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Propaganda
Manipulation; Täuschung; Hetze; Volksverdummung (umgangssprachlich); Agitation; Volksverhetzung; Demagogie; Volksverführung

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Pro|pa|gan|da [propa'ganda], die; -:
intensive Werbung für politische, weltanschauliche Ideen, Meinungen o. Ä. mit dem Ziel, das allgemeine [politische] Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen:
eine geschickte, wirkungsvolle Propaganda betreiben; für eine Partei Propaganda machen.
Syn.: Agitation, Hetze (abwertend).
Zus.: Gegenpropaganda, Hetzpropaganda, Kriegspropaganda, Wahlpropaganda.

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Pro|pa|gạn|da 〈f.; -; unz.; meist abwertend〉 werbende Tätigkeit für bestimmte Ziele, besonders auf politischem Gebiet, unseriöse Werbung ● das ist doch alles nur \Propaganda! (und es steckt nichts dahinter) 〈umg.〉; \Propaganda für etwas machen; →a. Agitation, Agitprop [als Kurzform herausgelöst aus Congregatio de propaganda fide, dem Namen einer 1622 in Rom gegründeten „(päpstl.) Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens“; zu lat. propagare „weiter ausbreiten, ausdehnen“; → propagieren] Siehe auch Info-Eintrag: Propaganda - info!

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Pro|pa|gạn|da , die; - [gek. aus nlat. Congregatio de propaganda fide = (Päpstliche) Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens, zu lat. propagare, propagieren]:
1. systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o. Ä. Ideen u. Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen:
P. machen;
eine breite P. [für etw.] entfalten.
2. (bes. Wirtsch.) Werbung, Reklame:
er macht P. für sein Buch.

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I
Propagạnda
 
[gekürzt aus neulateinisch Congregatio de propaganda fide »(Päpstliche) Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens«, zu lateinisch propagare »(weiter) ausbreiten«, »fortpflanzen«] die, -, eine Form der Werbung, besonders für bestimmte geistige Ziele und politische, religiöse, wirtschaftliche, aber auch künstlerische oder humanitäre Ideen; allgemein die publizistische Beeinflussung, ihre Inhalte und Methoden. Der Sache nach war Propaganda schon in der Antike bekannt (z. B. Münzpropaganda Caesars und der römische Kaiser). Der Begriff selbst kam als Bezeichnung für sämtliche Maßnahmen, die der Ausbreitung des christlichen Glaubens dienten, auf. Die 1622 von Papst Gregor XV. gegründete Propagandakongregation (Congregatio de propaganda fide) ist besonderer Ausdruck dieser missionarischen Ambitionen. Eine polemische Bedeutung erlangte der Begriff im Streit der christlichen Konfessionen. Politische Relevanz gewann er durch die zunächst positiv bewertete Propaganda für die Ziele der Französischen Revolution (Freiheitsidee). Im Zuge der revolutionären Veränderungen nahmen die negativen Begriffsinhalte zu. Nach 1848 wurde Propaganda zu einem Schlagwort des politischen Anarchismus. Mit dem Aufkommen der deutschen Sozialdemokratie wurde in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts der Begriff der Agitation für alle politischen Tätigkeiten eingeführt, die der Parteiwerbung dienten. Der Leninismus hingegen ordnete die Agitation der Propaganda unter, welche als wissenschaftliche Unterweisung in revolutionärer Theorie definiert wurde.
 
Schon vor dem Ersten Weltkrieg, in dessen Verlauf die Kriegspropaganda zu einem zentralen Instrument der Kriegführung (Gräuelpropaganda) wurde, hatte man die Instrumentalisierbarkeit der Massenmedien für Propagandazwecke erkannt (z. B. Propagandafilm); diese Entwicklung erreichte im Nationalsozialismus ihren Höhepunkt. Parallel hierzu vollzog sich in der Wirtschaftssprache ein sinnverwandter Gebrauch der Begriffe Propaganda und Werbung (z. B. in der Bezeichnung Propagandist für Werbefachmann). Heute verbindet sich mit dem Begriff Propaganda die Vorstellung von einer werbenden, allerdings einseitigen und auf nachhaltige Beeinflussung zielenden Tätigkeit, insbesondere auf politischem Gebiet. Daneben hat sich in dem Begriff »Mund-P.« eine eher neutrale Verwendung manifestiert, die auf interpersonale Beziehungen ausgerichtete Verbreitungsstrategien von mitteilenswerten Nachrichten oder Informationen bezeichnet. Die Vorstellung, gezielte Propagandatätigkeiten führten aufgrund ihrer unmittelbaren Wirkung auf die Empfänger zu weitgehend identischen Einstellungs- und Verhaltensänderungen, wurde bereits in den 1940er-Jahren durch die Untersuchungen von P. F. Lazarsfeld und C. I. Hovland (Überredungsforschung) relativiert.
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Agitation · Agitprop · Manipulation · öffentliche Meinung · Werbung
 
Literatur:
 
W. Schieder u. C. Dipper: P., in: Geschichtl. Grundbegr., hg. v. O. Brunner u. a., Bd. 5 (1984);
 M. Schenk: Medienwirkungsforschung (1987);
 
P. in Dtl. Zur Gesch. der polit. Massenbeeinflussung im 20. Jh., hg. v. G. Diesener u. R. Gries (1996);
 
Pressepolitik u. P. Histor. Studien vom Vormärz bis zum Kalten Krieg, hg. v. J. Wilke (1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Kino während des Zweiten Weltkriegs: Krisen und Propaganda
 
II
Propaganda,
 
Sammelbezeichnung für alle Versuche, mithilfe von Indoktrination und dem Einsatz von Massenmedien (Film, Funk, Fernsehen, Presse) bestimmte Auffassungen (speziell Ideologien), zu verbreiten beziehungsweise durchzusetzen. Besonders totalitäre Systeme versuchen, durch derartige Strategien der »Fremdsteuerung des Menschen« politisches Einverständnis der Massen herbeizuführen (so das Propagandaministerium während des Nationalsozialismus). Die beabsichtigte totale Wirkung von Propaganda bleibt jedoch dadurch begrenzt, dass jedes Individuum durch die Eigeninteressen, den jeweiligen Lebenszusammenhängen und die persönliche Lebenserfahrung in seiner Aufnahmehaltung beziehungsweise Aufnahmebereitschaft vorgeprägt ist.

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Pro|pa|gạn|da, die; - [gek. aus nlat. Congregatio de propaganda fide = (Päpstliche) Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens, zu lat. propagare, ↑propagieren]: 1. systematische Verbreitung politischer, weltanschaulicher o. ä. Ideen u. Meinungen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein in bestimmter Weise zu beeinflussen: die kommunistische, nationalsozialistische P.; Mitten im Krieg, zur Zeit einer gefährlichen patriotischen Begeisterung und einer fatalen chauvinistischen P. (Reich-Ranicki, Th. Mann 138); P. machen, treiben; eine breite P. [für etw.] entfalten; das ist [doch] alles nur P. (ugs.; sind leere, lediglich der Propaganda dienende Phrasen). 2. (bes. Wirtsch.) Werbung, Reklame: er macht P. für seinen Film, sein Buch.

Universal-Lexikon. 2012.