Sprụch|dich|tung 〈f. 20; unz.; bes. im MA〉 Dichtung von Sprüchen (als Literaturgattung)
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Spruchdichtung,
von K. Simrock in seiner Ausgabe der Werke Walthers von der Vogelweide (»Gedichte«, 1833) eingeführte Bezeichnung für mittelhochdeutsche Lieder und Gedichte, die sich thematisch und zum Teil auch formal vom Minnesang unterscheiden. Der Sprechspruch (zum Sprechvortrag bestimmt) ist meist in vierhebigen Reimpaaren ohne Stropheneinteilung verfasst und durch lehrhaft-moralisierende Tendenz geprägt, er vermittelt oft eine zugespitzte, sprichwörtliche Weisheit. Solche Spruchdichtung begegnet bereits im 12. Jahrhundert Um 1230 schuf Freidank eine Sammlung von meist zwei- bis vierzeiligen Reimpaarsprüchen mit dem Titel »Bescheidenheit« (d. h. Bescheidwissen, Einsicht), die große Popularität erlangte. V. a. im 14. und 15. Jahrhundert fand der Sprechspruch in der Priamel seine besondere Ausprägung. Seine bereits dem Meistersang zuzurechnenden Hauptvertreter waren im 14. Jahrhundert Heinrich der Teichner, im 15. Jahrhundert H. Folz und H. Rosenplüt. - Der gesungene Sangspruch, dem Lied verwandt und strophisch gegliedert, nahm seine Themen aus nahezu allen Bereichen. Ihren inhaltlichen und künstlerischen Höhepunkt erreichte die Spruchdichtung mit Walther von der Vogelweide. Unter seinen Nachfolgern sind u. a. Reinmar von Zweter, Bruder Wernher, der Marner und Frauenlob zu nennen. - Zur Spruchdichtung rechnet man auch die in formelhafter Sprache verfasste stab- oder silbenreimende germanische gnomische Dichtung (Gnomen), die, dem Sprichwort verwandt, Lebensweisheiten, Rätsel- und Zaubersprüche überlieferte.
Mittelhochdt. S., hg. v. H. Moser (1972);
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Sprụch|dich|tung, die (Literaturw.): Gesamtheit von Werken der Dichtkunst, die der Gattung des Spruchs (1 b) zugehören.
Universal-Lexikon. 2012.