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Sẹlbst|er|kennt|nis 〈f. 9〉 Erkenntnis der eigenen Fähigkeiten, Fehler usw. ● \Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung 〈umg.; scherzh.〉
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Sẹlbst|er|kennt|nis, die:
Erkenntnis der eigenen Person im Hinblick auf bestimmte Fähigkeiten, Fehler u. Ä.
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Selbst|erkenntnis,
das Auffinden und Kennenlernen der eigenen Persönlichkeitsstrukturen, meist verstanden als ein rückgewendeter Prozess der Selbstfindung oder Selbstbesinnung; das Wissen um die Bewusstseinsinhalte und Ichzustände des erkennenden Subjekts ist allerdings immer nur eingeschränkt möglich. In der Philosophie wird der Begriff einerseits im ethischen Sinne verwendet, und zwar in Anknüpfung an die Inschrift über dem Tempel von Delphi »gnothi seauton« (griechisch »erkenne dich selbst«). So stellte Sokrates die Selbsterkenntnis des Menschen, nicht wissend zu sein und des Nachdenkens zu bedürfen, um wissender zu werden, und das sittliche Gutsein in den Mittelpunkt seiner Philosophie; in der Aufklärung sollte die Aufforderung »sapere aude« (lateinisch »habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen«) das menschliche Denken von der Bindung an Traditionen und Autorität befreien und zur Eigenständigkeit führen. Darüber hinaus kann jedes philosophisches Fragen zugleich der Selbsterkenntnis dienen, insofern zum Nachdenken auch ein Wissen über das sich zu sich selbst verhaltende Subjekt gehört. Andererseits diente der Begriff Selbsterkenntnis im erkenntnistheoretischen Sinne aufgefasst als Rückwendung auf das eigene Ich erstmals bei R. Descartes (»Ich denke, also bin ich«) dazu, eine sichere Basis für das menschliche Wissen zu konstituieren. Daneben kann Selbsterkenntnis zuweilen als der für das menschliche Erkennen einzig gangbare Weg zu Gott angesehen werden (Augustinus, Mystik).
In der Psychotherapie wird die Bereitschaft zur Selbsterkenntnis, d. h. zur Hinterfragung vorherrschender individueller Orientierungen, oft als Voraussetzung für eine Änderung der eigenen Verhaltensweisen und damit für einen Therapieerfolg angesehen. In anderer Hinsicht wird Selbsterkenntnis aber von der Psychoanalyse und den Sozialwissenschaften kritisch betrachtet, da das Prinzip der Erkenntnissicherung durch die Selbsterkenntnis ein autonomes, ausschließlich aus sich selbst heraus urteilendes Subjekt voraussetzt, dieses aber immer schon gesellschaftlich vermittelt ist.
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Sẹlbst|er|kennt|nis, die <o. Pl.>: vgl. ↑Selbsteinschätzung: es fehlt ihr an S.; Spr S. ist der erste Schritt zur Besserung.
Universal-Lexikon. 2012.