Akademik

Sumerer
Su|me|rer 〈m. 3Bewohner von Sumer in Mesopotamien (4.-1. Jt. v. Chr.)

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Su|me|rer, der; -s, -:
Ew.

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I
Sumerer,
 
die Bewohner von Sumer in Südmesopotamien im letzten Drittel des 4. und im 3. Jahrtausends v. Chr. Sie sind unbekannter Herkunft, und ihre Sprache ist mit keiner anderen verwandt. Die Sumerer Südbabyloniens und die Semiten Nordbabyloniens schufen die städtische Kultur und das Bewässerungssystem des Zweistromlandes. Unter wechselnder Vormachtstellung einzelner Stadtstaaten (u. a. Uruk, Ur, Lagasch und Umma) bestimmte die von einer gut organisierten Priester- und Beamtenschaft getragene sumerische Kultur, neben der ägyptischen die früheste Hochkultur des Alten Orients, das Geschehen im 3. vorchristlichen Jahrtausend. Nach der Herrschaft der ersten semitischen Dynastie (Dynastie von Akkad, um 2235-2094 v. Chr.) und der Fremdherrschaft der Gutäer kam es unter der 3. Dynastie von Ur (um 2047-1940 v. Chr.) zum letzten Mal zu einer »sumerischen Renaissance« (Babylonien). Die Sumerer haben die Keilschrift entwickelt.
 
Literatur:
 
S. N. Kramer: Gesch. beginnt mit Sumer (a. d. Engl., 1959);
 F. R. Kraus: S. u. Akkader, ein Problem der altmesopotam. Gesch. (Amsterdam 1970);
 H. Schmökel: Das Land Sumer (41974);
 H. J. Nissen: Grundzüge einer Gesch. der Frühzeit des Vorderen Orients (21990);
 D. Braasch: Pharaonen u. S. - Megalithiker aus dem Norden. Hinweise aus Biologie u. Technik zum Ursprung früher Hochkulturen (1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Nippur: Sumers Kultzentrum
 
sumerische Kunst: Die »Dame von Warka« - Meisterwerke der sumerischen Bildkunst
 
sumerische Literatur: Gestalten und Gattungen
 
sumerische Musik: Leier und Harfe
 
Sumer und Akkad: Urbarmachung des Landes
 
Ur: Die Königsgräber
 
II
Sumerer
 
Sumer ist der aus dem Akkadischen abgeleitete Name für den südlichen Teil Mesopotamiens, den die Sumerer selbst - zunächst auf das Gebiet um Nippur beschränkt - Kengir nannten. Wann und woher die Sumerer, die seit dem Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. in diesen Gebieten nachweisbar sind, einwanderten, ist ungeklärt. Sie siedelten in den Flusstälern, wo sie dem Hochwasser im Herbst und im Frühjahr entgegentraten, Sümpfe trockenlegten und durch Bewässerungssysteme mit Kanälen, Gräben, Rinnen und Hebewerken die angrenzende Steppe in fruchtbares Ackerland verwandelten. Ihre bedeutenden Städte waren Eridu, Uruk, Ur, Umma, Lagasch und Girsu im heutigen Südirak, Adab und Nippur im mittleren Irak sowie weiter nördlich Kisch, Sippar und Eschnunna.
 
An der Spitze des Stadtstaates stand der Ensi, der Stadtfürst, der sich in erster Linie als Stellvertreter des Stadtgottes verstand. Das Grundeigentum gehörte in der Regel den Heiligtümern und dem Palast. Seit Beginn des 3. Jahrtausends bildeten sich um einige dieser Städte in Größe und Macht wechselnde Staaten. Uruk war zunächst die mächtigste Stadt Sumers, von ihren als »frühdynastisch« bezeichneten Königen Enmerkar, Lugalbanda, Dumusi und Gilgamesch erzählen zahlreiche Mythen und Epen. Im 27./26. Jahrhundert war dann Kisch das Machtzentrum in Nordbabylonien mit der »1. Dynastie nach der Flut«, aus deren Herrschern insbesondere Etana und Mesilim zu nennen sind. Mit der »1. Dynastie von Ur« um 2550 verschob sich das Machtzentrum Sumers wieder nach Süden. Danach traten Lagasch, insbesondere unter König Eannatum, und Umma in den Vordergrund.
 
Die Auseinandersetzungen der sumerischen Städte gestalteten sich immer heftiger unter gleichzeitiger Ausbildung von Großreichtendenzen bisher unbekannten Ausmaßes. Lugalsagesi von Umma (um 2280) konnte schließlich Lagasch unterwerfen und seinen Machtbereich auf Uruk, Ur, Kisch, Adab, Eridu sowie Nippur ausdehnen; er übernahm den Titel »Herr aller Länder«. Doch er unterlag bald Sargon von Akkad, der das erste semitisch beherrschte Großreich in Mesopotamien schuf.
 
Wenn auch der starke Einfluss der Sumerer in allen Bereichen der altorientalischen Kultur und Gesellschaft nur schwer im Einzelnen zu bestimmen ist, so sind sie unbestritten die »Erfinder« der Keilschrift. Ihren Namen hat die Schrift nach dem keilförmigen Eindruck des schräg gehaltenen Rohrgriffels in den weichen Ton der danach getrockneten oder gebrannten Schreibtafel. Zu den ältesten erhaltenen Schriftdenkmälern zählen die Tontafeln, die um 3000 in Uruk zu Wirtschaftszwecken entstanden, mit einer Bilderschrift, die konkrete Gegenstände oder Symbole mit Mengenangaben darstellte. Sie wurde durch kombinierte Zeichen (z. B. »Kopf« + »Brot« = »essen« bzw. »Essen«) erweitert und gestattete durch Hinzufügung grammatischer Elemente das Schreiben eindeutiger Sätze. Die Keilschrift wurde nicht nur zur Aufzeichnung des Sumerischen, sondern auch anderer Sprachen genutzt, in Babylonien für astronomische Texte sogar bis ins 1. Jahrhundert n. Chr.

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Su|me|rer, der; -s, -: Ew.

Universal-Lexikon. 2012.