Folk|mu|sic 〈[foʊkmju:zık] f.; -; unz.; Mus.〉 (besonders in Großbritannien u. den USA gepflegter) Musikstil, der Melodien u. Texte traditioneller volkstümlicher Musik mit Elementen der modernen Popmusik verbindet [<engl. folk „Volk, Volks...“ + music „Musik“]
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Folkmusic
[englisch/amerikanisch; 'fəʊkmjʊ:zɪk; auch Folk], englischsprachiger Ausdruck für Volksmusik, der in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg noch einen spezielleren Sinn erhalten hat, was analog auch für den Begriff Folksong (Volkslied) gilt. Gemeint ist damit dann die von der angloamerikanischen Folklore beeinflusste Musik, wie sie im Rahmen des von den USA ausgegangenen Folkrevival der Sechzigerjahre entstanden ist. Dabei handelt es sich nicht mehr um Volksmusik im eigentlichen Wortsinn, also um eine im Volk spontan entstandene und über Generationen hinweg mündlich tradierte Musikpraxis, sondern vielmehr um größtenteils von Studenten und jungen Intellektuellen zur Gitarre vorgetragene aktuelle Lieder (Topical Song, Protestsong), die auf traditionellem Volksliedmaterial basieren können oder zumindest der angloamerikanischen Folklore nachempfunden sind. Der Begriff wurde damit zu einer Marktkategorie, die Produktionen in diesem Stil von herkömmlicher Popmusik auf dem Schallplattenmarkt unterschied. Ausgangspunkt dafür war eine maßgeblich von Pete Seeger (* 1919) und Woody Guthrie (1912-1967) entwickelte Auffassung, nach der jedes Volkslied zu seiner Zeit ein aktuelles Lied gewesen sei, im Folk-Process nicht nur überliefert, sondern immer auch an die aktuellen Bedingungen inhaltlich angepasst worden sei. Diese Überzeugung ließ sie schon in den vierziger und frühen Fünfzigerjahren traditionelles Liedgut der amerikanischen Volksmusik für Friedens- und Antikriegslieder adaptieren, die sie, mit neuen, aktualisierten Texten versehen, aufführten. Eine wichtige Basis dafür waren die Hootenannies genannten Veranstaltungen. Ende der fünfziger, Anfang der Sechzigerjahre griffen junge Intellektuelle und College-Studenten vor dem Hintergrund des Folkrevival jener Jahre diesen Ansatz auf und schufen im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung, insbesondere aber im Zusammenhang mit dem Protest gegen den amerikanischen Vietnamkrieg auf der Basis der angloamerikanischen Folklore und in Anlehnung an sie mit der Folkmusic ein engagiertes Ausdrucksmittel des politischen Selbstverständnisses ihrer Generation. Joan Baez (* 1941), Bob Dylan (* 1941), Phil Ochs (1940-1976) und Tom Paxton (* 1937) artikulierten mit ihren Liedern eine ebenso pesönliche wie allgemein gültige Weltsicht und verliehen einer ganzen Generation amerikanischer Jugendlicher ihre Stimme. Bob Dylans »The Times They Are A-Changin'« (1963), »Blowin' in the Wind« (1963) und »Masters of War« (1964), Phil Ochs' »There But for Fortune« (1964) und »I Ain't Marchin' Anymore« (1965) sowie Tom Paxtons »What Did You Learn in School Today« (1964) wurden zu klassischen Zeugnissen der Folkmusic. Vor allem in der internationalen Rockmusik haben die Lieder und Texte der amerikanischen Folksong-Bewegung tiefe Spuren hinterlassen (Folkrock), bevor diese Musik mit der politischen Desillusionierung an den Colleges und Universitäten nach den Höhepunkten der Studentenbewegung Ende der Sechzigerjahre allmählich ihre einstmals so zentrale Funktion verlor.
Universal-Lexikon. 2012.