Qui|e|tịs|mus 〈m.; -; unz.〉
1. weltabgewandte Lebenshaltung in völliger Ruhe des Gemüts
2. religiöse Lehre, die das Einswerden mit Gott durch wunsch- u. willenloses Sichergeben in seinen Willen erstrebt
[zu lat. quietus „ruhig“]
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Qui|e|tịs|mus, der; - [zu lat. quietus = ruhig]:
1. philosophisch, religiös begründete Haltung totaler Passivität.
2. (Rel.) (im Katholizismus des 17. Jh.s) durch eine verinnerlichte, weltabgewandte Frömmigkeit gekennzeichnete mystische Strömung.
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Quietịsmus
[zu lateinisch quietus »ruhig«] der, -, im weiteren Sinn eine der Mystik verwandte religiöse Haltung der Passivität, die unter Verzicht auf jegliches eigene Tun und Wollen die vollkommene innere Ruhe (»Seelenfrieden«) beziehungsweise »Ruhe in Gott« anstrebt. Sie ist feststellbar u. a. bei Laozi, im japanischen Zen-Buddhismus, bei den Epikureern sowie im Christentum bei den Messalianern und bei den Brüdern und Schwestern des freien Geistes. Im engeren Sinn bezeichnet Quietismus eine mystische Strömung innerhalb des Katholizismus im 17. Jahrhundert, die auf den in Rom wirkenden spanischer Priester M. de Molinos zurückgeht. Seine Schriften, in denen er völlige seelische Passivität allem anderen als Gott gegenüber forderte, wurden 1687 von Innozenz XI. verurteilt. 1695 und 1699 wurden die von Molinos beeinflussten französischen Quietisten Jeanne-Marie Guyon du Chesnoy und F. Fénelon verurteilt. Einflüsse dieses Quietismus lassen sich u. a. in der zeitgenössischen Erbauungsliteratur, im Pietismus (G. Tersteegen), im literarischen Sentimentalismus (Empfindsamkeit) und in den protestantischen Erweckungsbewegungen nachweisen. - Gegensatz ist der religiöse Aktivismus.
H. Heppe: Gesch. der quietist. Mystik in der kath. Kirche (1875, Nachdr. 1978);
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Universal-Lexikon. 2012.