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reiten
rittlings sitzen; (Pferd) besteigen; traben; galoppieren

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rei|ten ['rai̮tn̩], ritt, geritten:
1. <itr.; ist /(seltener:) hat> sich auf einem Reittier (besonders einem Pferd) fortbewegen:
ich bin/(seltener:) habe oft geritten; wir sind durch den Wald geritten; ich bin heute zwanzig Kilometer geritten; sie ist Galopp geritten.
2. <tr.; hat ein Reittier reitend an einen bestimmten Ort bringen:
ich habe das Pferd in den Stall geritten.

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rei|ten 〈V. 196
I 〈V. intr.; ist/hat〉 sich auf einem Tier, bes. Pferd, fortbewegen ● \reiten lernengut, schlecht \reiten; langsam, schnell, scharf, tollkühn, vorsichtig \reiten; ich bin, habe früher viel geritten ● auf einem Esel, Kamel, Pferd \reiten; sie hat Unterricht im Reiten; im Galopp, Schritt, Trab \reiten; mit, ohne Sattel \reiten; das Schiff reitet vor Anker 〈Seemannsspr.〉 liegt vor A. ● \reitende Artillerie 〈bis zum 1. Weltkrieg〉 berittene od. fahrende A., Feldartillerie
II 〈V. tr.; hatzum Reiten benutzen (Tier) ● dich reitet wohl der Teufel? 〈fig.; umg.〉 du bist wohl nicht bei Sinnen, bei Trost? ● einen Esel, ein Kamel, ein Pferd \reiten; der Stier reitet die Kuh bespringt, begattet sie; den Pegasus \reiten 〈scherzh.〉 dichten ● ein Pferd in die Schwemme \reiten; jmdn. od. etwas über den Haufen, zu Boden \reiten; er hat das Pferd zu Tode geritten
[<ahd. ritan, engl. ride <germ. *ridan „sich fortbewegen“; zu idg. *reidh- „in Bewegung sein, reisen, fahren“; verwandt mit bereit, Reede]

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rei|ten <st. V.> [mhd. rīten, ahd. rītan, urspr. = in Bewegung sein, reisen, fahren]:
1. <ist/(seltener:) hat> sich auf einem Reittier (besonders einem Pferd) fortbewegen:
r. lernen;
er hat seit frühester Jugend geritten (den Reitsport betrieben), ist viel geritten;
r. können;
auf einem Kamel r.;
im Schritt, Trab, Galopp r.;
in raschem Tempo r.;
Ü die Hexe reitet auf einem Besen;
sie ließ das Kind auf ihren Knien r.
2. <ist/hat>
a) auf einem Reittier zurücklegen, reitend zubringen:
eine schöne Strecke r.;
ich bin/habe gestern drei Stunden geritten;
b) auf dem Pferd absolvieren, bewältigen:
[die] Hohe Schule, ein Turnier r.;
sie ist/hat schon viele Wettbewerbe geritten.
3. <hat> ein bestimmtes Reittier haben, benutzen:
einen Schimmel r.;
Beduinen reiten Kamele;
Ü der Stier reitet (begattet) die Kuh.
4. <hat> ein Tier reitend an einen Platz bringen:
das Pferd auf die Weide r.;
Ü jmdn. in die Patsche r.
5. <hat> (ein Tier) durch Reiten in einen bestimmten Zustand bringen:
ich habe das Pferd müde geritten.
6. <r. + sich; hat so reiten, dass ein Körperteil in einen bestimmten Zustand gerät:
ich habe mir die Knie steif geritten.
7. <hat> (veraltend) jmdn. völlig beherrschen:
was hat dich denn geritten, dass du so zornig bist?

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Reiten,
 
Reit|sport, pferdesportliche Disziplinen wie Dressurreiten, Distanzreiten, Springreiten, die Prüfungen der Vielseitigkeit und das Westernreiten. - Bei Dressurprüfungen trägt der Reiter schwarze Stiefel, einen schwarzen, flachen Zylinder und zu Stiefelhose, Hemd, Handschuhen und Krawatte (oder Plastron) in Weiß einen schwarzen Rock. Bei Springprüfungen wird der Zylinder durch eine schwarze verstärkte Kappe ersetzt; Reiter können in Uniform oder rotem Rock starten, Reiterinnen in einem grünen Jackett. Der rote Rock darf beim Jagdreiten erst nach Teilnahme an zehn Jagden getragen werden. - Organisationen: Pferdesport. (Sportart, Übersicht)
 
Geschichtliches:
 
Theoretische Abhandlungen schrieb bereits Xenophon, der in dem Buch »Über die Reitkunst« Grundsätze über die Ausbildung von Pferden aufstellte, die erst während der Renaissance in Italien wieder aufgegriffen wurden; Reitsporttheoretiker im Barock waren der Deutsche Georg Engelhard von Löhneysen (✝ nach 1624), der Franzose Antoine de Pluvinel de la Baume (* 1555, ✝ 1620) - der Bedeutendste - und der Engländer William Cavendish, seit 1664 Herzog von Newcastle (* 1592, ✝ 1676). Unter dem Einfluss von F. W. von Seydlitz setzte sich in Deutschland die Tendenz durch, Dressur-, Spring- und Geländereiten miteinander zu verbinden. Um die Wende zum 19. Jahrhundert zeigte Ludwig Hünersdorf (* 1748, ✝ 1813) neue Wege zur Ergänzung von Reitkunst und Gebrauchsreiterei. Seine »Anleitung zu der natürlichsten und leichtesten Art, Pferde abzurichten. ..« (1790) gilt als das erste klassische Werk über die deutsche Reitkunst. Bedeutend im 19. Jahrhundert waren u. a. Louis Seeger (* 1798, ✝ 1865), Inhaber der ersten Privatreitschule in Berlin und Verfasser des »Systems der Reitkunst« (1844), und Gustav Steinbrecht (* 1808, ✝ 1885), dessen Schrift »Das Gymnasium des Pferdes« (1886) die deutsche Dressurauffassung widerspiegelte. - Die Entwicklung in Österreich war eng verbunden mit der Spanischen Reitschule (hohe Schule). Gleiches gilt in Frankreich für die Kavallerieschule Saumur und in Deutschland für die ehemalige Kavallerieschule Hannover. In Theorie und Praxis des Springreitens entwickelte der italienische Reitlehrer Federico Caprilli (* 1868, ✝ 1907) ein System, das in den Grundzügen - Rückenaufwölbung des Pferdes und Strecken des Halses, Anpassung des Reiterschwerpunktes an den des Pferdes - allgemein übernommen wurde. Das 20. Jahrhundert brachte durch den Turniersport einen starken Aufschwung des Reitsports.
 

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rei|ten <st. V.> [mhd. rīten, ahd. rītan, urspr. = in Bewegung sein, reisen, fahren]: 1. a) sich auf einem Reittier (bes. einem Pferd) fortbewegen <ist/(seltener:) hat>: scharf, forsch, schnell r.; r. lernen; r. können; er hat seit frühester Jugend geritten (den Reitsport betrieben), ist viel geritten; auf einem Kamel r.; im Schritt, Trab, Galopp r.; sie ist früher im Damensattel geritten; in raschem Tempo r.; ohne Steigbügel r.; Ü die Hexe reitet auf einem Besen; sie ließ das Kind auf ihren Schultern, auf ihren Knien r.; hat die SPD geglaubt, auf den verschiedenen Wellen der „Ohne-mich-Bewegung“ erfolgreich r. (sie für ihre Zwecke nutzen) zu können (Dönhoff, Ära 31); b) <r. + sich; unpers.; hat sich unter bestimmten Umständen in bestimmter Weise reiten lassen: bei Regen reitet es sich schlecht, lässt sich schlecht r.; in der Reitbahn reitet es sich leichter als im freien Gelände. 2. <ist/hat> a) auf einem Reittier zurücklegen, reitend zubringen: eine schöne Strecke r.; wir wollen einen neuen Weg r.; es sind noch vier Kilometer [bis zum Jagdhaus] zu r.; vier Runden r.; ich bin/habe gestern drei Stunden geritten; b) auf dem Pferd absolvieren, bewältigen: [die] hohe Schule, ein Turnier r.; sie ist/hat schon viele Wettbewerbe geritten; die Jagd soll bei jedem Wetter geritten werden. 3. <hat> ein bestimmtes Reittier haben, benutzen: einen Fuchs, einen Schimmel r.; beim Turnier ritt er eine achtjährige Stute; Beduinen reiten Kamele; Ü der Stier reitet (begattet) die Kuh. 4. ein Tier reitend an einen Platz bringen <hat>: das Pferd auf die Weide, zur Tränke r.; Ü jmdn. in die Patsche r. 5. (ein Tier) durch Reiten in einen bestimmten Zustand bringen <hat>: ich habe das Pferd müde geritten; schlechte Reiter haben das Pferd zuschanden geritten. 6. <r. + sich; hat a) so reiten, dass ein Körperteil in einen bestimmten Zustand gerät: ich habe mir das Gesäß wund, die Knie steif geritten; b) sich durch Reiten zuziehen: pass auf, dass du dir keine Schwielen, keine blauen Flecken reitest! 7. (veraltend) jmdn. völlig beherrschen <hat>: was hat dich denn geritten, dass du so zornig bist?; Die Missidee, die ihn ritt (Th. Mann, Zauberberg 950); Tradition reitet uns; wir gehen noch an der Trense des Herkömmlichen (Kant, Impressum 36).

Universal-Lexikon. 2012.