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Malerei
Ma|le|rei [ma:lə'rai̮], die; -, -en:
1. <ohne Plural> Kunst des Malens:
die Malerei des 20. Jahrhunderts.
Zus.: Barockmalerei, Höhlenmalerei, Landschaftsmalerei, Ölmalerei.
2. einzelnes Werk der Malerei (1):
an den Wänden der Kirche waren Malereien zu sehen.
Syn.: Bild, Bildnis (geh.), Darstellung, Gemälde.
Zus.: Deckenmalerei, Felsmalerei, Höhlenmalerei, Wandmalerei.

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Ma|le|rei 〈f. 18
I 〈unz.〉
1. die Kunst, zu malen, Gemälde hervorzubringen (Aquarell\Malerei, Glas\Malerei, Tafel\Malerei)
2. Gesamtheit der Gemälde eines Volkes, einer Zeit
● die \Malerei der Gotik, Renaissance, Romantik; abstrakte, surrealistische \Malerei; alte, moderne \Malerei; deutsche, englische, italienische \Malerei; \Malerei auf Glas, Holz, Leinwand; \Malerei in Öl, Pastell
II 〈zählb.〉 gemaltes Bild, Gemälde

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Ma|le|rei, die; -, -en:
1. <o. Pl.> das Malen (1 c) als Kunstgattung:
die moderne, zeitgenössische, abstrakte M.
2. Werk der Malerei (1):
-en in Museen.

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Malerei
 
[althochdeutsch malen, malon »mit Zeichen versehen«, zu mal(i) »Zeichen«], gegenüber den dreidimensionalen Künsten Architektur und Bildhauerei die vorrangig von der Farbe bestimmte Flächengestaltung im Unterschied zur vorwiegend linearen Gestaltung bei Zeichnung oder Grafik. Bei den durch direkten Farbauftrag charakterisierten Verfahren unterscheidet man nach dem Bildträger Wand-, Tafel- und Buchmalerei, auf dem Gebiet des Kunsthandwerks Malerei auf Keramik, Porzellan, Lack und Seide. Im weitesten Sinne zählen auch die auf der Umsetzung eines künstlerischen Entwurfs in ein spezifisches Material beruhenden Verfahren wie Email- und Glasmalerei, Mosaik und Bildwirkerei zur Malerei. Grenzfälle sind das bemalte Relief, die Polychromie in der Architektur, die farbige Fassung eines plastischen Bildwerks, die Collage und die farbig gestaltete Grafik. Trotz ihrer Bindung an die Fläche ist die Malerei gegenüber den anderen Künsten die freieste durch ihre illusionistische Fähigkeit zur Gestaltung jeder existenten Wirklichkeit oder rein gedanklicher Vorstellungen. Abbildlichkeit, das heißt das Erfassen der spezifischen Eigenschaften von Plastik und Architektur, die Darstellung von Körpern in immer größerer Formenvielfalt, die Entfaltung von Raum zu immer größerer Tiefe, ist ein Charakteristikum der europäischen Malerei zwischen etwa 1300 und 1910, Ausdruck geistigen Wandels vom geschlossenen mythischen Weltbild zur ästhetisch erlebten Diesseitigkeit. Wie alle Kunst hat die Malerei ihren Ursprung in Kult und Mythos. Zeugnisse dafür reichen von den Felsbildern der vorgeschichtlichen Zeit über die Wandmalerei der frühen Hochkulturen bis zur Wand-, Buch- und Altarmalerei des Mittelalters und der Renaissance. Die dem Totenkult dienende ägyptische Malerei ist flächenbetont; die Vielfalt der Erscheinungswelt ist durch strenge Regeln in eine feste Ordnung gebannt. Hingegen wurde von der griechischen Malerei selbst im linearen Körperumriss noch die raumausgreifende Qualität des Plastischen mitgestaltet (Vasenmalerei). Wirklichkeitsnähe erreichte die römische Malerei durch körperhaftes Modellieren und perspektivische Verkürzungen. Beim frühchristlichen Mosaik und bei der mittelalterlichen Buch-, Wand- und Glasmalerei stand hingegen die körperlich-räumliche Realität unter dem Primat der Fläche, der Dimension des Übersinnlichen, Abstrakten: So wie die flache Figur wesentlich nicht Körper, sondern Geste und Ausdruck ist, so ist der indifferente (goldene, blaue) Grund nicht Ort; er ist Vermittler geistiger Beziehungen. Erst seit Giotto suchte die Malerei wieder die Vermittlung plastischer und räumlicher Werte. Die Renaissance verstärkte diese durch die geradezu tastbare Modellierung der Körper, das harmonische Maß der Dinge und die Anwendung der neu entdeckten Perspektive zur Darstellung eines kontinuierlichen Raumes. Das 15. Jahrhundert löste jedoch nicht die Diskrepanz zwischen plastisch modellierter Nähe und flächig (Niederlande) oder in Schichtung (Italien) hinterlegter Ferne, die Zentralperspektive erfasste objektiv nur den Innenraum. Erst die malerische Gestaltungsweise Leonardo da Vincis (sfumato) und der venezianischen Maler, im Unterschied zu der die Gegenstände isoliert wiedergebenden der florentinischen Malerei, verschmolzen Figur und Raum durch das Medium der Farbe in ein als körperhaft empfundenes, kontinuierlich sich erstreckendes Ganzes, an dem auch die Atmosphäre teilhat. Das Malerische, geeignet zur Integration vielfältigster materieller Phänomene und damit zur fast unbeschränkten Wirklichkeitsaneignung, wurde, von gegenläufigen Tendenzen (Klassizismus, Realismus) abgesehen, führend bis zum Impressionismus. Es griff auch auf andere Künste über und ermöglichte z. B. das barocke Gesamtkunstwerk, in dem Baukörper, Säulen und Altäre mit der den architektonischen Rahmen überspielenden illusionistischen Deckenmalerei eine malerische Einheit bilden. Nachdem bereits im 16. Jahrhundert neben religiösen zunehmend profane Themen (Landschaften und Porträts) dargestellt wurden, kristallisierten sich im 17. Jahrhundert einzelne Bildgattungen heraus (Gattung). Neben die Ateliermalerei, für die allenfalls Skizzen in der freien Natur angefertigt wurden, trat seit Beginn des 19. Jahrhunderts in zunehmendem Maße die Freilichtmalerei.
 
Im Verzicht auf die Abbildlichkeit als Reaktion auf eine immer komplexere anonyme Wirklichkeit und eine in atomare Strukturen vordringende Naturwissenschaft wurde mit der abstrakten Malerei im 20. Jahrhundert eine reine Kunstwelt aufgebaut, die allenfalls Gleichnis der Welt sein will und in der die Gestaltungsmittel Farbe, Linie, Fläche ebenso autonom sind wie das Objekt und der reine Schöpfungsakt. Mit der Pop-Art wurde die direkte Auseinandersetzung mit der Realität wieder aufgenommen und fand seither in vielfältigen Gestaltungsweisen ihren Niederschlag.
 
Maltechnik:
 
Farbe, Bindemittel und Grundierung bestimmen in unterschiedlichem Maß die Besonderheit einer Malerei: Wasserlösliche Farbe in dünnem, lasierendem Auftrag, der den Papiergrund durchscheinen lässt, kennzeichnet das Aquarell. Im Unterschied dazu arbeiten die Gouache- und die Temperamalerei mit deckenden Wasserfarben meist über dunklem Malgrund. Für die Tafelmalerei ist, abgesehen von der Grundierung, v. a. das Bindemittel entscheidend. Die in Kasein- oder Eiemulsion gebundenen Farben der bis ins 15. Jahrhundert dominierenden Temperamalerei fordern eine dünne, wenig differenzierende Malweise von linearer Prägnanz, die durch Firnis Glanz und Leuchtkraft erhält. Dagegen erlaubt die in Bienenwachs gebundene Farbe der seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. bekannten Enkaustik (Mumienporträts) eine in weichen Übergängen gestaltende illusionistische Malweise, die in der europäischen Malerei erst seit der Verwendung trockener Öle als Bindemittel seit dem 15. Jahrhundert möglich ist. Anfangs war die Ölmalerei eine Mischtechnik aus magerer und fetter Tempera, aufbauend in komplizierten Unter- und lasierenden Übermalungen, seit dem 17. Jahrhundert ist sie reine Primamalerei, bei der die auf der Palette gemischte Ölfarbe in modellierendem Pinselstrich unmittelbar auf die Grundierung aufgesetzt wird. Weniger die Bindemittel als die Beschaffenheit des Malgrundes bestimmen die wichtigsten Techniken der Wandmalerei: Das Fresko entsteht auf nassem Kalkgrund, die Seccomalerei auf trockenem Grund. Auch Kombinationen dieser Techniken sind möglich. Das Experimentieren mit neuen Bindemitteln (Dispersionsfarben) und Techniken in der modernen Malerei erweitert ständig die Ausdrucksmöglichkeiten.
 
In der Ikonenmalerei und der Malerei außereuropäischer Kulturen, in denen es keine Parallelen zur europäischen Entwicklung einer zentralperspektivisch-illusionistisch räumlichen Wirklichkeitserfassung gibt, erlebte die Malerei ebenfalls große Blütezeiten, sowohl im alten Ägypten wie im Alten Orient (Mari; Assyrien), in der minoischen Kultur Kretas, in den altamerikanischen Kulturen wie in der figürlichen buddhistischen und ostasiatischen Malerei, die u. a. auch eine bedeutende Landschaftsmalerei hervorbrachte, oder in der - abgesehen von der Miniaturmalerei - im Wesentlichen aus Kalligraphie und Ornament lebenden islamischen Kunst. Fast überall gab es auch polychrome Gefäßmalerei.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Andachtsbild · Aquarellmalerei · Architekturbild · Ateliermalerei · Bilderhandschriften · Bildwirkerei · Buchmalerei · Deckenmalerei · Emailkunst · Enkaustik · Felsbilder · Freilichtmalerei · Fresko · Genremalerei · Glasmalerei · Gouachemalerei · Gruppenbild · Historienmalerei · Ikone · Interieur · Keramik · Lackkunst · Landschaftsmalerei · Marinemalerei · Miniaturmalerei · Mosaik · Ölmalerei · Perspektive · Porträt · Porzellan · Seccomalerei · Seidenmalerei · Stillleben · Tafelmalerei · Temperamalerei · Vasen · Vedute · Wandmalerei
 
Literatur:
 
Lexika, Geschichte:
 
Gesch. der M., hg. v. K. Fassmann u. a. (a. d. Frz., 1965);
 
Die große Enzykl. der M., hg. v. H. Bauer u. a., 8 Bde. (1976-78);
 
Kindlers M.-Lex., hg. v. K. Fassmann, 15 Bde. (Neudr. 1985);
 
Gesch. der M. von der Renaissance bis heute, hg. v. P. Delius (1995).
 
Allgemeines:
 
R. Berger: Die Sprache der Bilder (a. d. Frz., 1960);
 
K. Badt: Raumphantasien u. Raumillusionen (1963);
 
M. J. Friedländer: Über die M. (1963);
 
L. Gericke u. K. Schöne: Das Phänomen Farbe (21973);
 
E. Strauss: Koloritgeschichtl. Unters. zur M. seit Giotto u. a. Studien (21983);
 
E. H. Gombrich: Kunst u. Illusion (a. d. Engl., Neuausg. 21986);
 
K. Nicolaus: DuMont's Hb. der Gemäldekunde (31986);
 
L. Dittmann: Farbgestaltung u. Farbtheorie in der abendländ. M. (1987);
 
M. Imdahl: Farbe. Kunsttheoret. Reflexionen in Frankreich (1987);
 
K. Böhlau: Die Wahrheit in der M. (1989);
 
W. Schöne: Über das Licht in der M. (91997);
 
J. Itten: Kunst der Farbe (272000).
 
Techniken, Werkstoffe:
 
Gesch. der Kunst u. der künstler. Techniken, hg. v. H. H. Hofstätter, 6 Bde. (Neuausg. 1968);
 
Reclams Hb. der künstler. Techniken, Bd. 1: Farbmittel, Buch-M., Tafel- u. Leinwand-M. (1984);
 
Die Maltechniken der modernen Kunst, bearb. v. J. Collins u. a. (a. d. Engl., 1985);
 
H.-P. Schramm: Histor. Malmaterialien u. ihre Identifizierung (Neuausg. 1988);
 
Die Technik der M., bearb. v. L. Losos u. a. (a. d. Tschech., 1988);
 
M. Doerner: Malmaterial u. seine Verwendung im Bilde, bearb. v. T. Hoppe (181994);
 
K. Wehlte: Werkstoffe u. Techniken der M. (72000).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
gotische Malerei in Deutschland und Frankreich
 
gotische Malerei Italiens
 
griechische Malerei: Von der Abstraktion zur Illusion
 
Malerei des 19. Jahrhunderts: Wahrnehmung und Gestaltung der Farbe
 
niederländische Malerei: Eine neue Kunst
 
schöner Stil: Europäischer Gleichklang um 1400
 

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Ma|le|rei, die; -, -en: 1. <o. Pl.> das Malen (1 c) als Kunstgattung: die moderne, zeitgenössische, abstrakte M. 2. einzelnes Werk der ↑Malerei (1): -en in Museen; Schmuckgirlanden legen sich ... über Kühlergrill und Frontscheibe, naive M. verpasst den Flanken pastorale Lieblichkeit (a & r 2, 1997, 42).

Universal-Lexikon. 2012.