Spi|ri|tu|al 〈[ spı̣rıtjuəl] m. 6 oder n. 15〉 geistl. Lied der nordamerikan. Schwarzen mit synkopiertem Rhythmus [engl., „geistlich“]
* * *
spirituell.
* * *
I Spiritual
[zu lateinisch spiritualis »geistlich«] der, -s und -en/-en, in Priesterseminaren und manchen Klöstern der für den inneren geistlichen Bereich (»forum internum«), d. h. die geistliche Bildung und Seelenführung der Priesteramtskandidaten, Novizen und Ordensleute (Religiosen), zuständige Priester.
II
Spiritual
Spiritual
[amerikanisch, 'spɪrɪtʃʊəl auch 'spɪrɪtjʊəl; auch Negrospiritual], Form der afroamerikanischen geistlichen Musik, die auf die protestantischen, vor allem methodistischen Hymnen der englischen Kirche zurückgeht. Entstanden sind die Spirituals in den unabhängigen schwarzen Kirchen, deren erste, die African Methodist Episcopal Church, 1794 gegründet worden ist. Vorausgegangen war dem seit Ende des 17. Jahrhunderts die Missionierung der Negersklaven, ihre Bekehrung und christliche Unterweisung durch die Kirche, was das Singen von Kirchenliedern einschloss. Unter dem massiven ideologischen Druck der Kirche vollzog sich hier die Bekanntschaft mit europäischer Musik, die der kulturellen Tradition der Afroamerikaner völlig fremd war — ein Vorgang von insgesamt entscheidender Bedeutung für die Herausbildung einer eigenständigen afroamerikanischen Musik. Ging es im Rahmen der christlichen Missionierungsbestrebungen allein um die musikalische Anpassung der Afroamerikaner an das ihnen vorgegebene Liedgut, so begannen sie es in den schwarzen Kirchen dann mit der ihnen eigenen Musikalität zu durchdringen. Das Ergebnis dieses Umformungsprozesses war das Spiritual. Obwohl damit die musikalische Grundlage der Spirituals europäische Kirchenlieder sind, finden sich in ihnen mit dem Wechsel von Vorsänger und Chor (Call and Response), Offbeat-Phrasierung (offbeat), Bluestonalität und der Parallelführung der Stimmen zugleich die typischen Kennzeichen afroamerikanischer Musik. Die Spirituals, bis zur Aufhebung der Sklaverei Mitte des 19. Jahrhunderts neben den Worksongs so gut wie die einzige den Schwarzen erlaubte Form der Musikausübung, entwickelten sich innerhalb der afroamerikanischen Kirchen dann zu einer sehr vielschichtigen Musik, die sich keineswegs auf ihren religiösen Inhalt reduzierte. Dieser verband sich vielmehr mit dem Freiheitswillen der Sklaven, war oft von ausgesprochener Doppeldeutigkeit und hat die Spirituals, weit über die bloße Form religiöser Kunstausübung hinaus, zu einer zentralen Komponente im Freiheitskampf der Afroamerikaner gemacht. Ab 1871 wurden die Spirituals durch die Tourneen der Fisk Jubilee Singers — einem Chor aus Studenten der Fisk University in Nashville, Tennessee, der ersten schwarzen Universität in den USA — auch außerhalb der Kirchen bekannt.
Siehe auch: Jubilee, Gospelsong
* * *
1Spi|ri|tu|al, der; -s u. -en, -en [zu ↑spiritual] (kath. Kirche): Seelsorger in Priesterseminaren u. Klöstern.
————————
2Spi|ri|tu|al ['spɪrɪtjʊəl], das, auch: der; -s, -s [engl. (negro) spiritual, zu: spiritual = geistlich < frz. spirituel, ↑spirituell]: kurz für Negro Spiritual.
Universal-Lexikon. 2012.