Takt; Geschwindigkeit; Schnelligkeit; Eilfertigkeit; Übereilung; Rasanz; Hastigkeit; Hektik; Hast; Eile; Zeitmaß; Schneuztuch; Taschentuch; Tempo-Taschentuch (umgangssprachlich); Schnupftuch; Affenzahn (umgangssprachlich); (hohe) Geschwindigkeit
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Tem|po ['tɛmpo], das; -s, -s:Geschwindigkeit:
sie fährt in langsamem, rasendem Tempo; das Tempo erhöhen; ein bestimmtes Tempo vorlegen; das Tempo einhalten (nicht verändern).
Syn.: ↑ Schwung.
Zus.: Eiltempo, Lauftempo, Marschtempo, Schritttempo.
• Tempo/Tempus
Tempo bedeutet Geschwindigkeit, Schnelligkeit. In dieser Bedeutung wird das Wort in der Regel ohne Plural verwendet:
– Sie kam in einem mächtigen Tempo die Treppe heruntergerannt.
Unter dem Tempus versteht man in der Sprachwissenschaft die Zeitform des Verbs, z. B. Präsens, Präteritum, Perfekt usw. Der Plural dazu lautet Tempora.
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Tẹm|po
1. Geschwindigkeitsgrad
2. 〈fig.〉 Schnelligkeit
● \Tempo, \Tempo (Anfeuerung zu größerer Schnelligkeit); aber nun ein bisschen \Tempo! 〈umg.〉 ein bisschen schnell! ● das \Tempo angeben; ein rasches \Tempo anschlagen; das \Tempo beschleunigen, verringern; das \Tempo einhalten, halten; mach ein bisschen \Tempo dahinter! 〈umg.〉 beschleunige die Sache ein bisschen; \Tempo vorlegen 〈umg.〉 in schnellem T. zu laufen, zu fahren beginnen ● schnelles, langsames, rasendes, mörderisches \Tempo
II 〈n.; -s, meist Tẹm|pi; Mus.〉 Zeitmaß ● die Tempi einhalten ● \Tempo di marcia, di valsa Marschtempo, Walzertempo; →a. a tempo
[ital., „Zeit“ <lat. tempus „Zeit, rechte Zeit“; → Temperament, Temperatur]
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in bestimmten Fügungen:
t. di marcia [- di 'mart̮ʃa] (im Marschtempo);
t. giusto [- 'd̮ʒʊsto] (in angemessener Bewegung);
t. primo (im früheren, anfänglichen Tempo);
t. rubato ↑ (rubato).
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I Tẹmpo
[italienisch »Zeit«, »Zeitmaß«, »Zeitraum«, von lateinisch tempus »Zeit«] das, -s/-s und ...pi,
1) ohne Plural, allgemein: Geschwindigkeit, Schnelligkeit.
2) Plural meist. ..pi, Musik: Geschwindigkeit beziehungsweise Geschwindigkeitsgrad musikalischer Vorgänge. Notenwerte und aus ihnen gebildete Rhythmen sind nur relativ zueinander in ihrem Zeitwert bestimmt. Erst durch das Tempo werden sie auf absolute, objektiv messbare Zeitdauern und -relationen festgelegt. Bei nicht takt- und mensurengebundener Musik ist der Tempoeindruck oft unmittelbar abhängig von der Dichte einander folgender Schallereignisse. Für die antike (der quantitierenden Metrik folgende) Quantitätsrhythmik bezeugt (z. B. vierzeitig: - - langsam, ̮̮ ̮̮ rasch), findet sich diese Tempoauffassung besonders in der experimentellen Musik des 20. Jahrhunderts (konkrete Musik, serielle, elektronische und grafisch notierte Musik).
Tempo im engeren Sinn ist das für neuzeitliche Musik charakteristische »Zeitmaß« oder die »Bewegung«, d. h. die eigens festzulegende Geschwindigkeit einer Komposition. Für den Tempoeindruck maßgebend ist hier nicht so sehr die Dichte der Tongebungen, sondern die zugleich vom Takt abhängige Dichte der Zählzeiten beziehungsweise Schlagbewegungen beim Dirigieren. Als mittleres Tempo gelten etwa 60-80 Zähl- beziehungsweise Schlagzeiten pro Minute (in etwa die normale Pulsfrequenz). Manchmal ergibt sich das gemeinte Tempo schon aus der Art des Notenbildes (bei älterer Musik aus Taktart, Gattung und satztechnischer Anlage). Maßgebend sind jedoch seit dem 16./17. Jahrhundert die hinzugefügten Tempobezeichnungen, deren Bedeutung im Lauf der Zeit beträchtlich schwanken kann, sowie die Hinweise auf den Charakter des Vortrags. Zu den langsamen Tempi gehören largo, adagio, grave, lento, zu den mittleren andante, moderato, zu den schnellen allegro, vivace und presto. Häufig wird weiter differenziert, z. B. andantino, allegretto, auch mit Ausdrücken der Steigerung (molto, assai, con brio) oder Abschwächung (meno, ma non troppo). Eine Beschleunigung des Tempos fordern accelerando, stringendo, eine Verlangsamung ritardando, ritenuto, die Rückkehr zum früheren Zeitmaß a tempo, tempo primo, das Beibehalten des Tempos bei Taktwechsel l'istesso tempo. Das Metronom erlaubt die genaue Festlegung des Tempos nach Metronom Mälzel (M. M.), z. B. bedeutet M. M. = 88, dass die Viertelnote 1/88 Minute dauert. Im 20. Jahrhundert findet sich auch die Angabe der absoluten Aufführungsdauer eines Abschnitts, Satzes oder Werkes.
Aus älteren Epochen sind Tempohinweise nur spärlich überliefert. Große Bedeutung kam in der Antike dem Tempo (griechisch agoge) als Ausdruck unterschiedlicher innerer (moralischer) Haltungen zu. Die Entfaltung der Mehrstimmigkeit brachte im Rahmen der Mensuralnotation Differenzierungen im Bereich des Tempos mit sich (Tempus). Doch sind raschere und langsamere Bewegungen hier immer nur in Relation zum mittleren Zeitmaß des (mit dem Pulsschlag verglichenen) »integer valor« (unveränderter Wert) zu verstehen. Gleichzeitig mit dem Aufkommen des neuzeitlichen Taktbegriffs um 1600 machte sich, von Italien ausgehend, die Tendenz bemerkbar, das aus der Verbindung von Taktvorzeichnung und Notenwerten nicht mehr klar zu ersehende Tempo mithilfe besonderer Tempobezeichnungen festzulegen. Die Kompositionsgattungen, zumal die Tänze des 17./18. Jahrhunderts, waren in der Regel an bestimmte Tempotypen gebunden, die ihrerseits als Vorbild dienen konnten (Tempo di gavotta, Tempo di minuetto). Seit der Wiener Klassik gewann das Tempo selbstständige Bedeutung und rückte damit in den Vordergrund kompositorischer Gestaltung. Trotz der von L. van Beethoven an bezeugten authentischen Metronomangaben stellt sich die Frage des richtigen Tempos für den nachschaffenden Interpreten aufgrund sich verändernder Bedingungen stets von neuem (Hörgewohnheiten, Raumakustik, Größe des Ensembles, Spielweise, Klangcharakter und -volumen der Instrumente). Wesenszüge der musikalischen Romantik spiegeln sich in der virtuosen Steigerung der Tempi und in der Neigung zu beweglicher Tempogestaltung mit häufigen und fließenden Übergängen. Im 20. Jahrhundert finden sich, den unterschiedlichen Kompositionsrichtungen entsprechend, extreme Gegensätze in der Tempobehandlung, vom maschinell inspirierten (A. Honegger) und motorischen Tempi (I. Strawinsky, B. Bartók, P. Hindemith) über mehr traditionelle Arten bis hin zum Tempobegriff der experimentellen Musik.
I. Herrmann-Bengen: T.-Bezeichnungen (1959);
K.-E. Behne: Der Einfluß des T. auf die Beurteilung von Musik (1972);
W. S. Newman: Das T. in Beethovens Instrumentalmusik, in: Die Musikforschung, Jg. 33 (1980); K. Miehling: Das T. in der Musik von Barock u. Vorklassik (1993).
Tempo
[italienisch, wörtlich »Zeit«], das Zeitmaß, der Schnelligkeitsgrad eines vorgetragenen Musikstücks, bezogen auf den dem Takt zugrunde liegenden Zählzeitwert. Erst das konkrete Tempo gibt die exakte Zeitdauer der Notenwerte an. Es wird durch Metronomzahlen (Metronom) oder den Hinweis »4 Takte = x Sekunden« festgelegt. Relative Tempoangaben überwiegen, z. B. in der Unterhaltungsmusik zum Teil durch italienische Adjektive (andante, allegro usw.), in Druckausgaben auch durch englische Adjektive (fast, slow usw.), oft nur durch Hinweis auf einen Tanztyp oder eine stilistische Richtung (Schnellpolka, Medium-Beat usw.). Das Tempo muss in Abhängigkeit von den anderen musikalischen Elementen gewählt werden, das heißt die Melodie mit ihren Harmonien, das Arrangement in seiner stilistischen Bestimmtheit fordert meist ein bestimmtes Tempo. Wird dieses auch nur geringfügig verändert, so bleibt oft die beabsichtigte Wirkung aus, der Titel »tritt auf der Stelle«, »geht nicht los«, »swingt nicht«. Das Finden des titelgerechten Tempos erfordert Feeling und Timing. Seit altersher verbindet sich das Tempo mit dem menschlichen Puls. Speziell die Tempi von Rock- und Discomusik sind häufig in diesem Zusammenhang zu betrachten. Die Spannweite der in der populären Musik anzutreffenden Tempi ist groß, jedoch überwiegt ein mittleres Zeitmaß. Rasche Tempi werden häufig gefühlsmäßig (Multibeat) um die Hälfte reduziert (Mittreten, Tanzen). Andererseits gewährt das »Umsteigen« in das doppelte Zeitmaß (Double Time) eine Intensitäts- und Spannungssteigerung.
Im durchgängig gleich bleibenden Grundtempo besteht ein wesentliches Charakteristikum jeglicher Tanzmusik. Geringfügige Abweichungen davon sind Ausdruck lebendigen Musizierens und werden oft sogar zur Simulierung einer Liveatmosphäre in Rhythmuscomputer einprogrammiert (Human Feeling, Humanizer). Starke Temposchwankungen dagegen — meist Ausdruck handwerklicher Schwächen der Musiker — zerstören den musikalischen Fluss. Ein im modernen Jazz und in einigen Rockrichtungen praktiziertes dramaturgisches Mittel zur Kontrastgestaltung sind Tempowechsel, überwiegend im Verhältnis 1:2 und umgekehrt. Diese erfolgen meist abrupt, selten durch stetige Tempobeschleunigung (accelerando) oder Temporeduzierung (ritardando, ritenuto). Tempowechsel kennzeichnet z. B. den Csardas (langsamer A-Teil, rascher B-Teil), allmähliche Tempoübergänge finden sich etwa beim Sirtaki und beim Letkiss.
Die Normierung des Tempos von Tänzen durch Tanzlehrer für den Turnier- und Gesellschaftstanz ist zur Ausführung des verbindlichen Schrittmaterials notwendig, stellt jedoch eine beträchtliche Einengung der ursprünglichen Vielfalt der folkloristischen Formen dar. Samba- und Rumbamusik lässt sich in ihrer Originalgestalt ebenso wenig in ein Temposchema pressen wie etwa Lied oder Marsch. Die für den Turniertanz verbindlichen Tempoangaben sind:
Um große Fertigkeiten oder artistisches Können darzustellen, wird oft bei Showdarbietungen das Tempo in obere Grenzbereiche verschoben.
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Tẹm|po, das; -s, -s u. Tempi [ital. tempo, ↑tempo]: 1. <Pl. -s> Geschwindigkeit, mit der etw., bes. eine Handlung, eine Bewegung abläuft: hier ist, gilt nur T. 30 (ugs.; hier darf nur mit 30 km/h gefahren werden); ein zügiges T., ein bestimmtes T. vorlegen; das erlaubte T., T. 100 (mit 100 km/h) fahren, das T. erhöhen; sie nahm die Kurve in/mit hohem T.; ein T. draufhaben (ugs.; schnell fahren, arbeiten o. Ä.); T. [T.]! (ugs.; los, beeilt euch!, beeile dich!); Klaus Mann war nicht mehr zu bremsen. Er produzierte ... in beängstigendem T. (Reich-Ranicki, Th. Mann 207); mit überhöhtem T., mit T. 100 (mit 100 km/h) fahren; Ü Das T. der technischen Revolution (Gruhl, Planet 58). 2. <Pl. meist Tempi> (Musik) (für den Vortrag geeignetes, den Besonderheiten eines Werkes angemessenes) musikalisches Zeitmaß: die Dirigentin nahm die Tempi zu rasch, fiel aus dem T. 3. (Fechten) (bei der Parade) Hieb in den gegnerischen Angriff, um einem Treffer zuvorzukommen. 4. zeitlicher Vorteil eines Zuges im Schach. 5. <Pl. -s> (ugs.): kurz für ↑Tempotaschentuch.
Universal-Lexikon. 2012.