väterlicherseits aus einer thüringischen Handwerkerfamilie. Von seinen Geschwistern überlebte nur Cornelia, mit der er sich eng verbunden fühlte, die Kindheit.
Goethe wurde, zusammen mit Cornelia, vorwiegend von Hauslehrern unterrichtet. In seine Frankfurter Jugendzeit, über die er in »Dichtung und Wahrheit« ausführlich berichtet, fielen die Ereignisse des Siebenjährigen Krieges mit der Besetzung Frankfurts durch die Franzosen und die Krönung Josephs II. (1764) im Frankfurter Römer. Der Vater bestimmte ihn zum Studium der Rechtswissenschaften. Die damals fortschrittlichste Universität, Leipzig, die Goethe 1765-68 besuchte, brachte ihm über das Fachstudium hinausreichende allgemeine kulturelle Anregungen, die den künstlerischen Klassizismus J. J. Winckelmanns ebenso einschlossen wie die Poetik der Aufklärung. In dieser Leipziger Zeit schrieb er Versdichtungen im Ton des Rokoko (Schäferspiel »Die Laune des Verliebten«, entstanden 1767/68, gedruckt 1806; die »Annette«-Lieder für Käthchen Schönkopf, 1767). Eine lebensbedrohliche Krankheit, vielleicht tuberkulösen Ursprungs, zwang ihn zur Rückkehr ins Elternhaus. Während der Genesungszeit stand er unter dem Einfluss der Pietistin Susanne von Klettenberg, wandte sich mystischer Lektüre sowie alchimistischen Experimenten zu. 1770/1771 setzte er das Studium in Straßburg fort und promovierte dort zum Lizenziaten der Rechte.
Der Umgang v. a. mit J. G. Herder, aber auch J. H. Jung-Stilling, H. L. Wagner, J. M. R. Lenz, die Liebe zu Friederike Brion, der Tochter des Pfarrers von Sesenheim, das Erleben der elsässischen Landschaft und der gotischen Architektur des Straßburger Münsters (»Von deutscher Baukunst«, 1772), die Lektüre J.-J. Rousseaus kennzeichnen den Beginn der von ihm selbst als eigentliche Jugend aufgefassten »Geniezeit«. Die Beschäftigung mit den Werken von Homer, Pindar, Shakespeare, Ossian und mit der Bibel beeinflussten ihn stark. In den an Friederike gerichteten Liedern (»Mailied«, »Willkommen und Abschied«) entwickelte er einen neuen, in der deutschen Sprache bisher nicht gekannten lyrischen Stil, der Erlebnis und Reflexion zu volksliedhaft schlichten oder auch emphatischen Versen verschmilzt.
Frankfurt (1771-75)
Als Advokat war Goethe wenig beschäftigt; dass er an dem Prozess gegen eine Kindsmörderin teilnahm, war eine auch poetisch wirksame Erfahrung, die auf die »Gretchentragödie« des »Faust« ausstrahlte. Im Sommer 1772 arbeitete er als Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, wo er Charlotte Buff kennenlernte, die Braut des befreundeten Juristen J. C. Kestner. Die widerspruchsvolle Liebe zu ihr, das daraus erwachsende schmerzliche Dreiecksverhältnis inspirierten ihn zu seinem ersten Roman, »Die Leiden des jungen Werthers« (1774, Neufassung 1787). Bestimmt von Naturschwärmerei, empfindsamem Ich-Bewusstsein und unbedingter, im Tod endender Liebessehnsucht war das Werk von größter Wirkung; es wurde in alle europäischen Sprachen übersetzt und begründete Goethes weltliterarischen Ruhm. Neben seiner regen literarischen Produktion, die im Zeichen der Ideale des Sturm und Drang stand, arbeitete er als Rezensent für dessen Hauptorgan, die »Frankfurter gelehrten Anzeigen«. Es entstanden die freirhythmischen Hymnen (»Wanderers Sturmlied«, »Prometheus«, »Ganymed«), das alle dramatischen Konventionen sprengende, von den Arbeiten J. Mösers angeregte Schauspiel »Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand« (1773; Urfassung »Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand«, entstanden 1771, gedruckt 1832), das mit seiner lebendigen Behandlung des historischen Stoffes zum Vorbild zahlreicher trivialer Ritterdramen wurde, sowie die dramatischen Entwürfe zu »Faust« (»Urfaust«), »Mahomet« und »Prometheus«. In der Rede »Zum Schäkespears Tag« (1771, gedruckt 1854) bezeugte Goethe dem lebenslang verehrten Vorbild eine erste Reverenz. Die Geniebegeisterung des Sturm und Drang weckte sein Interesse für Egmont, den Helden des niederländischen Befreiungskampfes, der zur Zentralfigur des 1775 begonnenen Dramas wurde (vollendet 1788). Die Verlobung mit der Offenbacher Bankierstochter Lili Schönemann (1775), ein Versuch, sich in bürgerlichen Verhältnissen zu etablieren, wurde bald wieder gelöst. Durch eine Reise in die Schweiz, gemeinsam mit den beiden Grafen zu Stolberg-Stolberg, entzog er sich den hemmenden Verhältnissen.
Weimar (1775-86)
Im selben Jahr (1775) ging Goethe auf Einladung des jungen Herzogs Karl August an den Weimarer Hof, wo die Herzoginmutter Anna Amalia einen Kreis von Schriftstellern und literarisch interessierten Hofleuten um sich versammelt hatte, darunter C. M. Wieland, den Erzieher Karl Augusts. Goethe rückte schnell zum hohen Staatsbeamten auf: 1776 wurde er Geheimer Legationsrat, 1779 Geheimer Rat, 1782 Leiter der Finanzkammer. Die Funktion als Führer und Berater des jungen Herzogs sowie die vielfältigen Verwaltungsaufgaben drängten auch Goethe selbst Maß und Selbstzucht auf. Mit der in glückloser Ehe lebenden Hofdame Charlotte von Stein verband ihn eine einzigartige, geistgeprägte Liebe, deren Phasen die an Charlotte gerichteten Verse und Briefe bezeugen. - Die Oberaufsicht über den Ilmenauer Bergbau beflügelte erneut Goethes Interesse für naturwissenschaftlich-technische Fragen (schon in Leipzig und Straßburg hatte er physikalische Vorlesungen gehört). Anerkennung fanden seine Studien zur Entwicklung der Pflanzen (»Die Metamorphose der Pflanzen«, erschienen 1790). 1784 entdeckte er den Zwischenkieferknochen beim Menschen. Auch das seit den Stunden bei A. F. Oeser (Schüler Winckelmanns) in Leipzig geübte Zeichentalent entwickelte Goethe weiter. In seiner Dichtung begann sich nun das klassische Formideal durchzusetzen (Gedichte »Ilmenau«, »An den Mond«, »Das Göttliche«, »Grenzen der Menschheit«). Im Drama »Egmont«, mit dem Goethe an die Thematik des »Götz« anknüpfte, steht wiederum das ihn seit den 1770er-Jahren beschäftigende Problem des Verhältnisses von historischem Prozess und Individuum, von geschichtlicher Notwendigkeit und »großer Natur« im Mittelpunkt. Dichter. Zeugnisse von Goethes Wendung zum Klassisch-Abgemessenen in Aussage, Form und Sprache sind aber besonders die Dramen »Iphigenie auf Tauris«, in dem Goethe den Stoff des Tantalidenmythos aufnahm (Prosafassung 1779, endgültige Fassung in Blankversen 1787), und »Torquato Tasso«. In »Tasso« (auch eine Spiegelung von Goethes Verhältnis zu Charlotte von Stein und den eigenen gesellschaftlichen Erfahrungen in Weimar) gewinnt der historische Einzelfall des italienischen Renaissancedichters T. Tasso exemplarische Bedeutung für die problematische Existenz des bürgerlichen Künstlers am Ende des 18. Jahrhunderts (mit ihrer scheinbaren Unvereinbarkeit von politischer und ästhetischer Existenz).
Italienische Reise
Die italienische Reise (September 1786 bis Mitte 1788), die als Flucht aus der Enge der Weimarer Verpflichtungen verstanden werden kann, brachte in Goethe das Streben nach klassischer Form zur vollen Reife, Poesie wurde ihm zum Mittel der Selbstbefreiung. In Italien begegnete er der Mittelmeerlandschaft, dem südländischen Volkscharakter, der klassischen sowie der klassizistischen Kunst, ein Erlebnis, das er später in der »Italiänischen Reise« (1816-17, 2 Bände, 1829 erweitert auf 3 Bände) mit Rückgriff auf Briefe und Tagebücher beschrieb. Seine Reisen benutzte Goethe stets dazu, Fauna und Flora, aber auch die Gesteine, das Wetter u. a. zu studieren und in Zeichnungen festzuhalten, immer auf der Suche nach den Gesetzmäßigkeiten, die der Natur wie der Kunst zugrunde liegen. In Italien hatte Goethe Kontakt mit bildenden Künstlern (J. H. W. Tischbein, Angelica Kauffmann) und beschäftigte sich erneut mit Winckelmanns Werk. K. P. Moritz, zeitweise sein Gesellschafter in Rom, bestärkte ihn in seinen Überzeugungen von der Wahrheit der Mythen und den Gesetzen der Schönheit. Die endgültige Fassung der »Iphigenie« entstand in diesem Umfeld als humane Replik auf die antike Tragödie. Auch die Arbeit am »Faust« wurde in Italien fortgeführt. Die eigentliche poetische Frucht der Reise sind die »Römischen Elegien« (entstanden 1788-90, gedruckt 1795), ein geistreicher Dialog mit den Liebesdichtern der »goldenen« Latinität (Tibull, Properz, Catull). Nach Weimar zurückgekehrt, ging Goethe eine Verbindung mit Christiane Vulpius ein, zu der er sich trotz der Kritik wegen angeblicher Unebenbürtigkeit bekannte, zuletzt durch die Eheschließung 1806. Sie gebar fünf Kinder, von denen nur August am Leben blieb. Seinen Staatsämtern entsagte Goethe, er behielt nur die Leitung der Ilmenauer Bergwerkskommission und übernahm 1791 noch die Direktion des Hoftheaters, das er in Repertoiregestaltung wie in schauspielerischer Hinsicht zu einer weithin anerkannten, wenn auch in Bezug auf den ausgeprägt klassischen Stilwillen nicht unumstrittenen Musterbühne machte (»Regeln für Schauspieler«, entstanden 1803, erschienen 1832). 1790 fuhr Goethe noch einmal nach Italien, um in Venedig Anna Amalia abzuholen; an die Stelle der Italienbegeisterung trat nun ein realistisch-skeptisches Bild der italienischen Gesellschaft (»Venetianische Epigramme«, 1795 erschienen in Schillers »Musenalmanach«). - 1792 erlebte Goethe als Begleiter Herzog Karl Augusts den 1. Koalitionskrieg; er beschrieb ihn später in der »Campagne in Frankreich« und der »Belagerung von Mainz«. Mehrfach versuchte Goethe, die Französische Revolution und die mit ihr verbundenen, von ihm mit Distanz verfolgten geistigen und politischen Umwälzungen dramatisch zu verarbeiten (»Der Groß-Cophta«, 1792; »Der Bürgergeneral«, 1793); in dem Epos »Reineke Fuchs« (1794) wird politische Thematik in zeitloser Satire aufgegriffen.
Freundschaft mit Schiller (1794-1805)
Die 90er-Jahre waren geprägt durch die Zusammenarbeit mit Schiller, die bis zu dessen Tod dauerte. Im geistigen Austausch wurde theoretisch und durch poetische Exempla ein Stil entwickelt, der als »Weimarer Klassik« Epochenbezeichnung der deutschen Literaturgeschichte wurde. Beide Dichter suchten Halt in der Antike und in deren Renaissance, doch kam Goethe von der Erfahrung einer neuen Objektivität her, die ihm die wissenschaftliche Naturbetrachtung vermittelte, während Schiller eher der kritischen Philosophie I. Kants verbunden war. Die produktive Spannung zwischen beiden äußerte sich vielfältig: Sie prägte die Zeitschriften »Die Horen« und »Propyläen«; Schiller übernahm die Rolle des Kunstrichters bei den dichterischen Manuskripten Goethes, so bei den Novellen, die unter dem Titel »Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten« (1795, darin das »Märchen«) zusammengefasst wurden, ferner bei der Fortsetzung des »Faust«; intensiv war der Austausch über das Hexameterepos »Hermann und Dorothea« (1797), in dem Goethe die zeitgenössische deutsche Bürgerwelt nach dem Vorbild des griechischen Epos in klassischer Harmonie gestaltete. Als Zeugnis direkter gemeinsamer Arbeit entstanden die »Xenien« (1796) mit zum Teil sehr scharf formulierter Literatur- und Zeitkritik. Bedeutsam war auch der Dialog über die literarischen Gattungen, ihre theoretischen Grundlagen und Besonderheiten (gemeinsamer Aufsatz »Über epische und dramatische Dichtung«, entstanden 1797, gedruckt 1827). Goethe beriet Schiller bei dessen klassischen Dramen. Er selbst beendete nur mit Mühe den 1. Teil einer geplanten Trilogie zur Französischen Revolution, das stark stilisierte Trauerspiel »Die natürliche Tochter« (entstanden 1799-1803, gedruckt 1803 im »Taschenbuch auf das Jahr 1804«), ein Stoff, den ihm Schiller vermittelt hatte, so wie Goethe dies Schiller gegenüber mit seinem Plan zu »Wilhelm Tell« tat. Dieser wiederum beeinflusste die Umformung des »Wilhelm Meister« (der »Urmeister«, unter dem Titel »Wilhelm Meisters theatralische Sendung«, entstanden 1777 folgende, wurde erst 1910 aufgefunden und 1911 veröffentlicht) zu »Wilhelm Meisters Lehrjahre« (1796), der zum Prototyp des deutschen Bildungsromans wurde. Daneben entstanden anatomische wie optische Schriften, so z. B. die Arbeiten »Zur Farbenlehre« (2 Bände, gedruckt 1808-10, mit T. J. Seebach), die eine auf der Physiologie aufbauende Theorie der Farben enthalten, der wegen ihrer Gegensätze zur newtonschen Theorie (Goethe fasste Weiß als reine Farbe auf) wenig Erfolg beschieden war. Die Suche nach den reinen Gattungen (»Urformen«) führte zur Beschäftigung mit der Ballade, die v. a. im »Balladenjahr« 1797 reichen poetischen Ertrag brachte, von Goethe u. a. »Der Zauberlehrling«, »Der Gott und die Bajadere«, »Die Braut von Korinth«. Gleichfalls lyrisch-epischer Art sind die Elegien im antiken Versmaß; Fragment blieb der Versuch eines an Homer anknüpfenden Epos (»Achilleis«, 1808).
Einzigartiges Dokument der Zusammenarbeit ist der »Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794-1805«, den Goethe selbst 1828-29 herausgab (6 Bände).
Weimar (1805-13)
In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts begann Goethes bisheriger Kreis zu zerbrechen: 1803 starb Herder, 1805 Schiller, 1813 Wieland. Aus den Kreisen der Frühromantik, deren Zentrum Jena war, kamen neue ästhetische und universalphilosophische Ideen (u. a. J. G. Fichte), die die Kritik Kants zurückdrängten. Zum Kreis um Goethe gehörten nun W. von Humboldt, K. L. von Knebel und der Komponist C. F. Zelter. Die Beziehungen Goethes zu den Romantikern waren wechselvoll, sowohl anerkennend-fördernd wie auch distanziert-kritisch. Während er sich gegenüber J. C. F. Hölderlin und H. von Kleist verschloss, auch Jean Paul völlig verkannte, ließ er sich durch A. von Arnim und C. Brentano zur Volkspoesie zurückführen, seine Ästhetik und Sicht der Antike durch die Brüder A. W. und F. Schlegel beeinflussen. Die Widersprüchlichkeit von Goethes »romantischen« Tendenzen und seinem Festhalten an einem normativen Klassizismus wird in der Schrift »Winckelmann und sein Jahrhundert« (1805) besonders deutlich. Die Wiederbelebung des Sonetts durch die Brüder Schlegel und Z. Werner regten ihn seinerseits zu einem Sonettzyklus an, der sein erotisches Pathos aus der Neigung Goethes zu Minna Herzlieb gewinnt (entstanden 1807-08, gedruckt 1815 [I-XV], 1827 [XVI, XVII]).
1808 wurde der I. Teil des »Faust« veröffentlicht. Die Tragödie, die den Menschen in allen seinen Möglichkeiten und Verstrickungen zeigt, galt schon den Romantikern als Gipfel der »modernen« Dichtung. Neben dem »Faust« beschäftigte ihn auch der »Wilhelm Meister« weiter. Als eigenständiges Werk erwuchs daraus der Roman »Die Wahlverwandtschaften« (1809, 2 Teile), der den tragischen Konflikt zweier Paare zwischen subjektiven Wünschen und gesellschaftlicher Moral gestaltet. - Die Reisen dieser Zeit führten vorwiegend in die böhmischen Bäder und wurden von Goethe nicht nur zu geologischen und mineralogischen Studien, sondern ebenso zu dichterischer Arbeit und der Pflege gesellschaftlicher Kontakte genutzt (u. a. 1812 Begegnung mit Beethoven). Als bedeutsam empfand Goethe auch die Begegnung mit Napoleon I. während des Erfurter Fürstenkongresses (1808).
Altersperiode (1814-32)
1811-14 erschienen die ersten 3 Teile der Autobiographie »Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit« (Teil 4 herausgegeben 1833), Zeugnis seiner Neigung, sich selbst historisch zu sehen und anhand seines Lebens den Wandel der Epochen objektiv zu überliefern; in weltgeschichtliche Dimensionen stellt er seine Erlebnisse in »Die Campagne in Frankreich 1792. Belagerung von Mainz« (1822). Das Ende der Napoleonischen Ära markiert in seinem Schaffen das Auftragswerk für die Rückkehr Friedrich Wilhelms III. nach Berlin, das Festspiel »Des Epimenides Erwachen« (1815).
Die Sommerreisen in die Rhein-Main-Gegend von 1814/15 und das damit verbundene leidenschaftliche Liebeserlebnis mit Marianne von Willemer waren neben der Lektüre des »Diwan« des persischen Dichters Hafis für die Entstehung des »West-östlichen Divan« (1819, erweitert 1827) entscheidend. Diese Gedichtsammlung entstand auch als Zeichen der schöpferischen Verjüngung, die Goethe bei der Beschäftigung mit nahöstlicher Kultur und Dichtung (auch Firdausi, Koran) zu erfahren glaubte. Zudem wurde durch die boisseréesche Bildergalerie sein Interesse an der Gotik und der Malerei des Mittelalters geweckt. Er selbst verfügte über bedeutende Kunstsammlungen (u. a. von Werken der Antike). Mit Johann Heinrich Meyer (* 1760, ✝ 1832) gab er die Zeitschrift »Über Kunst und Altertum« heraus.
Nach dem Tod von Christiane (1816) erhielt Goethes Wirken vorwiegend testamentarischen Charakter: Seine Sekretäre ordneten die Handschriften und Sammlungen; 1826 kündigte er eine »Ausgabe letzter Hand« seiner Werke an; die Niederschrift der »Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens«, die sein Sekretär J. P. Eckermann betrieb (Veröffentlichung in 3 Bänden 1838-43), wurde von ihm sanktioniert.
Bereits 1817 hatte Goethe, erbittert über die Intrigen der Karoline Jagemann, die Weimarer Theaterdirektion niedergelegt. Nur zu Erholungsreisen nach Karlsbad und (seit 1821) Marienbad verließ er Weimar. In Marienbad erfasste ihn 1823 heftige Leidenschaft zu der jungen Ulrike von Levetzow; den Schmerz des Entsagens äußerte er ergreifend in der »Marienbader Elegie«, dem Mittelstück der »Trilogie der Leidenschaft« (entstanden 1823-24, erschienen 1827). Zur Alterslyrik gehören u. a. noch die weltanschaulichen Gedichte »Urworte. Orphisch« (entstanden 1817, gedruckt 1820), die »Paria-Trilogie« (1821-23, gedruckt 1824) und die »Zahmen Xenien« (1827). Die »Novelle« (1828) wurde zu einem Höhepunkt seiner epischen Alterskunst.
Unterstützt von Eckermann, konnte Goethe seine Haupt- und Lebenswerke abschließen, »Wilhelm Meisters Wanderjahre« und, wenige Monate vor seinem Tod, den II. Teil des »Faust«. Hier erfuhr sein Bild vom Menschen und seinem Verhältnis zu Welt und Gesellschaft nochmals eine Veränderung, die nicht zuletzt aus der produktiven Auseinandersetzung mit den technischen, ökonomischen und sozialen Tendenzen der Zeit resultierte. In »Wilhelm Meisters Wanderjahre« (begonnen 1807, beendet 1829, erschienen 1821-29), mit dem thematischen Untertitel »Die Entsagenden«, löst sich das anthropozentrische Humanitätsideal (allseitig harmonische Selbstausbildung, eher ästhetische Haltung gegenüber der Welt) vor dem immer übermächtigeren Anspruch von Welt und Gesellschaft auf. Gefordert ist die Selbstbeschränkung des Einzelnen in der praktischen Tätigkeit für die Gemeinschaft. Die Vielfalt der dargestellten Wirklichkeits- und Problemfelder wird unterstrichen durch die offene Form des Romans, die Aphorismen, Gedichte, Briefe, Novellen (»Der Mann von fünfzig Jahren«, »Die neue Melusine«) u. a. mit einbezieht und auf zielgerichtete Handlungsführung weitgehend verzichtet. Ähnlich tritt im II. Teil des »Faust« (der nach Goethes Willen erst 1832 postum veröffentlicht wurde) die Gestalt des Helden hinter der Fülle der in ihren naturhaften, politisch-sozialen und künstlerischen Bereichen entfalteten Welt stark zurück. Dabei sind die verschiedenen Motiv-, Stoff- und Symbolbereiche sowie die unterschiedlichen Zeitebenen (Antike im Helena-Akt, mittelalterlicher Kaiserhof, neuzeitliches Dammbauprojekt) stets kunstvoll und für die Interpretation kaum ausschöpfbar aufeinander bezogen. Dieser Welt- und Sinnesfülle entspricht die Vielfalt der metrischen und sprachlichen Kunstformen, in denen die abendländische künstlerische Überlieferung produktiv verarbeitet wird. V. a. aufgrund der »Inkommensurabilität« des Dramas, von der Goethe selbst sprach, wurde »Faust II« erst 1854 uraufgeführt (I. Teil 1829; beide Teile gemeinsam 1876). - Seit den 1780er-Jahren hatte sich Goethe »Sprüche in Prosa« notiert, die später aus dem Nachlass als »Maximen und Reflexionen« im Zusammenhang publiziert wurden.
Goethes zunächst ausgesprochen große Wirkung auf seine Zeit nahm gegen Ende seines Lebens, auch aus politischen Gründen, immer mehr ab (von H. Heine 1828 als »Endschaft der Kunstperiode« formuliert). Goethe sah mit einem neu heraufsteigenden technischen und sozialen Zeitalter auch das Ende der nationalen Literaturen voraus und verkündete die kommende Epoche der »Weltliteratur«. - Der Realismus des »Jungen Deutschland« hatte zum alten Goethe weder von künstlerischer noch politischer Seite einen Zugang. Die christlich-nationale Opposition warf ihm Heidentum und Weltbürgertum vor. 1849 wurde sein 100. Geburtstag ohne Beteiligung der Nation begangen, während zehn Jahre später Schillers Hundertjahrfeier weitesten Widerhall fand. Ein allmählicher Wandel trat nach dem Ablauf der Schutzfrist für Goethes Schriften ein (1868-79 Ausgabe G. Hempels), v. a. aber durch die Wirkung der Berliner Goethe-Vorlesungen H. Grimms (1874/75). Für die Entwicklung der Goethe-Philologie wurde die Erschließung des Goethe-Nachlasses nach dem Tod des letzten Enkels (1885) und die Sammlung der Schriften des jungen Goethe durch M. Morris u. a. wichtig. Während für den Liberalismus der Bismarckzeit der klassische Goethe im Blickpunkt stand, für die Zeit um die Jahrhundertwende der »titanische« junge Goethe, hat später die Weisheit des den Auflösungserscheinungen seiner Epoche entgegenwirkenden und zugleich einer umwälzenden Zukunft geöffneten alten Goethe am stärksten beeindruckt.
Im Gegensatz zur neuzeitlichen Physik glaubte Goethe nicht, dass sich das Wesen der Natur in mathematische Formeln fassen lasse. Seine naturwissenschaftlichen Anschauungen, so z. B. seine These, dass Naturvorgänge, besonders die Vorgänge des Lebens, nur mit polaren Gegensätzen adäquat zu beschreiben seien und dass die Organismen die Tendenz zeigten, eine Empfindung durch die polar gegensätzliche zu ersetzen, hatten einen großen Einfluss auf die spätere Naturphilosophie (F. W. J. Schelling, G. W. Hegel, J. W. Ritter); Goethes Betrachtung des Wandels der Formen und sein Forschen nach »Urphänomenen« und »Urformen« erlangten besonders in neuerer Zeit wachsende Bedeutung (moderne Morphologie und Typenlehre). Auch die Lehre R. Steiners schließt an Gedanken Goethes an (Anthroposophie).
Nicht abzuschätzen ist Goethes Nachwirkung in der deutschen Literatur. Die deutsche Lyrik von den Romantikern bis S. George, H. von Hofmannsthal, R. M. Rilke und H. Carossa ist Goethe verpflichtet. Die deutsche Prosa, v. a. der Bildungs- und Entwicklungsroman, hat immer wieder an das Muster des goetheschen epischen Stils angeknüpft. - Groß war auch Goethes Wirkung im Ausland, in Italien (U. Foscolo; A. Manzoni), in Frankreich ausgehend von Germaine de Staël und dem Goetheübersetzer G. de Nerval über die französische Romantik bis zu A. Suarès, R. Rolland, A. Gide und P. Valéry, in England (Lord Byron, P. B. Shelley, der Bruchstücke des »Faust« übersetzt hat, T. Carlyle, E. Bulwer-Lytton), in den USA (H. W. Longfellow, R. W. Emerson). In Nordeuropa hat Goethe über H. Steffens und A. Oehlenschläger der nordischen Romantik vielerlei Anstöße gegeben. Wie in anderen Ländern löste in Polen und Russland das Erscheinen des »Werther« ein Wertherfieber aus; der polnische Dichter A. Mickiewicz empfing starke Anregungen besonders von »Faust« und von »Hermann und Dorothea«. Russische Dichter des 19. Jahrhunderts wie A. S. Puschkin, I. S. Turgenjew, L. N. Tolstoj, F. M. Dostojewskij haben sich immer wieder mit Goethes Werk und Gedankenwelt auseinander gesetzt. Aber auch an kritischen Stimmen - von S. Kierkegaard bis P. Claudel und T. S. Eliot (im deutschen Sprachbereich K. Jaspers) - hat es nie gefehlt. Die geschichtliche Distanz zu Goethe und seinem Werk stellte die Verbindlichkeit seines Denkens für eine gewandelte Welt infrage, ohne damit die Bedeutung seines Werkes aufzuheben.
Weitere Werke: Dramen: Die Mitschuldigen (1769 vollendet, erschienen 1787); Götter, Helden und Wieland (1774, Satire); Clavigo (1774); Erwin und Elmire (1775, Singspiel); Claudine von Villa Bella (1776, Singspiel); Stella (1776, zweite Fassung 1816); Nausikaa (1786/87, Fragment); Pandora (1810, Festspielfragment).
Über den Granit (Abhandlung, entstanden 1784, erschienen 1878); Versuch, die Metamorphose der Pflanzen zu erklären (1790); Shakespeare und kein Ende, 2 Teile (entstanden 1813-16, erschienen 1815-26); Tag- und Jahreshefte als Ergänzung meiner sonstigen Bekenntnisse, 2 Bände (1830).
Ausgaben: Werke, herausgegeben im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen, 143 Bände (1887-1919, Nachdruck 1975; Taschenbuchausgabe 1987); Goethe über seine Dichtungen, herausgegeben von H. G. Gräf, 9 Bände (1901-14, Nachdruck 1967-68); Sämtliche Werke. Jubiläumsausgabe, herausgegeben von E. von der Hellen, 40 Bände und 1 Register-Band (1902-12); Briefe an Charlotte von Stein, herausgegeben von J. Fränkel, 3 Bände (Neuausgabe 1908); Briefwechsel mit W. und A. von Humboldt, herausgegeben von L. Geiger (1909); Goethes Gespräche, herausgegeben von W. von Biedermann u. a., 5 Bände (21909-11; herausgegeben von W. Herwig, 1955-87); Sämtliche Werke. Propyläenausgabe, herausgegeben von C. Höfer u. a., 45 Bände (1909-32); Der Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter, herausgegeben von M. Hecker, 3 Bände (1913-18, Nachdruck 1970); Briefwechsel des Großherzogs Karl August mit J. W. von Goethe, herausgegeben von H. Wahl, 3 Bände (1915-18, Nachdruck 1971); Briefwechsel mit seiner Frau, herausgegeben von H. G. Gräf, 2 Bände (1916, Neuausgabe; unter dem Titel Goethes Ehe in Briefen, 1922); J. P. Eckermann: Gespräche mit Goethe, herausgegeben von E. Castle, 2 Bände (1916); Briefwechsel mit Heinrich Meyer, herausgegeben von M. Hecker, 4 Bände (1917-32); Goethes Werke. Festausgabe, herausgegeben von R. Petsch, 18 Bände (1926); Die Schriften zur Naturwissenschaft, herausgegeben von K. L. Wolf u. a., auf 22 Bände berechnet (1947 folgende); Gedenkausgabe der Werke, Briefe und Gespräche (»Artemisausgabe«), herausgegeben von E. Beutler, 24 Bände (und 3 Ergänzungsbände 2-31961-76); Der junge Goethe, herausgegeben von H. Fischer-Lamberg, 5 Bände und 1 Register-Band (1963-74); Corpus der Goethe-Zeichnungen, bearbeitet von G. Femmel u. a., 7 Bände (1-31966-85); Goethes Briefe, herausgegeben von K. R. Mandelkow, 4 Bände (21968-76); Werke. Berliner Ausgabe, 23 Bände (1-31970-85); Briefwechsel Goethe und Cotta, herausgegeben von D. Kuhn, 4 Bände (1979-83); Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Aus dem Briefwechsel zwischen Goethe und Bettina von Arnim, herausgegeben von A. Kantorowicz (1982); Friedrich von Müller: Unterhaltungen mit Goethe, herausgegeben von R. Grumach (Neuausgabe 21982); Goethes Werke. Hamburger Ausgabe, herausgegeben von E. Trunz, 14 Bände (7-131982-86); Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe, herausgegeben von S. Seidel, 2 Bände und 1 Kommentar-Band (1984); Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche, herausgegeben von D. Borchmeyer u. a., auf 40 Bände berechnet (1985 folgende, »Frankfurter Ausgabe«); Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens, herausgegeben von K. Richter, auf 20 Bände in 25 Teilen berechnet (1985 folgende).
Allgemeines, Bibliographien:
G.-Jb., Bd. 1-34 (1880-1913),
fortgef. u. d. T.: Jb. der G.-Gesellschaft, Bd. 1-21 (1914-35),
fortgef. u. d. T. G. Viermonats-Schr. der G.-Gesellschaft, Bd. 1-33 (1936-71),
fortgef. u. d. T.: G.-Jb. (1972 ff.);
Schr. der G.-Gesellschaft, Bd. 1 (1885 ff.);
Jb. des Freien Dt. Hochstifts (1902-40, 1962 ff.);
K. Goedeke u. a.: Grundr. zur Gesch. der dt. Dichtung, Bd. 4 (Tle. 2-4 31910-13, Nachdr. Nendeln 1975)
u. Bd. 4, Tl. 5 (1960);
G.-Wb., hg. v. W. Schadewaldt, auf 8 Bde. ber. (1978 ff.).
Gesamtdarstellungen, Biographisches:
L. Geiger: G. u. die Seinen (1908);
H. Grimm: G., 2 Bde. (11-121923);
G. Simmel: G. (51923);
A. Bielschowsky: G., 2 Bde. (143.-147. Tsd. 1928);
G. Brandes: G. (a. d. Dän., 7.-16. Tsd. 1930);
F. Gundolf: G. (46.-50. Tsd. 1930, Nachdr. 1963);
B. Croce: G. (a. d. Ital., 1949);
B. Fairley: G. (a. d. Engl., 1953);
G. Lukács: G. u. seine Zeit (Neuausg. 1955);
Heinrich Meyer: G. (Neuausg. 1967);
Günther Müller: Kleine G.-Biogr. (51969);
G. Baumann: G. (1977);
I. Graham: G., portrait of the artist (Berlin 1977);
Hans Mayer: G. (9.-10. Tsd. 1977);
W. Hof: G. u. Charlotte von Stein (Neuausg. 1979);
E. Beutler: Essays um G. (Zürich 71980);
H. Hamm: Der Theoretiker G. (Berlin-Ost 21980);
G.s Leben in Bilddokumenten, hg. v. J. Göres (1981);
G. in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen, zusammengestellt v. W. Bode, neu hg. v. R. Otto u. P.-G. Wenzlaff, 3 Bde. (Neuausg. 1982);
G. Sein Leben in Bildern u. Texten, hg. v. C. Michel (1982);
G. in Weimar, hg. v. K.-H. Hahn (21991);
W. Fehr: Der junge G. Drama u. Dramaturgie - eine analysierende Gesamtdarst. (1994);
P. Boerner: J. W. von G. (235.-242. Tsd. 1995);
R. Friedenthal: G. Sein Leben u. seine Zeit (Neuausg. 91995);
G.-Hb., hg. v. B. Witte u. a., 4 Bde. in 6 Tlen. (Neuausgabe 1996-98);
N. Boyle: G. Der Dichter in seiner Zeit, auf 3 Bde. ber. (a. d. Engl., 1-21999 ff.);
K. O. Conrady: G. Leben u. Werk, 2 Bde. (Neuausg. 21999);
Metzler-G.-Lexikon. Alles über Personen, Werke, Orte, Sachen, Begriffe, Alltag u. Kurioses, hg. v. B. Jeßing u. a. (1999).
Monographien, Werkinterpretationen:
H. Baumgart: G.s lyr. Dichtung in ihrer Entwicklung u. Bedeutung, 3 Bde. (1931-39);
M. Gebhardt: G. als Physiker (1932);
E. Spranger: G.s Weltanschauung (11.-13. Tsd. 1949);
M. Jolles: G.s Kunstanschauung (Bern 1957);
P. Stöcklein: Wege zum späten G. (21960, Nachdr. 1984);
H. Pyritz: G.-Studien (1962);
R. C. Zimmermann: Das Weltbild des jungen G., 2 Bde. (1969-79);
H. von Einem: G.-Studien (1972);
W. Keller: G.s dichter. Bildlichkeit (1972);
P. Requadt: G.s Faust I (1972);
H. Tümmler: G. als Staatsmann (1976);
D. Borchmeyer: Höf. Gesellschaft u. Frz. Revolution bei G. (1977);
S. Blessin: Die Romane G.s (1979);
L. Kreutzer: Mein Gott G. (1980);
J. Wohlleben: G. als Journalist u. Essayist (1981);
M. Brion: Und jeder Atemzug für dich. G. und die Liebe (a. d. Frz., Wien 1982);
R. Eppelsheimer: G.s Faust, das Drama im Doppelreich (1982);
A. Henkel: G.-Erfahrungen (1982);
R. Buchwald: Führer durch G.s Faustdichtung (81983);
K. R. Eissler: G. Eine psychoanalyt. Studie, 1775-1786, 2 Bde. (a. d. Amerikan., Basel 1983-85);
E. Trunz: Weimarer G.-Studien (Neuausg. Weimar 1984);
Unser Commercium. G.s u. Schillers Literaturpolitik, hg. v. W. Barner u. a. (1984);
Aufsätze zu G.s Faust I, hg. v. W. Keller (31991);
Aufsätze zu G.s Faust II, hg. v. W. Keller: (1992);
G.s Dramen, hg. v. W. Hinderer (1993);
O. Krätz: G. u. die Naturwiss.en (21998).
G. im Urtheile seiner Zeitgenossen, hg. v. J. W. Braun (1883-85, Nachdr. 1969);
Die Bildnisse G.s, hg. v. E. Schulte-Strathaus (1910);
O. Fambach: G. u. seine Kritiker (1953);
H. Kindermann: Das G.-Bild des 20. Jh. (21966);
G. im Urteil seiner Kritiker, hg. v. K. R. Mandelkow, 4 Bde. (1975-84);
K. R. Mandelkow: G. in Dtl., Rezeptionsgesch. eines Klassikers, Bd. 1, 1773-1918 (1980);
G. in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen, zusammengestellt v. W. Bode, neu hg. v. R. Otto u. P.-G. Wenzlaff, 3 Bde. (Neuausg. 1982);
G. in Dtl. 1945-1982, bearb. v. B. Eckert (1982; Ausst.-Kat.);
G. im zwanzigsten Jh. Spiegelungen u. Deutungen, hg. v. Hans Mayer (Neuausg. 1990);
W. Leppmann: G. u. die Deutschen (Neuausg. 1994).
6) Katharina Elisabeth, genannt Frau Rat, Frau Aja, * Frankfurt am Main 19. 2. 1731, ✝ ebenda 13. 9. 1808, Mutter von 5); älteste Tochter des Frankfurter Stadtschultheißen J. W. Textor; heiratete 1748 Johann Kaspar Goethe; von ihren sechs Kindern blieben nur Johann Wolfgang und Cornelia am Leben. Ihre lebensmutige, heitere, gesellige Natur und ihre erzählerische Begabung spiegeln sich in ihren Briefen.
Ausgaben: Briefe von Goethes Mutter an ihren Sohn, Christiane und August von Goethe (1889); Die Briefe der Frau Rath Goethe, herausgegeben von A. Köster (81968).
7) Ottilie von, geborene Freiin von Pọgwisch, * Danzig 31. 10. 1796, ✝ Weimar 26. 10. 1872; seit 1817 Ȋ mit 1); gab 1829-31 die Zeitschrift »Chaos« heraus; lebte später viele Jahre in Wien. Ihre »Erlebnisse und Geständnisse 1832-57« erschienen 1923 (herausgegeben von H. H. Houben).
E. Mangold: O. von G. (1965);
O. v. G. Ein Portrait, hg. v. U. Janetzki (1982).
8) Walther Wolfgang Freiherr von (seit 1859), * Weimar 9. 4. 1818, ✝ Leipzig 15. 4. 1885, Sohn von 1); vermachte 1885 den Nachlass Johann Wolfgang von Goethes der Großherzogin Sophie (Goethe- und Schiller-Archiv) und dem Staat Sachsen-Weimar-Eisenach (Goethe-Nationalmuseum); komponierte Opern, Lieder und Klavierstücke.
9) Wolfgang Maximilian Freiherr von (seit 1859), * Weimar 18. 9. 1820, ✝ Leipzig 20. 1. 1883, Sohn von 1); kam 1852 als preußischer Legationsrat nach Rom, widmete sich später historischen Studien; seine dichterische Begabung führte nicht über epigonale Versuche hinaus.
Universal-Lexikon. 2012.