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Bengalen
Ben|ga|len; -s:
Provinz in Indien.

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Bengalen,
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Bengalen, englisch Bengal [beȖ'gɔːl], fruchtbare Landschaft im Nordosten des indischen Subkontinents. Politisch gehört der westliche Teil zu Indien (Bundesstaat West Bengal), der größere östliche bildet den Staatsraum von Bangladesh. Bengalen gliedert sich von Norden nach Süden in vier naturräumlichen Einheiten: den Anteil an der Tarai, die Flussauen des unteren Ganges und Brahmaputra, das Ganges-Brahmaputra-Delta und die Sundarbans. Das flache Relief, das stark verästelte Flussnetz mit häufigen Verlagerungen der Flussbetten und das tropische Monsunklima prägen die Landesnatur. Heiße Sommer, milde Winter und ganzjähriger Wasserreichtum begünstigen den Anbau von Reis, Jute, Baumwolle, Zuckerrohr und Ölsaaten. Das zeitliche Zusammentreffen von Hochwasser und Eintritt des Südwestmonsuns löst häufig Überschwemmungskatastrophen aus. Trotzdem gehört Bengalen zu einer der am dichtesten besiedelten Landschaften der Erde mit den Millionenstädten Kalkutta und Dhaka.
 
Geschichte:
 
Im 3. Jahrhundert v. Chr. war Bengalen wohl Teil des Mauryareiches unter Kaiser Ashoka, im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. Teil des Guptareiches. Vom 8. bis 12. Jahrhundert herrschte die buddhistische Paladynastie, anschließend die Senadynastie über Bengalen. Um 1200 wurde es von Muslimen erobert und gehörte seit 1576 zum Mogulreich. Bei dessen Niedergang im 18. Jahrhundert kamen Bengalen, Bihar und Orissa unter die Herrschaft kleinerer Dynastien. Schon 1690 hatten die Engländer Handelsniederlassungen in Kalkutta errichtet, die der Nawab (Fürst) von Bengalen nun eroberte. Mit dem Sieg R. Clives bei Plassey 1757 geriet Bengalen dann unter britische Vorherrschaft; 1765 übertrug der indische Großmogul der britischen Ostindischen Kompanie die Verwaltungshoheit (Diwani) über Bengalen. Mit dem »Regulating Act« des britischen Parlaments von 1773 wurde es einem britischen Generalgouverneur unterstellt, der ganz Britisch-Indien regierte und seit 1834 den Titel »Generalgouverneur von Indien« trug. 1854 erhielt Bengalen eine eigene, von der gesamtindischen getrennte Verwaltung, während Kalkutta bis 1912 Hauptstadt Indiens blieb. Die 1905 vorgenommene Teilung Bengalens in die Provinz Ost-Bengalen und Assam einerseits und West-Bengalen, Bihar und Orissa andererseits wurde 1912 auf indischem Druck aufgehoben. 1947 fiel das mehrheitlich muslimische Ost-Bengalen als »Ost-Pakistan« an den neu geschaffenen Staat Pakistan; das vorwiegend hinduistische West-Bengalen blieb bei Indien und erhielt 1956 den Status eines Gliedstaats der Indischen Union. Unabhängigkeitsbestrebungen in Ost-Pakistan, die v. a. von der Awami-Liga getragen wurden, führten dort mit indischer Hilfe 1971/72 zur Entstehung des unabhängigen Staates Bangladesh.
 
Literatur:
 
History of Bengal, hg. v. R. C. Majumdar u. J. Sarkar, 2 Bde. (Dhaka 1943-48, Nachdr. Patna 1971-73);
 A. M. Chowdhury: Dynastic history of Bengal (Dhaka 1967);
 A. C. Roy: The history of Bengal. Mughal period. .. (Kalkutta 1968);
 M. Schorowsky: Die Engländer in Indien. 1600-1773 (1978).
 
 2) Golf von Bengalen, Bengalisches Meer, der weit nach Süden geöffnete Meeresteil des Indischen Ozeans zwischen Vorderindien und der vorgelagerten Insel Ceylon und Hinterindien, Fläche 2,17 Mio. km2, mittlere Tiefe 2 586 m. Die Inselkette der Andamanen und Nikobaren trennt im Osten die Andamanensee ab. Luft- und Meeresströmungen wechseln mit den Jahreszeiten (im Winter leichter Nordostmonsun, im Sommer kräftiger Südwestmonsun). Es treten auch Wirbelstürme auf. Wichtige Häfen: Kalkutta, Madras.
 

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Ben|ga|len; -s: Provinz in Indien.

Universal-Lexikon. 2012.