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Jubilee

 

[amerikanisch, 'dʒu:bɪli:], Form der afroamerikanischen geistlichen Musik auf der Grundlage der christlichen Religion. In den Jubilees drückt sich die auf das Diesseits, die Lebensfreude gerichtete Auslegung des Evangeliums durch die Afroamerikaner aus, was deren Religionsverständnis weit eher entsprach als die jenseitige und auf die Leidensgeschichte Christi bezogene Lesart der christlichen Kirche. Die Jubilees sind damit das Ergebnis einer Afrikanisierung des Christentums, und ihre musikalische Gestaltung ist diesem Prozess analog. An die Stelle der Psalmen und Hymnen christlicher Liturgie tritt hier eigenständiges Musizieren, das durch die rhythmische Prägung, die Call-and-Response-Technik (Call and Response), die Melodiebildungsprinzipien und die Ästhetik der afroamerikanischen Musik bestimmt ist. Das unterscheidet sie auch vom Spiritual, der anderen Hauptform afroamerikanischer geistlicher Musik, das auf die protestantischen englischen Hymnen zurückgeht. Die Jubilees folgen vielmehr einem Religionsverständnis, in dem das Einswerden mit Gott in Trance und Ekstase, in der körperlichen Selbstaufgabe, der zentrale Bezugspunkt religiöser Musikausübung ist. Musikalisch sind sie damit den Ring-Shouts verwandt, voller rhythmischer Intensität und einer kraftvollen Musikalität, die sich — begleitet von Händeklatschen und Fußstampfen — bis zu unkontrollierbarer Ekstase steigern kann. Eine große Rolle spielten sie auf den im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Wiedererweckungsbewegung (Great Awakening) organisierten Grand Camp Meetings, auf denen sie zum Ausdruck einer fanatischen religiösen Massenhingabe gemacht wurden. Bekanntestes Beispiel eines Jubilees ist »When the Saints Go Marching In«.