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Metrum
Rhythmus; Takt; Versmaß

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Me|trum 〈n.; -s, Me|tren od. Me|tra〉
1. 〈Lit.〉 Versmaß
2. 〈Mus.〉 Taktmaß
[<lat. metrum „Versmaß“ <grch. metron „Maß“]
Die Buchstabenfolge me|tr... kann in Fremdwörtern auch met|r... getrennt werden.

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Me|t|rum, das; -s, …tren, älter: …tra [lat. metrum = Versmaß, Vers, Meter] (Musik):
1. (Verslehre) Versmaß; metrisches Schema eines Verses.
2. (Musik)
a) Zeitmaß, Tempo;
b) Taktart.

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I
Metrum
 
[lateinisch], in der Musik das Verhältnis bzw. die Folge der Betonungen (betont/ unbetont), der Gewichtigkeit der Zählzeiten (schwer/leicht). Widerspiegelung des metrischen Ordnungsprinzips ist der Takt, Ergebnis der unterschiedlichen Betonungsverhältnisse sind die einzelnen Taktarten. Das Metrum zeigt sich in meist enger Bindung an Rhythmus und Tempo, an Melodik und Harmonik, Dynamik, Form u. a. Da große Bereiche der populären Musik im Tanz verwurzelt sind und die tänzerischen Bewegungsabläufe auf eindeutigen, sich wiederholenden und somit formbildenden metrischen Modellen basieren, muss die Bedeutung des Metrums als gliederndes, einer melodisch-rhythmischen Linie durch Akzentuierung letztlich Gestalt verleihendes Element hervorgehoben werden (Form). Als Grundmetren können Zweier- und Dreiertakt (»Marsch«- und »Walzer«-Takt) angesehen werden, die durch Kombinationen zahlreiche Modifikationen erfahren, z. B.
 
 
Die Anzahl der Striche soll die Betonungsstärke, das Gewicht symbolisieren.
 
Rhythmisch-metrische Erscheinungen wie Synkope und Hemiole, auch Duole, Triole und andere unregelmäßige Unterteilungen, dienen zur Konfliktbildung zwischen Melodie und Grundmetrum — ein wesentliches Spannungsfeld, nicht nur in der populären Musik. Auch die gegenmetrische Akzentbildung, z. B. Secondary Rag, muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Die metrische Gliederung ist ein Ergebnis der europäischen Musikentwicklung im artifiziellen, aber auch im nonartifiziellen Bereich, wobei sich z. B. auf dem Balkan, selbstverständlich auch in außereuropäischer Musik, spezielle Erscheinungen (z. B. gedehnte Zählzeiten in bulgarischen Rhythmen) herausgebildet haben. Im Jazz und davon abgeleiteten Formen tritt an die Stelle der metrischen Betonungsfolge der gleichmäßig akzentuierte Beat, ein Produkt der Überlagerung von europäischem Takt und afrikanischer Musizierpraxis. Ein Musizieren ohne Metrum (ametrisch) trifft man in der populären Musik kaum an. Mitunter laufen aber mehrere Metren gleichzeitig ab (polymetrisch), wobei jedoch meist in regelmäßigen Abständen die Hauptbetonung übereinstimmt, z. B. in lateinamerikanischen Rhythmusstrukturen.
 
Vereinfachte Darstellung:
 
 
II
Metrum
 
[lateinisch, von griechisch métron »(Vers-)Maß«] das, -s/...tren, älter ...tra,
 
 1) Literaturwissenschaft: im weiteren Sinn Versmaß, d. h. das abstrakte Schema der nach Anzahl und gegebenenfalls Qualität der Silben mehr oder minder fest geordneten Silbenabfolge eines Verses, z. B. Blankvers, Endecasillabo, Dimeter, Hexameter, Trimeter. Im engeren Sinn Versfuß (z. B. Daktylus, Jambus, Trochäus), d. h. die kleinste feste Einheit aus mehreren Silben in bestimmter Anzahl und Abfolge der nach Dauer beziehungsweise Gewicht auf zwei Klassen verteilten Silben (kurz - lang, unbetont - betont). Verschiedentlich wird in der deutschen Metrik der Begriff Metrum (Versfuß) durch den der Musik entlehnten Takt ersetzt.
 
 2) Musik: von H. Riemann eingeführte Bezeichnung für die Maßeinheit mehrerer zu einer Einheit zusammengeschlossener Zählzeiten und ihre Ordnung nach wiederkehrenden Abfolgen von betonten und unbetonten Schlägen. Zum einfachsten Ordnungsgefüge dieser Art zählt der Takt als Zusammenschluss von 2-4 Zählzeiten. Aus den Takten können sich auch übergeordnete metrische Einheiten zu 2, 4, 8 oder mehr Takten (Periode) ergeben. Riemann hatte die auftaktige Gewichtung »leicht-schwer« zum Prinzip erhoben und auf die achttaktige Periode mit Schwerpunkt auf dem 2., 4. und 8. Takt ausgedehnt. Der Begriff Metrum kann sinnvoll nur auf die taktgebundene Musik ab etwa 1600 angewendet werden. Von Bedeutung war er für die Musik des 18./19. Jahrhunderts, jedoch neigt bereits das späte 19. Jahrhundert dazu, metrische Verhältnisse zu verschleiern. Nach 1950 wurde anstelle eines Metrums oft nur noch eine Zeitorientierung (z. B. nach Sekunden) gesetzt.
 

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Me|trum, das; -s, ...tren, älter: ...tra [lat. metrum = Versmaß, Vers, ↑Meter]: 1. (Verslehre) Versmaß; metrisches Schema eines Verses. 2. (Musik) a) Zeitmaß, Tempo; b) Taktart.

Universal-Lexikon. 2012.