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Bozen
Bo|zen:
Stadt in Südtirol.

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Bozen,
 
italienisch Bolzano,  
 1) Hauptstadt der autonomen Provinz Bozen in der autonomen Region Trentino-Südtirol, 265 m über dem Meeresspiegel, am Alpensüdrand (Seilbahn auf den Ritten und den Salten) an der Mündung der Talfer in den Eisack, kurz vor dessen Mündung in die Etsch, 97 900 Einwohner; Kultur-, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Fremdenverkehrszentrum Südtirols; Bischofssitz; Konservatorium; Handels- und Industriestadt (Bozener Industriezone mit Stahl- und Aluminiumindustrie, Magnesiumwerk, Fahrzeugbau, Holzverarbeitung); internationale Messe. In der Umgebung Schlösser, Burgen, Weinbau.
 
Stadtbild:
 
Im Stadtzentrum der Dom (Propsteikirche Mariä Himmelfahrt, 14./15. Jahrhundert), eine dreischiffige Hallenkirche; im Inneren Fresken mit Darstellungen von Heiligenlegenden (14./15. Jahrhundert), aus Sandstein gemeißelte Kanzel (1513/14) mit reichem Maßwerk und Reliefs; Turm mit durchbrochenem Helm (1500-1519). Franziskanerkloster (1223/24 gegründet) mit Klosterkirche (1291 begonnen), Marienkapelle (um 1340; Flügelaltar, 1500) und Kreuzgang (um 1350; Kleeblattbogenfenster, Fresken.) Dominikanerkloster (1272 gegründet) mit Klosterkirche (1275 begonnen, 1498 zur dreischiffigen Hallenkirche umgebaut; Fresken 14./15. Jahrhundert), Johanneskapelle (Fresken der frühen, von Giotto beeinflussten Bozener Malerei, 1330-40) und Kreuzgang (Fresken, Ende 14. Jahrhundert). Mittelalterlicher Stadtkern mit Laubengängen, Merkantilpalast (1708-27, heute Handelskammer) mit Arkadenhöfen und Prunksaal. Im Stadtteil Gries Alte Pfarrkirche Unserer Lieben Frau (15./16. Jahrhundert; romanisches Kruzifix, um 1220) mit spätgotischer Erasmuskapelle (Schnitzaltar von M. Pacher, 1475) und barocke Stiftskirche Sankt Augustinus (1769-78; Fresken von M. Knoller).
 
Geschichte:
 
In römischer Zeit bestand beim heutigen Bozen die 14 v. Chr. errichtete Straßenstation Pons Drusi. Im 8. Jahrhundert wurde Bozen fränkisch. 1027 vergab Kaiser Konrad II. Bozen mit dem umliegenden Gebiet an den Bischof von Trient. Im 12./13. Jahrhundert von den Grafen von Tirol mehrfach besetzt, wurde ihnen Bozen 1462, endgültig dann 1531 abgetreten. Seit dem Mittelalter ist Bozen Mittelpunkt des deutsch-italienischen Handels. Seit 1202 sind Jahrmärkte nachweisbar, das 1635 errichtete autonome Handels- und Wechselgericht war beispielgebend für die Gerichte in Frankfurt am Main, Leipzig und Wien. 1805 kam Bozen mit Tirol an Bayern, 1810 an das napoleonische Königreich Italien, 1815 an Österreich und 1919 mit Südtirol an Italien.
 
Literatur:
 
H. Achenbach in: Erdkunde, Jg. 28 (1974);
 F.-H. Hye: Anfänge u. territoriale Entwicklung der Stadt B., in: Der Schlern, Jg. 52 (Bozen 1978).
 
 2) autonome Provinz in der autonomen Region Trentino-Südtirol, Italien, 7 400 km2, 459 700 Einwohner.
 

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Bo|zen: Stadt in Südtirol.

Universal-Lexikon. 2012.