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Winkel
Ecke; Kante; keilförmiges Stück; Stück; Tortenstück; Fase (fachsprachlich); Knie; Phase

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Win|kel ['vɪŋkl̩], der; -s, -:
1. geometrisches Gebilde aus zwei Geraden, die von einem Punkt ausgehen:
die beiden Linien bilden einen Winkel von 60º.
2. Gerät zum Zeichnen, Messen von Winkeln (1) in Form eines rechtwinkligen Dreiecks:
den Winkel anlegen.
3. Ecke, die von zwei Wänden gebildet wird:
in einem Winkel des Zimmers stand ein Sessel.
4. meist abgelegene, etwas verborgene Gegend, Stelle:
wir wohnen in einem ganz abgelegenen Winkel der Stadt.
Syn.: Ort.
Zus.: Erdenwinkel.

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Wịn|kel 〈m. 5
1. 〈Math.〉 zw. zwei sich schneidenden Geraden liegende Ebene
2. von zwei Wänden gebildete Ecke (eines Raumes)
3. 〈fig.〉 heimliches Plätzchen, stille, abgelegene Stelle
● einen \Winkel messen 〈Math.〉 ● ein dunkler, heimlicher, lauschiger, malerischer, stiller, versteckter \Winkel 〈fig.〉; rechter \Winkel W. von 90 °; spitzer \Winkel W. von weniger als 90 °; stumpfer \Winkel W. von mehr als 90 °; toter \Winkel von Geschossen nicht erreichbares Gebiet; Bereich hinter dem Kraftfahrzeug, der im Rückspiegel nicht überblickt werden kann; in einem vergessenen \Winkel habe ich dies heute gefunden ● sich in einen \Winkel verkriechen 〈fig.〉; der Weg biegt dort im rechten, spitzen \Winkel nach links, rechts ab; ein \Winkel von 45 ° [<mhd. winkel <ahd. winkil „Ecke“, eigtl. „Biegung, Krümmung, Knick“; → winken]

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Wịn|kel , der; -s, - [mhd. winkel, ahd. winkil, eigtl. = Biegung, Krümmung; Knick, verw. mit winken]:
1. (Math.) geometrisches Gebilde aus zwei von einem Punkt ausgehenden u. in einer Ebene liegenden Geraden:
ein spitzer, stumpfer, rechter W.;
ein gestreckter W.;
die beiden Linien bilden einen W. von 45°;
einen W. messen, konstruieren, übertragen, verschieben;
die Schenkel eines -s;
die Geraden, die Straßen treffen sich in einem W. von 75°;
die Straße biegt dort in scharfem W. nach Norden ab;
toter W. ( Gesichtswinkel a, aus dem heraus etw. Bestimmtes nicht wahrgenommen werden kann: der Außenspiegel muss so eingestellt sein, dass kein toter W. entsteht).
2. Ecke, auch Nische eines Raumes:
die Lampe leuchtet alle W. des Raumes gut aus;
er suchte in allen -n.
3. etwas abgelegene, verborgene Gegend:
ein stiller, malerischer W.;
er kannte die entlegensten W. des Landes;
sie kamen aus den entferntesten -n;
Ü im verborgensten W. seines Herzens.
4. Kurzf. von Winkelmaß (2).
5. militärisches Dienstgradabzeichen von der Form eines spitzen Winkels (1).
6. (landsch.) (bes. in Kleidungsstücken) Riss in Form eines rechten Winkels (1).

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Winkel,
 
1) Mathematik: elementarer mathematischer Begriff; 1) ebener Winkel, ein Gebiet der Ebene oder die Neigung zweier Linien zueinander. Zur Messung von Winkeln dienen verschiedene Winkelmaße, die auf der Teilung des Vollkreises in gleiche Winkeleinheiten beruhen. Gesetzliche Einheiten des ebenen Winkels sind als Bogenmaß die SI-Einheit Radiant (Einheitenzeichen rad), als Gradmaß das Grad (Einheitenzeichen º) und das Gon (Einheitenzeichen gon) sowie der Vollwinkel (1 Vollwinkel = 2 π rad = 360º = 400 gon). Nichtgesetzliche Einheiten sind der artilleristische und der nautische Strich.
 
Als Gebiet der Ebene ist ein Winkel als eines der vier Winkelfelder definiert, in die die Ebene durch zwei sich schneidende Geraden zerlegt wird, d. h. als der Durchschnitt zweier, von je einer der beiden Geraden bestimmten Halbebenen. Bei der Definition des Winkels als Neigung zweier Linien zueinander muss beachtet werden, ob ein ungeordnetes oder ein geordnetes Paar zweier sich schneidender Geraden (beziehungsweise Halbgeraden mit gemeinsamem Anfangspunkt) in einer (durch ein Koordinatensystem) orientierten oder nicht orientierten Ebene vorliegt; z. B. sind in einer unorientierten Ebene die Winkel α und 360 — α nicht unterscheidbar. Des Weiteren soll der Winkelbegriff auch die Messung von Umdrehungen ermöglichen, also Winkel über 360º umfassen. Entsprechend werden der elementargeometrische, der goniometrische, der stereogeometrische, der analytisch-geometrische und der analytische Winkelbegriff der Analysis unterschieden. Ein Winkel ist immer durch zwei Halbgeraden a und b mit dem gemeinsamen Anfangspunkt S gegeben; die Halbgeraden heißen Schenkel des Winkels, S sein Scheitel oder Scheitelpunkt. Winkel bezeichnet man im Allgemeinen mit kleinen griechischen Buchstaben α, β, γ,. .., mit ∢ (a, b) oder (falls A ein Punkt auf a und B ein Punkt auf b ist) mit ∢ ASB. Der elementargeometrische Winkel ist der Winkel eines ungeordneten Paares von Halbgeraden in unorientierter Ebene; seine Größe liegt im Gradmaß zwischen 0º und 180º. Der goniometrische Winkel ist durch ein geordnetes Halbgeradenpaar in einer orientierten Ebene gegeben; er kann als Winkel mit Scheitel im Mittelpunkt eines Kreises (vom Radius 1) aufgefasst werden und wird im Bogenmaß von 0 bis 2π gemessen. Stereometrische Winkel treten zwischen zwei sich schneidenden ungeordneten Geraden in unorientierter Ebene auf und werden von zwei jeweils auf einer der beiden Geraden liegenden Halbgeraden gebildet; im Gradmaß gemessen sind sie zwischen 0º und 90º bestimmt. Analytisch-geometrische Winkel sind zwischen einem sich schneidenden geordneten Geradenpaar (a, b) in einer orientierten Ebene als goniometrischer Winkel von geordneten Paaren (a', b' ) von Halbgeraden definiert, wobei a' auf a und b' auf b liegt. Sie werden durch die Tangensfunktion gemessen. Der analytische Winkelbegriff entspricht dem goniometrischen auf einer zugrunde liegenden unendlich blättrigen Überlagerung der Ebene und ermöglicht die Betrachtung von (Umlauf-)Winkeln im Bereich von — ∞ bis + ∞. Die analytischen Winkel bilden eine geordnete Gruppe. Sie können somit unbeschränkt addiert und subtrahiert werden und treten in der Analysis als Argumente der Winkelfunktionen auf.
 
Ein ebener Winkel, dessen Schenkel zusammenfallen und dessen Winkelfeld die gesamte Ebene umfasst, heißt Vollwinkel (α = 360º), der dazu komplementäre Winkel Nullwinkel (α = 0º). Bei einem gestreckten Winkel bilden die beiden Schenkel eine Gerade (α = 180º). Zwei Winkel, die einen Schenkel gemeinsam besitzen und sich zu einem gestreckten Winkel ergänzen, heißen Nebenwinkel (α + β = 180º), und ein Winkel, der ebenso groß ist wie sein Nebenwinkel, heißt rechter Winkel (α = β = 90º; Zeichen oder ȃ). Ein spitzer Winkel ist kleiner (0º α 90º), ein stumpfer Winkel größer (90º α 180º) als sein Nebenwinkel und jeder Winkel, der größer als ein gestreckter Winkel und kleiner als ein Vollwinkel ist, heißt überstumpf (180º α 360º). Zwei Winkel, die sich zu einem rechten Winkel ergänzen, heißen Komplementwinkel. Die am Schnittpunkt zweier Geraden liegenden Nebenwinkel heißen auch Supplementwinkel; die sich dort gegenüberliegenden Winkel sind gleich groß und heißen Scheitelwinkel. Werden zwei Geraden von einer dritten Geraden geschnitten, so entstehen Stufenwinkel.
 
2) räumlicher Winkel, Raumwinkel.
 
 2) Mess- und Fertigungstechnik: das Winkelmaß.
 

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Wịn|kel, der; -s, - [mhd. winkel, ahd. winkil, eigtl. = Biegung, Krümmung; Knick, verw. mit ↑winken]: 1. (Math.) geometrisches Gebilde aus zwei von einem Punkt ausgehenden u. in einer Ebene liegenden Geraden: ein spitzer, stumpfer, rechter W.; ein gestreckter W.; die beiden Linien bilden einen W. von 45º; einen W. messen, konstruieren, übertragen, verschieben; der Scheitelpunkt, die Schenkel eines -s; Die Entscheidung fiel eigentlich schon in der 13. Minute mit dem aus spitzem W. (Sport; Schusswinkel) erzielten Tor (Kicker 6, 1982, 44); die Geraden, die Straßen treffen sich in einem W. von 75º; die Straße biegt dort in scharfem W. nach Norden ab; *toter W. (Gesichtswinkel a, aus dem heraus etw. Bestimmtes nicht wahrgenommen werden kann): der Seitenspiegel muss so eingestellt sein, dass kein toter W. entsteht; das eigentliche Objekt dagegen - das Fenster - lag vermutlich rechts im toten W. (Augustin, Kopf 185); rosa W. (nationalsoz.; aus rosa Stoff gefertigtes Kennzeichen in Form eines auf der Spitze stehenden Dreiecks, das die gefangenen Homosexuellen in den Konzentrationslagern während der Herrschaft des Nationalsozialismus auf der Kleidung tragen mussten): Er starb, wie so viele als »Männer mit dem rosa W.« stigmatisierte Homosexuelle, in einem deutschen Konzentrationslager (Hohmann, Engel 311). 2. Ecke, auch Nische eines Raumes: die Lampe leuchtet alle W. des Raumes gut aus; er suchte in allen -n; im Haus des Seilers, das er bis in die letzten W. und Nischen nach Geheimnissen durchforscht ... hatte (Ransmayr, Welt 248); ein Vorzimmer ..., in dessen einem W. sich ein Gestell mit Standarten befand (Th. Mann, Hoheit 117). 3. etwas abgelegene, verborgene Gegend: ein stiller, malerischer W.; er kannte die entlegensten W. der Stadt, des Landes; Das Örtchen ... nimmt sofort für sich ein. Zur Zeit muss man es einen vergessenen W. nennen (Berger, Augenblick 54); sie kamen aus den entferntesten -n; Ü im verborgensten W. seines Herzens. 4. kurz für ↑Winkelmaß (2). 5. militärisches Dienstgradabzeichen von der Form eines spitzen Winkels (1). 6. (landsch.) (bes. in Kleidungsstücken) Riss in Form eines rechten Winkels (1): er hat sich schon wieder einen W. in die Hose gerissen.

Universal-Lexikon. 2012.