abweichendes Verhalten,
Delinquẹnz, Deviạnz, Psychologie, Soziologie: Verhaltensweisen, die im Gegensatz zu den jeweils geltenden Normen und Werten einer Gemeinschaft oder Gruppe stehen. Zu unterscheiden sind Verhaltensabweichungen von selbst gesetzten Normen, die zu Störungen des Selbstwertgefühls (Identitätsverlust, Ablehnung des eigenen Körpers) führen können, und Fehlanpassungen oder Regelverletzungen, die als sozial unerwünscht gelten (wie Alkoholismus, Rowdytum, Promiskuität) oder als kriminell definiert werden (z. B. Bigamie, Volksverhetzung). Unter abweichendem Verhalten werden im weiteren Sinn auch solche Verhaltensweisen verstanden, die sich auf Eigenschaften und Eigenarten von körperlich oder geistig Behinderten, psychisch Kranken sowie von ethnischen Gruppen oder sonstigen Minderheiten beziehen. Die Reaktionsmuster, die abweichendes Verhalten hervorruft, reichen von der »Isolierung« über die »Behandlung« und »Besserung« bis zur »Bestrafung« (E. M. Schur).
II
abweichendes Verhalten
(Devianz), Sammelbezeichnung für Verhaltensformen eines Individuums oder einer Gruppe, die tatsächlich oder vermeintlich einer gesellschaftlichen Norm nicht entsprechen. Bei sexuellen Normen spielen geschlechtsrollenbezogene, religiöse, weltanschauliche, kulturelle, schicht- und bildungsspezifische Ansichten sowie das Alter oder das soziale Umfeld der wertenden wie der gewerteten Person eine wichtige Rolle. Sexuell abweichendes Verhalten kann somit nicht objektiv, sondern allenfalls subjektiv als »Abweichung von dem, was die meisten tun« definiert werden. Statistiken über das sexuelle Verhalten von Menschen werden erst seit wenigen Jahrzehnten erhoben, z. B. im Kinsey-Report. Die darin enthaltenen Daten spiegeln relativ objektiv die Häufigkeit einer Verhaltensform, sind aber nicht die Grundlage von Sexualnormen. »Was man tut oder nicht tut« dient häufig nur als Vorwand für eigene moralische Wertungen.
Siehe auch Coming-out, Perversionen und sexuelle Funktionsstörung.
Universal-Lexikon. 2012.