Se|xu|al|mo|ral, die:
vgl. ↑ Sexualethik.
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Sexualmoral,
Bezeichnung für die unausgesprochenen Regeln, die in einer Kultur, Gesellschaft oder Gruppe für den Bereich der Sexualität gelten. In unserer Kultur hat die Lehre der christlichen Kirchen dabei eine prägende und bis in unsere Zeit nachwirkende Rolle gespielt. Der Begriff Sexualmoral wird in der Regel in einem Sinn gebraucht, in dem Sexualität eingeschränkt wird: z. B. das Verbot vorehelichen Geschlechtsverkehrs, die Tabuisierung der Homosexualität, Ablehnung von Empfängnisverhütung usw. Erst in diesem Jahrhundert ist durch verschiedene Einflüsse die einschränkende Bedeutung der Sexualmoral geringer geworden: Die Wichtigkeit der Kirche für die Lebensgestaltung vieler Menschen hat abgenommen; die Psychoanalyse hat die Bedeutung der Sexualität für den Menschen zum Thema gemacht; das Individuum hat überhaupt mehr Entscheidungsspielraum für sein Handeln, so auch im Bereich der Sexualität. Das gibt dem einzelnen Menschen die Möglichkeit, seinen eigenen Weg mit seiner Sexualität zu finden, sich weniger abhängig von allgemein geltenden Gesetzen zu fühlen. Es bringt aber auch die Schwierigkeit mit sich, jeweils eine eigene Entscheidung zu treffen, die für den Betreffenden selbst und den Partner oder die Partnerin stimmig ist.
Verschiedene Untersuchungen zur Einstellung und zum Sexualverhalten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen Anfang der 1990er-Jahre haben gezeigt, dass viele tradierte Normen wie z. B. das Verbot der Selbstbefriedigung, des vorehelichen Geschlechtsverkehrs, des unverheirateten Zusammenlebens usw. von einem großen Teil (ohne schlechtes Gewissen) nicht mehr beachtet werden, dass aber für das Zusammenleben wichtige Werte wie Liebe, Treue, Zuverlässigkeit, Gleichberechtigung weiterhin einen hohen Stellenwert haben und durchaus auch romantische Vorstellungen eine große Rolle spielen.
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Se|xu|al|mo|ral, die: vgl. ↑Sexualethik.
Universal-Lexikon. 2012.