Ak|kul|tu|ra|ti|on 〈f. 20; Völkerk.〉 die gegenseitige od. auch einseitige Angleichung von Kulturen verschiedener Herkunft aneinander aufgrund enger Berührung (Kulturkontakte) [<lat. ad- „an, zu, heran“ + Kultur]
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Übernahme von Elementen einer fremden Kultur durch den Einzelnen od. eine Gruppe; kultureller Anpassungsprozess.
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I Akkulturation
[zu ad... und Kultur] die, -/-en, Soziologie und Völkerkunde: die Übernahme von Elementen einer fremden Kultur durch Einzelpersonen, Gruppen, Schichten oder die ganze Gesellschaft (eine Übernahme der gesamten Kultur heißt Assimilation). Die Akkulturation kann sich auf Ideen, Wörter, Wertvorstellungen, Normen, Verhaltensweisen, Herrschaftsverhältnisse, Institutionen, Techniken und Produkte erstrecken und ergibt sich durch Kontakte zwischen verschiedenen Kulturen, durch Wanderungsbewegungen (Flüchtlinge, Einwanderer), Handelsbeziehungen und Eroberungen. Geschichtlich bedeutsame Akkulturationsprozesse waren der griechische Kultureinfluss in Rom, die Hellenisierung des Orients, die Wechselwirkung von Abendland und islamische Welt, die von England ausgegangene »industrielle Revolution«, der Kolonialismus sowie die Amerikanisierung der »westlichen« Industriegesellschaften. Gegenwärtig werden weltweite Akkulturationsprozesse auch durch Tourismus, ausländische Arbeitnehmer, kulturell-wissenschaftliche Austauschprozesse und internationale Verflechtungen beschleunigt. Durch Akkulturation wird die zuvor als »natürlich« und »selbstverständlich« erlebte eigene Kultur relativiert und verunsichert. Durch eine Rückbesinnung auf die geschichtlich-kulturelle Identität der eigenen Gesellschaft kann das Fremde auch wieder abgestoßen werden (z. B. Nativismus).
R. Thurnwald: The psychology of acculturation, in: American anthropologist, Jg. 34 (Menasha, Wis., 1932);
W. E. Mühlmann: Rassen, Ethnien, Kulturen (1964);
Weitere Literatur: Kulturwandel.
II
Akkulturation,
Prozess der Angleichung Einzelner an eine fremde Kultur (z. B. nach Einwanderung oder Asylgewährung).
III
Akkulturation,
Bezeichnung für den Vorgang der Aneignung von Inhalten eines anderen Kulturkreises durch wechselseitige Beeinflussung (z. B. »Jeanskultur«).
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Universal-Lexikon. 2012.